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Der neue FBI-Chef mit dem Draht nach Moskau

Christopher Wray gilt als hervorragender Jurist, er hat einen Abschluss aus Yale, jede Menge Erfahrung als prominenter Staatsanwalt und Verteidiger. Doch seinen neuen Job als Chef der US-Bundespolizei FBI hat Wray nicht seinen Meriten, sondern vor allem wohl einem verschwundenen Handy zu verdanken.

Wray arbeitete vor einigen Jahren als Verteidiger des Gouverneurs von New Jersey, Chris Christie, der in den sogenannten Bridgegate-Skandal verwickelt war. Die Hafenbehörde von New Jersey hatte im Sommer 2013 ohne Vorwarnung zwei von drei Spuren auf der viel befahrenen George-Washington-Bridge Richtung New York gesperrt. Das führte nicht nur zu einem Verkehrsinfarkt, sondern provozierte auch viel Wut bei den betroffenen Bürgern. Den Stau habe Christie künstlich erzeugt, mutmaßte ein lokaler Bürgermeister – aus Rache, weil er bei der Gouverneurswahl für dessen Rivalin geworben habe. Da war wohl was dran: Mehrere Mitarbeiter von Christie wurden angeklagt und verurteilt.

Christie selbst wurde aber freigesprochen, aus Mangel an Beweisen. Denn das Mobiltelefon, über das Christie persönlich die Straßensperrung angewiesen haben soll, war nicht aufzutreiben. Wie sich später herausstellte, hatte es Christies Verteidiger rechtzeitig aus dem Verkehr gezogen: Christopher Wray.

Donald Trump verfolgte die Verhandlungen damals intensiv. „Er war sehr beeindruckt, wie Wray dem Angeklagten aus der Patsche half“, sagt Kenneth McCallion, Partner der New Yorker Kanzlei McCallion & Associates LLP und gut bekannt mit allen Beteiligten. Vor allem habe Trump gefallen, dass Wray für seinen Mandanten Risiken einging: „Trump sieht das als Beweis, dass Wray alles für seine Kunden tut. Und der Präsident ist in seinen Augen Kunde des FBI – und verlangt volle Rückendeckung.“ Trump hat Wrays Vorgänger James Comey gefeuert, weil er sich angeblich auf dessen Loyalität nicht verlassen konnte – wichtig für einen Präsidenten, der nicht immer in rechtsstaatlichen Verfahren denkt und gegen den das FBI wegen einer möglichen Kooperation mit Russland im Wahlkampf ermittelt. Der Senat muss der Personalie Wray noch zustimmen, doch das gilt eher als Formsache.

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Die Kunden Gazprom und Rosneft

Viele US-Kommentatoren mögen Wray – auch weil der vor seiner lukrativen Zeit als Anwalt lange im schlecht bezahlten Staatsdienst tätig war. So leitete er im Justizministerium die „white collar“-Abteilung, zuständig etwa für Aktien- und Versicherungsbetrug oder Geldwäsche. Wray ermittelte im Enron-Skandal, einem der größten amerikanischen Wirtschaftskrimis. Der Energiekonzern hatte Bilanzen gefälscht und Milliardenschulden versteckt. Mehrere Spitzenmanager wurden mit Gefängnisstrafen belegt.


Fehlende Unabhängigkeit befürchtet

Auch McCallion bescheinigt Wray „herausragende Arbeit“ als Ankläger. Doch der New Yorker Jurist betrachtet mit Sorge, dass sein Kollege mittlerweile als hoch bezahlter Anwalt nicht nur amerikanische Pharma- und Ölkonzerne vertritt, sondern in der großen Kanzlei King & Spalding tätig ist, die auch zwei russische Energieriesen zu ihren Kunden zählt: Gazprom und Rosneft.

Mit Igor Setschin steht ein enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin an der Spitze von Rosneft. 70 Prozent der Anteile an dem Konzern hält der russische Staat. Sowohl gegen den CEO als auch gegen das Unternehmen sind US-Sanktionen in Kraft.

Laut einem Bericht des britischen Exgeheimdienstagenten Christopher Steele soll Rosneft-Chef Setschin dem US-Präsidenten 19 Prozent an seinem Konzern angeboten haben, sofern Trump die Sanktionen gegen Russland aufhebt. Und: Rosneft und der US-Konzern Exxon einigten sich 2012 darauf, gemeinsam Öl- und Erdgasvorkommen in der Arktis zu erschließen. Ausgehandelt haben den Deal Setschin sowie der ehemalige Exxon-Chef und heutige US-Außenminister Rex Tillerson. Die verhängten Sanktionen verhinderten schließlich die Zusammenarbeit. Sollten die Strafmaßnahmen jedoch gelockert werden, könnte ein neuer Vertrag ausgehandelt werden. Mutmaßlich dann wieder beratend mit an Bord: Wrays Kanzlei King & Spalding.

Jurist McCallion fürchtet fehlende Unabhängigkeit beim neuen FBI-Chef – selbst wenn dieser nicht persönlich Kontakt zu Rosneft hatte. „Jemand, dessen Firma keinerlei Geschäftsbeziehungen zu Russland hat, wäre eine deutlich bessere Wahl gewesen“, sagt McCallion. Der Weg zurück in den Staatsdienst sei ohnehin nicht einfach. Als Verteidiger habe man nur die Verpflichtung seinem Klienten gegenüber. Ein FBI-Direktor aber dürfe nicht nur eine Person oder ein Unternehmen im Blick haben, sondern die Verfassung der Vereinigten Staaten und alle US-Bürger. Die Umstellung sei „nicht unmöglich, aber sehr schwierig“, sagt Experte McCallion. Vor allem nicht bei einem Chef namens Trump.