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Die Netflix-Show spielt im Ausland

Der weltgrößte Bezahl-Streamingdienst schwächelt im Heimatmarkt, überzeugt aber in Europa und anderen Märkten. Doch die Konkurrenz wird bald auch dort härter.

Netflix hat keine Angst vor Disney, Apple oder Amazon – und Google soll es beweisen. Der Brief an Investoren des weltgrößten Bezahl-Streamingdiensts für das vierte Quartal 2019 enthält eine Grafik, die zeigt, wie viele Leute den Namen verschiedener Hit-Serien bei Google eingetippt haben.

Das Ergebnis: Die im Dezember gestartete Fantasy-Serie „The Witcher“ lag weit vor Disneys Star-Wars-Show „The Mandalorian“, Apples Journalismus-Drama „The Morning Show“ und Amazons Action-Serie „Jack Ryan“.

Doch ganz unberührt hat der Start von Disneys und Apples Streamingservices den Marktführer offenbar nicht gelassen, zumindest in seinem lukrativen Heimatmarkt. Das Abonnentenwachstum – die Zahl, der Netflix-Analysten seit langem die meiste Aufmerksamkeit schenken – entwickelte sich durchwachsen.

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Das fällt negativ auf: Netflix hatte in den USA Ende 2019 61,04 Millionen Kunden, 423.000 mehr als ein Quartal zuvor. Dass bei einer Marktdurchdringung von fast einem Netflix-Abo pro zwei Haushalte kaum noch Wachstum möglich ist, ist schon länger klar. Trotzdem hatten Analysten 600.000 neue Kunden erwartet – es ist das dritte Quartal in Folge, bei dem Netflix hier unterliefert.

Das geringe Mitgliederwachstum hänge „vermutlich mit unseren kürzlichen Preisänderungen und dem Start von Konkurrenzangeboten in den USA zusammen“, schreibt Netflix in seinem „Investor Letter“.

Starke Zahlen in Europa und dem Mittleren Osten

Besser sieht es im Rest der Welt aus: In allen anderen Märkten gewann Netflix 8,3 Millionen Nutzer hinzu, rund 1,3 Millionen mehr als das Unternehmen selbst und Analysten erwartet hatten. Besonders stark war das Wachstum in Europa und dem Mittleren Osten: Dort stieg die Zahl um 4,4 auf 51,8 Millionen Nutzer.

Netflix fokussiert seine Wachstumshoffnungen mehr und mehr auf Schwellenländer wie Indien, wo die Konkurrenz eher lokal und noch nicht so stark ist. In Asien und Lateinamerika gewann Netflix jeweils rund zwei Millionen Nutzer hinzu.

Das Problem: Ein durchschnittlicher Abonnent bringt dort nur rund acht oder neun Dollar Umsatz im Monat, Tendenz eher sinkend – und schon jetzt viel weniger als ein US-Abonnent (13,20 Dollar).

Netflix‘ internationale Stärke und die „Preisänderungen“ (oder schlichtweg: Preiserhöhungen) in den USA ließen den Jahresumsatz auf mehr als 20 Milliarden Dollar und den Gewinn auf 2,6 Milliarden Dollar steigen.

Der Gesamtumsatz stieg auf 5,5 Milliarden Dollar nach 4,2 Milliarden im Vorjahreszeitraum und lag damit leicht über den Expertenerwartungen. Der Nettogewinn stieg auf 587 Millionen Dollar oder 1,30 Dollar je Aktie. Hier waren 0,53 Dollar erwartet worden. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen lediglich 134 Millionen verdient.

So geht es für Netflix weiter

Ins neue Jahr geht Netflix vorsichtiger: Statt mehr mit mehr als 30 Prozent Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr, wie es im Schlussquartal 2019 gelang, rechnet der Streaming-ionier nur noch mit knapp 27 Prozent Wachstum im Jahresvergleich.

Die Vorsicht ist wohl angebracht. Die Konkurrenz in den USA wird immer zahlreicher und folgt Netflix bald dorthin, wo das Unternehmen aus Los Gatos aktuell noch sein stärkstes Wachstum erzielt.

Im Laufe des ersten Halbjahres 2020 starten mit AT & Ts HBO Max, NBC Universals Peacock und dem Kurzfilm-Dienst Quibi nicht weniger als drei weitere Streamingdienste in den USA – jeder mit einem großen Programm-Budget und besten Verbindungen nach Hollywood.

Zwar haben die meisten neuen Konkurrenten bislang nur ihren US-Start geplant, doch die Konkurrenz wird auch in Übersee härter für Netflix: Disney, dessen Marvel- und Star-Wars-Filme seit Jahren die Kinokassen dominieren, kommt Ende März nach Europa. Spätestens dann wird der „Mandalorian“, der Kopfgeldjäger aus dem Star-Wars-Universum, auch Jagd auf deutsche und europäische Netflix-Abonnenten machen.