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Neuer Meilenstein an der Nasdaq – trotz Corona

Die US-Technologiebörse markiert inmitten der Coronakrise ein Rekordhoch. Tech-Aktien profitieren von einer Sonderkonjunktur. Doch auch andere Börsen nähern sich Rekordmarken.

Es waren ausgerechnet Apple und Microsoft, die im Februar den weltweiten Börsencrash mit auslösten. Die Technologiegiganten sahen ihre Umsätze bedroht und schockierten damit Investoren. Auslöser war die Sorge, durch die Corona-Pandemie würden die Lieferketten unterbrochen.

Doch inzwischen ist klar: Viele Technologiekonzerne kommen besser durch die Krise als Unternehmen aus anderen Branchen. Entsprechend fiel das Börsenbeben bei den vor allem in den USA angesiedelten Technologiekonzernen geringer aus als am breiten Markt. Zudem hat sich die Tech-Branche schneller wieder erholt. Der Index der US-Technologiebörse Nasdaq hat Anfang der Woche ein neues Rekordhoch markiert und legte am Dienstag nach. Im frühen Handel sprang der Nasdaq-Index auf 9974 Punkte.

Und das an einem Tag, an dem die Kurse an vielen anderen Börsen nachgaben. Tendenziell nähern sich viele Indizes wieder ihren kurz vor dem Aktiencrash markierten Rekordständen. Der breite US-Aktienindex S & P 500, dessen Entwicklung ebenfalls zum großen Teil von Technologieaktien geprägt wird, liegt nur noch knapp sechs Prozent unter seinem Rekordhoch, beim deutschen Dax sind es rund acht Prozent.

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Als Auslöser für die beispiellose Börsenrally gelten vor allem die billionenschweren Hilfspakete der Notenbanken und Regierungen. Außerdem setzen viele Investoren darauf, dass die Wirtschaft weiter hochgefahren wird und es zu keiner zweiten Viruswelle und keinem zweiten mehr oder weniger vollständigen Lockdown des weltweiten öffentlichen Lebens kommt.

Vielen Aktienstrategen geht die Erholung an den Börsen jedoch zu schnell. David Wehner, Portfoliomanager bei der zur Unternehmensgruppe Dornier gehörenden Vermögensverwaltung Do Investment sagt: „Die Risiken für den Aktienmarkt sind nicht abgearbeitet worden, sondern momentan nur ausgeblendet.“

Die Rezession wird auch nach Ansicht von Ökonomen durch die massiven Hilfen in der Tat allenfalls abgemildert. Und sie hat unmittelbare Auswirkungen auf die Bilanzen der Unternehmen. Die Gewinne der Unternehmen am breiten Markt sind schon im ersten Quartal auf breiter Front eingebrochen, und im zweiten Quartal dürfte es kaum besser werden.

Unter den ganz großen Technologiekonzernen konnten in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres aber Microsoft, die Google-Mutter Alphabet und Facebook ihre Gewinne sogar deutlich auf beachtliche 10,8 Milliarden Dollar (Microsoft), 6,8 Milliarden Dollar (Alphabet) und 4,9 Milliarden Dollar (Facebook) steigern. Bei Apple sank der Nettogewinn im Vergleich zum Vorquartal nur leicht auf 11,3 Milliarden Dollar. Einen Gewinneinbruch von 30 Prozent gab es nur bei Amazon.

Der Onlinehändler steigerte seine Umsätze zwar angesichts langer Zeit geschlossener Geschäfte um mehr als ein Viertel – musste jedoch angesichts des Kundenansturms auf seine Lieferdienste auch in Personal investieren. Unter dem Strich verdiente aber auch der weltgrößte Onlinehändler im ersten Quartal noch ansehnliche 2,5 Milliarden Dollar.

Tech-Konzerne als Qualitätsunternehmen

Überhaupt haben sich die ganz großen Tech-Konzerne dank ihrer stetigen Gewinne zu Qualitätsunternehmen entwickelt, denen Investoren auch in Krisenzeiten vertrauen. So haben allein Amazon, Alphabet, Apple, Facebook und Microsoft in den vergangenen zehn Jahren laut Berechnungen des Fondshauses Carmignac nach Abzug aller Investitionen einen freien Cashflow von zusammen 1,1 Billionen Dollar verdient.

Doch das ist es nicht allein. Gerade die Technologiebranche profitiert in Coronazeiten von einer Sonderkonjunktur. Wenn sich das Leben und Arbeiten vorwiegend von zu Hause aus und virtuell abspielt, werden Technologieunternehmen als „Lebenselixier der Wirtschaft“ betrachtet, wie David Older, Aktienchef bei Carmignac, es ausdrückt.

Das spürten auch ganz deutlich Unternehmen wie der Streaminganbieter Netflix und der Videokonferenzanbieter Zoom. Netflix ist zwar lange nicht so profitabel wie die ganz großen Technologiekonzerne, verdoppelte den Gewinn im ersten Quartal aber auf 709 Millionen Dollar. Noch viel deutlicher war die Gewinnsteigerung beim Online-Konferenzanbieter Zoom. Er steigert seinen Nettogewinn von 200.000 Dollar im ersten Quartal 2019 auf zuletzt 27 Millionen Dollar im entsprechenden Zeitraum.

Angewiesen auf Tech-Konzerne

Nach Aussage von Pauline Grange, Fondsmanagerin für globale Aktien beim britischen Asset-Manager Columbia Threadneedle, werden Technologieunternehmen inzwischen ähnlich wie „Versorgungsunternehmen“ angesehen. „In der Phase der Isolation erkennen wir eindeutig, wie stark wir auf Technologieplattformen und soziale Medien angewiesen sind“, sagt die Fondsmanagerin.

Kurzfristig könnten Onlineplattformen wie Google, Youtube und Facebook zwar Werbeeinnahmen wegbrechen. Grange geht aber davon aus, dass die Plattformen auf längere Sicht von steigenden Nutzerzahlen und zunehmendem Interesse profitieren. Der Online-Einkauf dürfte ebenfalls zunehmen, da sich die Verbraucher mehr und mehr daran gewöhnen.

Auch in anderen Technologiebereichen wirkt die Coronakrise als Beschleuniger von Entwicklungen. René Kerkhoff, Branchenanalyst beim unabhängigen Vermögensverwaltung DJE Kapital nennt als weitere Beispiele die Nutzung von Cloud-Diensten.

„In Zeiten von Homeoffice, Homeschooling und Co. dürfte sich der Trend zur Nutzung von Cloud-Diensten nochmals verstärkt haben“, sagt Kerkhoff. Auch das Fondshaus Franklin Templeton ist überzeugt, dass IT-Infrastruktur künftig noch schneller in die Cloud verlagert wird. Zu den größten Cloud-Anbietern zählen Amazon, Microsoft, Alphabet und der chinesische Konzern Alibaba.

Gestiegene Bewertungen

Insgesamt bleiben viele Strategen optimistisch für die Technologiebranche, obwohl die Aktien nach den deutlichen Kursanstiegen teuer sind. Doch auch Investoren wie die des Fondshauses DWS, die explizit betonen, dass sich die Aktienmärkte insgesamt „zu schnell und zu deutlich erholt haben“, gewichten Technologieaktien in ihren Portfolios nach der Kursrally weiter über.

Das US-Anlagehaus Principal Global Investors rechnet ebenfalls mit einer anhaltenden Outperformance der Technologiewerte, „obwohl die Bewertungen zweifellos erhöht sind“. Doch an die Wachstumsstärke der Technologieunternehmen komme kaum eine andere Branche heran, von daher dürften sich Technologieaktien an der Börse eben weiter besser entwickeln als die Papiere vieler anderer Unternehmen.

Ein Selbstläufer sind indes auch die großen Tech-Branchen nicht. Bislang konnten sich viele Technologiekonzerne zwar trotz der schlechten Wirtschaftslage bilanziell und an der Börse gut entwickeln.

Doch Kevin Landis, Fondsmanager beim US-Haus Firsthand Funds, warnt: Auch Technologieunternehmen brauchen letztlich Kunden, die in der Lage sind, ihre Dienste zu bezahlen. Eine lang anhaltende Rezession sei von daher auch eine Bedrohung für die Gewinne der Tech-Firmen. Von daher müssen auch die Technologiekonzerne darauf setzen, dass die von den Staaten und Notenbanken geschnürten Hilfspakete wirken.