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Neue Telefone treiben den 5G-Ausbau an

Fast alle großen Handyhersteller zeigen auf der Technikmesse Ifa Smartphones, die bereit sind für die neueste Netzgeneration. Jetzt sind die Mobilfunkanbieter am Zug.

Ganz, ganz behutsam falten die Journalisten auf der Ifa die nagelneuen Smartphones in der Mitte. Kann man die wirklich knicken? Doch nach dem Öffnen ist das Display des Galaxy Fold von Samsung glatt wie zuvor, die Scharniere halten.

Die Skepsis ist berechtigt, weil der eigentlich schon für April geplante Marktstart nach Pannen kurzfristig abgesagt wurde. Nun hat Samsung beim Verschluss nachgebessert, der Schutzbelag ist so integriert, dass niemand auf die Idee kommt, ihn abzukratzen.

Ab dem 18. September soll das Telefon im Mini-Tablet-Format erhältlich sein, kündigt Samsung auf der Technikmesse an – dieses Mal wirklich.

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Das neueste Samsung-Telefon kann noch mehr als mehrere Apps nebeneinander anzeigen. Das kleine Faltbare enthält einen Funkchip für den neuen Mobilfunkstandard 5G und ist damit geeignet, etwa Filme in der hohen Auflösung 4K zu streamen. Jahrelang wurde über die Chancen des nächsten Mobilfunkstandards gesprochen. Jetzt wird daraus Realität.

Denn die Entwicklung schreitet von zwei Seiten voran: Die Gerätehersteller und Mobilfunkanbieter treiben sich wechselseitig. Die Ifa zeigt einen Zwischenstand auf dem Weg zur Massenverfügbarkeit des superschnellen Netzes der fünften Generation (5G).

Netze auf Basis des Echtzeitmobilfunks sind nun weltweit in mehr als 20 Ländern für Endverbraucher im Livebetrieb, rund die Hälfte davon in Europa. Vodafone hatte 5G schon vor zwei Monaten in Deutschland für die Endverbraucher aktiviert, die Telekom hat nun auf der Ifa nachgezogen.

Treiber der neuen Technologie werden zunehmend die Endgeräte. Auf der Leitmesse für Unterhaltungselektronik in Berlin wurde rund ein halbes Dutzend 5G-Smartphones angekündigt. Sind im vergangenen Jahr vor allem Testmodelle präsentiert worden, stehen viele Smartphones nun kurz vor dem Verkaufsstart.

Das trifft neben dem Fold von Samsung auch auf das Dual Screen von LG zu. Das Gerät des koreanischen Unternehmens bietet ebenfalls doppelte Displayfläche, allerdings mithilfe eines zweiten, ansteckbaren Bildschirms.

Wo man beim Samsung-Gerät bei dunklen Fotos eine Knickfalte sieht, trennt hier ein dicker Balken die Flächen. Im zusammengesteckten Zustand kommt man auch nicht mehr an den Lautstärkeregler. Dafür lässt sich das Gerät wie ein kleiner Laptop nutzen. Schönheitsfehler und technische Baustellen hin oder her: Die neuen Möglichkeiten erregen Aufmerksamkeit und Interesse. 5G wird damit für den Massenmarkt nutzbar.

Neben Samsung und LG stellen auch Oppo und Xiaomi in Berlin 5G-Geräte vor: das Oppo Reno 5G und das Xiaomi Mi Mix 3 5G. Erst kürzlich hatten die beiden chinesischen Hersteller neue Büros in Düsseldorf angekündigt, um in Deutschland präsenter zu werden. Zudem kündigten die ebenfalls chinesischen Hersteller OnePlus und ZTE neue Geräte an: das OnePlus 7 Pro 5G und das ZTE Axon 10 Pro 5G.

Bis auf Apple präsentieren alle großen Smartphonehersteller 5G-Geräte. Doch in Branchenkreisen wird vermutet, dass der US-Konzern bald nachziehen könnte. In diesem Jahr sollen neun Millionen 5G-fähige Endgeräte weltweit ausgeliefert werden, schätzt Branchenanalyst Simon Forest von der Beratung Future‧source. Und in den kommenden Jahren soll die Zahl rasant steigen. Für 2023 erwartet Forest bereits 800 Millionen jährlich verkaufte 5G-Geräte.

Diese ermöglichen erst viele Anwendungen, die auf der schnellen Technologie beruhen: Videostreams in 360 Grad, die Übersetzung von Videos in Echtzeit oder grafisch anspruchsvolle Computerspiele aus der Cloud.

Bisher haben die Netzbetreiber in Deutschland bei Fragen zu den Ausbauplänen für 5G auch darauf verwiesen, dass sie nicht allein für die tatsächliche Verfügbarkeit verantwortlich sind. Jetzt müssen sie nachlegen – und sagen das auch zu.

Eigentlich wollte die Bundesrepublik Leitmarkt für die neue Technologie werden. Doch bei der bisherigen Netzqualität schneidet Deutschland im europäischen Vergleich nur mittelmäßig ab. Das Bundesverkehrsministerium hatte den Netzbetreibern in Deutschland das Versprechen abgerungen, bis Ende 2021 mindestens 99 Prozent der Haushalte in jedem Bundesland mit der Vorgängergeneration 4G zu versorgen.

Am vergangenen Freitag besiegelte das Verkehrsministerium Zusagen der Mobilfunknetzbetreiber Telekom, Vodafone, Telefónica und 1 & 1 Drillisch mit entsprechenden Verträgen.

Dafür kam das Ministerium den Firmen bei den Zahlungspflichten aus der Frequenzauktion für den 5G-Mobilfunk wesentlich entgegen. Die Firmen dürfen die Zahlungen von insgesamt rund 6,5 Milliarden Euro nun bis zum Jahr 2030 strecken. Eigentlich wäre ein Großteil der Summe bereits im September fällig geworden.

Telekom-Deutschlandchef Dirk Wössner sagte: „Nun haben wir Planungssicherheit und können mit 5G loslegen.“ Bis zum Jahr 2025 will der Dax-Konzern 99 Prozent der Bevölkerung und 90 Prozent der Fläche Deutschlands mit 5G versorgen.

Vodafone hatte angekündigt, bis Ende des kommenden Jahres rund zehn Millionen Menschen in Deutschland mit 5G zu versorgen. Von Telefónica und 1 & 1 Drillisch gibt es bislang keine konkreten Ausbauzusagen.

1 & 1 Drillisch will als Neueinsteiger ein eigenes Mobilfunknetz in Deutschland errichten. Zuletzt bereiteten die hohen Ausbaukosten Anlegern Sorgen. Am Freitag kündigte der Konzern an, die Investitionen größtenteils aus den laufenden Einnahmen stemmen zu können. Ein Grund dafür sei die Einigung mit dem Ministerium gewesen.

Die Aktien des Mobilfunkers Drillisch stiegen am Freitag um bis zu elf Prozent auf 28,50 Euro und steuerten auf den größten Tagesgewinn seit zweieinhalb Jahren zu. Die Titel des Mutterkonzerns United Internet gewannen bis zu 9,4 Prozent und waren mit 33,40 Euro so teuer wie zuletzt vor drei Monaten.

„Kein Netzbetreiber wird ein leistungsstarkes 5G-Netz für ganz Deutschland allein bauen können“, sagte der Chef von 1 & 1 Drillisch, Ralph Dommermuth. Es sei daher ein wichtiger Schritt, Standorte auch mit anderen Netzbetreibern zu teilen.