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Ein neuer N26-Rivale geht an den Start

Vivid Money will etablierten Smartphone-Banken ab diesem Montag in Deutschland Konkurrenz machen. Welche Parallelen und Unterschiede es zu den Rivalen gibt.

Die Smartphone-Banken N26 und Revolut bekommen neue Konkurrenz. An diesem Montag startet in Deutschland die Finanzplattform Vivid Money. Wie das Handelsblatt vorab von den Gründern Alexander Emeshev und Artem Yamanov erfuhr, wollen sie den Kunden neben einem Girokonto und einer kostenlosen Visa-Debit-Karte insbesondere Spar- und Anlageprodukte bieten. Die Funktionen werden erst nach und nach freigeschaltet, doch es zeichnet sich bereits ab, dass Vivid eine Mischung aus beliebten Produkten seiner Wettbewerber N26 und Revolut anbietet. Zudem will es die Kunden zusätzlich mit einem Bonusprogramm locken.

Die beiden Gründer Emeshev und Yamanov stammen aus Russland und gehörten zuvor zum Management der Tinkoff Bank – einer 2006 gegründeten Bank, die sich durch digitale und innovative Bankdienstleistungen auszeichnet und mehr als zehn Millionen Kunden hat. Yamanov war dort seit der Gründung als Business Development Director für die Geschäftsentwicklung verantwortlich, Emeshev stieß 2014 als Verantwortlicher für neue Produkte dazu. Bislang haben die beiden Vivid Money nach eigenen Angaben aus persönlichen Mitteln und über Kredite finanziert. Die TCS Group Holding – der Konzern hinter der Tinkoff Bank – habe jedoch bereits zugesagt, dass sie in einer ersten Finanzierungsrunde rund 25 Millionen Euro beisteuern will.

Dass der Starttermin nun in die Coronakrise fällt, sieht Emeshev unproblematisch. „Gerade jetzt rückt das Thema Finanzen für viele Menschen in den Fokus, entweder müssen sie sparen oder sie haben nun ein steigendes Interesse am Aktienhandel“, sagt er. Unternehmensberater dagegen kommen zu unterschiedlichen Einschätzungen: Einerseits verleiht die Coronakrise der Digitalisierung im Bankwesen einen Schub, und das Filialgeschäft verliert weiter an Bedeutung. Andererseits profitieren davon bereits die etablierten Direktbanken, und auch Filialbanken dürften ihre digitalen Aktivitäten ausweiten. Das könnte Neulinge am Markt ausbremsen.

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Die Vivid-Gründer fassen jedoch bereits weitere Expansionspläne ins Auge: Nach dem Start in Deutschland sollen in den kommenden Monaten drei weitere europäische Märkte hinzukommen. „Unser Ziel ist es, innerhalb von einem Jahr in diesen Märkten insgesamt mehrere Hunderttausend Kunden zu gewinnen“, sagt Emeshev. N26 sprach zuletzt von weltweit mehr als fünf Millionen Kunden, Revolut von mehr als zehn Millionen. Eine eigene Banklizenz hat Vivid Money, dessen Sitz in Berlin sein wird, nicht. Stattdessen bedient es sich der Solarisbank als Dienstleisterbank im Hintergrund – so, wie es beispielsweise auch die Firmenkundenanbieter Penta und Kontist tun. Auch N26 hatte in seinen Anfängen zunächst Wirecard als Dienstleisterbank genutzt.

Das Produktangebot im Vergleich zu N26 und Revolut:

Ein grober Vergleich zeigt die Parallelen zwischen den jungen Konkurrenten sowie die Besonderheiten des neuen Anbieters.

Debit-Karte:
Bei der kostenfreien Visa-Debit-Karte hat sich Vivid von der „Apple Card“ inspirieren lassen: Auf der Karte ist nur der Name des Kontoinhabers, aber nicht seine vollständige Kartennummer aufgedruckt. Auch Revolut und N26 bieten kostenfreie Debit-Karten. Diese können zudem mit Google Pay und Apple Pay genutzt werden – das plant auch Vivid.

Konto und Bargeldabhebungen:
Vivid bietet zwei Kontomodelle: eine kostenfreie Version und einen „Prime“-Account, der zunächst für drei Monate kostenfrei getestet werden kann und dann monatlich 9,90 Euro kostet. Wesentlicher Unterschied: In der kostenfreien Variante können Nutzer monatlich bis zu 200 Euro Bargeld gebührenfrei am Geldautomaten abheben, in der Prime-Variante bis zu 1000 Euro, danach wird jeweils eine Gebühr in Höhe von drei Prozent fällig.

N26 und Revolut bieten jeweils drei Kontomodelle. N26: 0 Euro, 9,90 Euro und 16,90 Euro. Revolut: 0 Euro, 7,99 Euro, 13,99 Euro. In den Premium-Modellen sind diverse Extras wie Versicherungspolicen enthalten.

Beim kostenlosen Revolut-Konto können Nutzer ebenfalls bis zu 200 Euro monatlich gebührenfrei abheben, danach werden zwei Prozent Gebühr fällig.
Bei N26 sind in der kostenfreien Variante drei Bargeldabhebungen pro Monat inklusive (fünf, falls N26 das Hauptkonto ist). Danach werden zwei Euro pro Abhebung fällig.

Unterkonten:
Bei Vivid heißen die Unterkonten, mit denen Kunden zum Beispiel ihr Geld für Alltagsausgaben von verschiedenen Sparzielen trennen können, „Pockets“. Künftig sollen Nutzer diese Konten auch mit anderen Vivid-Nutzern teilen können. Bei N26 heißen die Unterkonten „Spaces“, bei Revolut „Vaults“.

Auslandswährungen:
Die „Pockets“ können zudem mit unterschiedlichen Währungen aufgeladen werden – das ist auch bei Revolut möglich. N26 dagegen bietet Auslandsüberweisungen über eine Kooperation mit dem Fintech Transferwise.

Kategorisierte Transaktionen:
Eine übersichtliche Darstellung der persönlichen Einnahmen sowie Ausgaben und die automatische Zuordnung in unterschiedliche Kategorien ist bei digitalen Kontoanbietern inzwischen eine Standardfunktion. Vivid knüpft damit an die Konkurrenten an. Wie Revolut bietet es zudem die Möglichkeit, Budgets für einzelne Kategorien festzulegen.

Geld senden:
Ähnlich wie bei N26-„Moneybeam“ gibt es auch bei Vivid die Möglichkeit, Geld schnell an Freunde zu senden. Auch Revolut bietet das an. Bei allen drei Anbietern ist es zudem möglich, Rechnungen zwischen mehreren Freunden aufzuteilen.

Bonusprogramm:
Eine Besonderheit bei Vivid ist ein Bonusprogramm, bei dem Nutzer monatlich bis zu 20 Euro Cashback bekommen. Der Cashback hängt davon ab, wo und für welche Summe die Kunden eingekauft haben. Revolut bietet mit „Perks“ etwas Ähnliches an. Bei N26 gibt es im teuersten Kontomodell Vergünstigungen bei ausgewählten Partnerunternehmen wie zum Beispiel WeWork.

Aktienhandel:
Zum Markstart am 8. Juni wird Vivid noch keinen Aktienhandel ermöglichen. „Das wird sich jedoch in wenigen Monaten ändern“, verspricht Artem Yamanov. Das Anlagespektrum soll dann europäische und amerikanische Aktien sowie ETFs umfassen. Der Handel werde „überwiegend kostenlos“ sein. Schon jetzt werden die Nutzer aber im Rahmen des Bonusprogramms an den Aktienhandel herangeführt. Sie können ihren gesammelten Cashback fiktiv in Aktien anlegen. „Dabei profitieren die Kunden von Kursanstiegen, fallen aber bei Kursverlusten nicht unter den eingesetzten Betrag zurück“, sagt Emeshev.

Bei Revolut können Nutzer über das Produkt „Trading“ in 750 US-Unternehmen investieren. In den gebührenpflichtigen Kontomodellen entfallen für einen Teil oder für alle Transaktionen die Handelsprovisionen. N26 bietet keinen Aktienhandel an. Eine zwischenzeitliche Kooperation mit einem digitalen Vermögensverwalter wurde beendet.

Sparkonten:
Bei Vivid sollen Sparkonten in den nächsten Monaten ins Angebot aufgenommen werden. N26-Kunden können dank einer Kooperation mit dem Fintech Weltsparen Geld auf Festgeldkonten anlegen. Revolut bietet das nicht, ermöglicht stattdessen aber das Investment in Kryptowährungen und Rohstoffe.

Kredite:
Vivid plant vorerst nicht, in die Kreditvergabe einzusteigen. Auch bei Revolut erhalten die Kunden keine Kredite. Dagegen bietet N26 selbst Konsumentenkredite an und kooperiert zudem mit der Kreditplattform Auxmoney.

Smartphone-App:
Bei Vivid lässt sich das Konto zunächst nur über die Smartphone-App steuern. Eine Desktop-Version wird für die Zukunft aber nicht ausgeschlossen. N26 bietet das bereits, Revolut nicht.