Neuer Gesamtmetall-Präsident sieht keinen Verteilungsspielraum
BERLIN (dpa-AFX) - Der neue Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Stefan Wolf, sieht in der anstehenden Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie keinen Verteilungsspielraum. "Ich glaube, viele in der IG Metall haben noch nicht verstanden, in welcher Situation wir uns befinden", sagte Wolf am Freitag in Berlin. Das aktuelle Produktionsniveau in der Branche liege um 17 Prozent unter dem Niveau aus dem Winter vor der Corona-Pandemie. "Jetzt in eine Tarifrunde zu gehen mit einer Forderung von vier Prozent und auch Streiks und sonstige Arbeitskampfmaßnahmen nicht auszuschließen, ist aus meiner Sicht völlig fehl am Platz", sagte er.
Der Gewerkschaftsvorstand der IG Metall hatte am Vortag entsprechende Forderungs-Beschlüsse der regionalen Tarifkommissionen bestätigt. Das Volumen soll entweder klassisch in Form von Lohnerhöhungen an die 3,8 Millionen Beschäftigten der Branche gehen oder als teilweiser Ausgleich für Arbeitszeitreduzierungen in Betrieben, denen die Krise schwer zu schaffen macht.
"Ich habe schon manchmal den Eindruck, dass die IG Metall auf Funktionärsebene sich von den Menschen in unseren Betrieben ziemlich stark entfernt hat", kritisierte Wolf die Forderungen. Den Beschäftigten gehe es in der Krise vor allem um den Erhalt des eigenen Arbeitsplatzes. Dennoch sehe er den Verhandlungen optimistisch entgegen: "Ich kann noch nicht sagen, wie ein Kompromiss am Ende dieser Tarifrunde aussehen wird, aber bisher haben wir natürlich nach jeder Runde einen gefunden."
Der promovierte Jurist war am Vortag auf einer Mitgliederversammlung zum neuen Gesamtmetall-Präsidenten gewählt worden. Er folgt auf Reiner Dulger, der am selben Tag zum neuen Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) gewählt wurde.