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Neue Zinshoffnungen für die Aktienmärkte

Die jüngsten Notenbankentscheidungen machen langfristig ein Zinsszenario möglich, das optimal für Aktien wäre. Schon in den nächsten Wochen könnte das den Dax bis auf 13.600 Punkte steigen lassen.

Die amerikanische Notenbank hebt die Leitzinsen an – und nichts passiert an der US-Börse. Die europäische Notenbank bereitet den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik vor – und der Dax geht durch die Decke. 300 Punkte gewann der Index in wenigen Stunden, das war der stärkste Kursanstieg, seit die Kurse im Frühjahr nach oben gedreht haben. Wenn ein Aktienmarkt so heftig reagiert, ist das ein Zeichen für eine wichtige Veränderung – offensichtlich hin zum Positiven.

Was ist an den jüngsten Äußerungen der EZB gut für Aktien? Zunächst hat Mario Draghi etwas gemacht, das vor gar nicht langer Zeit noch als großes Risiko für den Aktienmarkt dargestellt wurde: Er hat den Fahrplan für den Ausstieg aus den Anleihekäufen vorgezeichnet, das Ende der extrem großzügigen Geldpolitik. Ab Spätsommer sollen die Anleihekäufe zunächst reduziert und dann Ende des Jahres eingestellt werden. 2019, wahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte, könnte es dann zu einer ersten Zinserhöhung kommen.

Draghi hat die Tür für die Zinswende aufgemacht, ohne die Märkte zu verschrecken. Gleichzeitig hält er sich genug Spielraum offen. Entscheidend dafür werden die Konjunktur und die Inflationsentwicklung sein; und als besondere Frage dazu die wacklige Lage im Schuldenstaat Italien.

Die Inflation ist zuletzt deutlich gestiegen, vor allem in Deutschland. Die Konjunktur in Europa zeigt Ermüdungserscheinungen. Und die Schuldenkrise in Italien dürfte als Dauerproblem erst einmal erhalten bleiben.

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Die letzte Anstiegsphase der Notenbankzinsen fand von 2006 bis 2008 statt. Dabei kam es zu neun Zinserhöhungen durch die EZB und einer gesamten Erhöhung von 2,0 Prozent auf 4,25 Prozent. Ließe man einen solchen Zinszyklus Ende 2019 beginnen, ergäbe das bis 2021 Leitzinsen von 2,25 Prozent.

Beim Zinszyklus 2006 bis 2008 lagen Wachstumsraten und Inflationsraten zwischen zwei und vier Prozent. Eine akute Schuldenproblematik einer großen Volkswirtschaft wie Italien gab es nicht.

Für die weitere Zinspolitik der EZB dürfte das bedeuten, dass es dann nach 2019 nur zu wenigen Zinsschritten kommt. Auch bei einer vollzogenen Zinswende dürften die Leitzinsen in Europa dann allenfalls bei einem Prozent oder etwas höher stehen.

US-Zinsen noch zurückhaltend

In Amerika sieht das etwas anders aus. Hier dürften zunächst zwei weitere Zinserhöhungen wahrscheinlich sein. Die US-Leitzinsen könnten damit von aktuell 1,75/2,00 Prozent bis nächstes Jahr auf 2,25/2,50 Prozent steigen. Das wäre weit entfernt von den Spitzen der vergangenen Zinszyklen. Im Jahr 2000 standen die US-Leitzinsen bei 6,50 Prozent, 2007 erreichten sie 5,75 Prozent. In der dynamischen Phase von 2004 bis 2006 kam es dabei zu 17 Zinserhöhungen.

Wenn die Fed den Kurs ihrer vorsichtigen Erhöhungspolitik beibehält, dürfte der Zinsanstieg bei weitem nicht so dynamisch ausfallen wie in den vorangegangenen Zinszyklen. Statt also in einigen Jahren bei sechs Prozent zu landen, könnte die Fed es dieses Mal bei einem Zinsniveau um vier Prozent bewenden lassen.

Um die vier Prozent in den USA und vielleicht 1,00 bis 1,50 Prozent in Europa. Ein solches Szenario eines langfristigen, moderaten Anstiegs der Notenbankzinsen wäre für die Asset-Märkte optimal. Die Zinsen hätten sich damit von der Ausnahmesituation der Nulllinie entfernt, das wäre der Abschied vom Krisenmodus. Zugleich würde dies die Konjunktur und die Anlagemärkte nicht abwürgen – und es bliebe genug Spielraum, damit spezielle Krisenstaaten wie Italien womöglich zu einer Lösung oder einem Moratorium ihrer Schuldenprobleme kommen.


Ein Meilenstein bei der Verteidigung wichtiger Kursgewinne

Dax und Euro Stoxx haben durch die jüngsten Notenbankaktionen deutlich mehr gewonnen als die US-Börsen, weil sich nun auch für Europa eine verträgliche Zinswende abzeichnet. In den USA ist diese Überzeugung schon seit längerem vorherrschend, deshalb sind die Kurse bisher schon weit gestiegen und haben jetzt darauf nicht mehr besonders reagiert.

Der jüngste Schub im Dax fand knapp oberhalb der 200-Tage-Linie statt, also markttechnisch an einem kritischen Punkt. Durch den breiten Anstieg gibt es nun wieder genauso viele Aktien im Dax, bei denen die aktuellen Kurse oberhalb ihrer 200er-Linie verlaufen wie unterhalb. Der deutsche Aktienmarkt ist also zwar immer noch in einer unentschiedenen Verfassung, hat sich aber aus der kritischen Lage befreit, wie sie besonders Ende Mai bestand.

Bei den Einzelwerten machen derzeit neben den technologischen Top-Aktien SAP und Infineon besonders die Defensivklassiker Boden gut, sichtbar etwa an Fresenius. Nach dem kurzfristigen Kaufsignal um 69 Euro könnte es mittelfristig wieder bis auf 80 Euro gehen. Fresenius profitiert vom Comeback der Gesundheits- und Pharmaaktien.

Weiter nach oben geht es mit E.On. Um neun Euro hat sich die Aktie stabilisiert, im zweiten Halbjahr sind Notierungen knapp über zehn Euro möglich. E.On kommt bei seinem Konzernumbau voran. Für den Kauf von Innogy, dem New-Energy-Geschäft von RWE, hat sich E.On gerade reichlich Bankmittel gesichert.

Stabil im Top-Bereich hält sich Adidas. Das Umfeld der Fußball-WM ist plakativ und spiegelt die starke Marktstellung des fränkischen Unternehmens wider. Ein Anstieg über 203 Euro ergäbe ein weiteres Kaufsignal.

Nach Ertragsenttäuschungen kam die Deutsche Post unter die Räder. Im Bereich um 30 Euro könnte es nun eine Zwischenerholung geben. Für Investoren kommt die Aktie aber noch nicht infrage, dazu müssen die Gewinnperspektiven wieder verlässlicher werden.

Angeschlagen bleibt die Deutsche Bank. Die Erholung auf dem Niveau um neun Euro läuft nur mühsam, Rückenwind von deutlich steigenden Zinsen ist nicht in Sicht.

Fazit für den Gesamtmarkt: Mit dem Dreh auf über 13.000 Punkte hat sich die kritische Lage im Dax entspannt. Vom Gewinn der Anstiegsphase April bis Mitte Mai konnte bisher ein großer Teil verteidigt werden. Die Gefahr, dass der Markt wieder die alte Abwärtstendenz von Januar bis März aufnimmt, ist deutlich geringer geworden. Für die nächste Woche wäre es optimal, wenn sich der Dax oberhalb von 12.800 hält. Dann könnte sich die gesamte Schwankungsphase zwischen 12.600 und 13.100 als Konsolidierungsetappe in einer größeren Aufwärtsbewegung erweisen. Dessen Ziel läge dann bis Sommer bei 13.600 Punkte.

Der nächste Dax Radar erscheint Ende Juni.