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Neuer-Markt-Pionier Gerhard Schmid setzt auf die Blockchain

Nach Mobilfunk und Internet in den 90er-Jahren hat Gerhard Schmid einen neuen Megatrend im Visier: die Blockchain. DER AKTIONÄR hat mit ihm über Blockchain as a Service, First Mover und Parallelen zum Neuen Markt gesprochen.

Die meisten erinnern sich: Mit Mobilcom und Freenet gehörte Gerhard Schmid am Neuen Markt zu den Vorreitern in Sachen Mobilfunk und Internet in Deutschland. Zuletzt ist es etwas ruhiger um den inzwischen 66-Jährigen geworden, doch beim neuen Megatrend Blockchain will er es noch einmal wissen. Dabei erkennt Schmid zahlreiche Parallelen zu seinen früheren Projekten. „Wenn eine neue Technologie kommt und keiner weiß, wie es geht, dann gewinnt derjenige, der sich schneller bewegt als die anderen. (…) Ich war damals First Mover im Mobilfunk und ich war First Mover beim Internet, jetzt bin ich wieder First Mover bei Blockchain-Geschäftsmodellen“, sagt Schmid im Interview mit dem aktionär. Mit seinem Unternehmen namens BaaS.business baut er einen Marktplatz für dezentrale Blockchain-Apps (dApps) auf. Kunden sollen dort je nach Bedarf Zugang zu Blockchain-Anwendungen haben, vergleichbar etwa mit Smartphone-­Apps im App-Store von Apple oder Google.

Mit dem Angebot richtet sich BaaS.business vor allem an kleinere und mittlere Unternehmen, für die Aufbau und Betrieb einer eigenen Blockchain-Lösung oder eine Teilnahme etwa am Hyperledger-Programm von IBM zu aufwendig und zu teuer sind. Stattdessen sollen die Eintrittsbarrieren mit einem Standardprodukt gesenkt werden, bei dem sich die Kunden nur anmelden und die gewünschten Anwendungen flexibel hinzubuchen können. Laut Schmid sind es nämlich die kleinen Unternehmen, die bei der Adaption neuer Technologien wesentlich schneller agieren als große Konzerne. „Es waren immer New Entries, die den Markt entwickelt und groß gemacht haben.“ Der Grund: „Großkonzerne bewerten das Risiko einer Neueinführung immer höher als deren Nutzen. Sie betreiben immer nur Evolution, während kleinere und mittlere Unternehmen sowie Start-ups Revolution machen.“

Viele Möglichkeiten, riesiges Potenzial

Anwendungsfälle gibt es überall dort, wo es da­rum geht, Daten und Informationen für alle Beteiligten einsehbar, aber durch niemanden eigenmächtig veränderbar zu machen. „Was Blockchain kann, ist die Historie einer Sache oder eines Prozesses unabänderlich festzuhalten, beispielsweise Herkunftsnachweise für Flugzeugersatzteile, Medikamente oder Bio-Lebensmittel “, sagt Schmid. „Gleiches gilt für Prozesse, etwa Reparaturpläne für Narkosegeräte in Krankenhäusern, deren Wartung unverfälschbar dokumentiert werden muss.“ Ein drittes Anwendungsfeld sei die digitale Unterschrift. All jene Vorgänge sind heute noch mit großem Verwaltungsaufwand verbunden und laufen meist auf zentralen Rechner, häufig genug aber sogar noch analog. Das ist nicht nur ineffizient und teuer, sondern auch anfällig für Fehler und Manipulation. Hier könnte die Blockchain-Technologie als „System des Vertrauens“ Abhilfe schaffen. „Der Markt weltweit ist riesig, hier geht es um zwei- bis dreistellige Milliardenbeträge.“ Software as a Service als Marktsegment habe im Moment 70 Milliarden Dollar Volumen und werde sich in drei Jahren noch einmal fast verdoppeln. „Ein Teil davon wird auf dezentrale Technologien entfallen, wenn sie marktfähig sind“, prophezeit er.

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Neuer Markt 2.0?

Um das Projekt zu finanzieren, setzt BaaS.business auf den Verkauf von Token – wie bei Blockchain-Start-ups üblich. Ob solche ICOs die Neuauflage des Neuen Markts sind, will DER AKTIONÄR wissen. Schmid holt aus: „Durch den Neuen Markt sind auch junge, wachstumsstarke Unternehmen an der Börse akzeptiert worden. Das Marktsegment, das damals entstanden ist, war eine großartige Sache. Viele Unternehmen, die damals an die Börse gegangen sind, gibt es auch heute noch – zwei davon habe ich gegründet, Mobilcom und Freenet. Dann sind die Banken allerdings etwas gierig geworden, haben jeden der ‚Internet‘ fehlerfrei schreiben konnte, an die Börse gebracht und dadurch den Markt für die Aktionäre kaputtgemacht. Ein Börsensegment, wo sich wachstumsorientierte, junge Unternehmen Eigenkapital beschaffen können, ist im Prinzip aber auch heute sehr richtig.“ Ähnlich dem damaligen Wachstumssegment sei durch die Blockchain-Technologie heute eine zusätzliche Finanzierungsquelle für junge Unternehmen entstanden, bei der Nutzungsrechte verbrieft und darüber Investitionen finanziert werden können.

Diese Auffassung spiegelt sich auch im Token-Design. Dieser berechtigt einerseits zur Nutzung der fertigen Plattform von BaaS.business, stellt den Besitzern darüber hinaus aber auch eine jährliche Zinszahlung von neun Prozent in Aussicht. „Wenn man verbriefte Rechte ausgibt, gibt es zwei Möglichkeiten: Man kann auf eine Wertsteigerung in der Zukunft setzen. Dann ist man aber komplett von der Fantasie im Markt abhängig – was das bedeutet, kann man derzeit auch beim Bitcoin beobachten. In dem Moment, in dem die Fantasie entweicht, bricht das ganze Gebäude zusammen“, so Schmid. „Wenn man aber etwas hat, das nicht nur auf Fantasie beruht, sondern einen regelmäßigen Geldfluss, etwa in Form von Zinsen, darstellt, gibt es ein zweites Bewertungskriterium. Dadurch wird das verbriefte Recht immer einen Wert haben.“

Während sich die meisten ICO-Projekte mit Händen und Füßen dagegen wehren, als Security-­Token klassifiziert zu werden, teilt Schmid die Auffassung der SEC, wonach alle börsengehandelten Coins Securities sind: „Das ist ja auch ganz logisch, denn in dem Moment, in dem ich den Token an einer Börse verkaufe, hat er einen Wert, ist also ein Wertpapier. Aber um Token kapitalmarktmäßig einzuordnen, bin ich der Falsche. Da hat die BaFin das Monopol, Gott sei Dank.“

Investoren brauchen Ahnung und tiefe Taschen

Bei der Frage, wer in seinen Token investieren sollte, zitiert Schmid Warren Buffett: „Investieren Sie nur in Geschäftsmodelle, die Sie verstehen. Wer unser Geschäftsmodell eines Marktplatzes für dezentrale Blockchain-Apps versteht, für den ist es ein gutes Investment. Wer es nicht versteht, der sollte die Finger davon lassen.“ Um am Private-­Placement von BaaS.business teilzunehmen, müssen Investoren mindestens 100.000 Euro auf den Tisch legen. Dafür muss man zwar nicht Warren Buffett sein, für die meisten Privatanleger ist das ICO damit aber dennoch eine Nummer zu groß. Zumal gerade kleinere Krypto­währungen und Token nach Einschätzung des AKTIONÄR weiterhin nur als extrem spekulative Depotbeimischung geeignet sind und ein Totalverlust möglich ist.