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Netflix macht aus dem Wirecard-Skandal eine Satire über ein Wölfchen von der Wall Street

Da himmeln ihn noch alle an: Mit seinem Startup ist Felix Armand (Thomas Schubert) eine ganze Weile Star der deutschen Finanzszene. Bis jemand die Bilanzen liest. (Bild: Netflix)
Da himmeln ihn noch alle an: Mit seinem Startup ist Felix Armand (Thomas Schubert) eine ganze Weile Star der deutschen Finanzszene. Bis jemand die Bilanzen liest. (Bild: Netflix)

Kapitalismus kann geil sein: Netflix zeigt den Wirecard-Wahnsinn als fantastische Finanzsatire "King of Stonks".

Das Tragische an Felix Armand: Der ehrgeizige Fintech-Gründer weiß, wie der Hase läuft. "Wer erfolgreich sein will, muss stets wachsam sein", doziert er. Und: "Mit jedem Schritt nach oben gibt es einen mehr, der versucht, dich wieder runterzustoßen." Trotzdem fällt er auf einen billigen Taschenspielertrick herein und lässt sich von der Karriereleiter kicken. Beim Aufprall ist er zwar nicht ganz unten, aber in der Sündenbock-Etage gelandet: Tragik hat in der neuen Netflix-Serie "King of Stonks" freilich keinen Platz.

Die Macher von "How To Sell Drugs Online (Fast)" setzen in ihrer sensationellen Finanzsatire aufs große Spektakel, sind gnadenlos lustig und übertreiben, wo sie nur können. Außergewöhnlich clever ist das Ganze außerdem und grandios besetzt. Und weil ein paar Verweise manchmal ganz hilfreich sind, um zu wissen, was einen erwartet: "The Wolf of Wall Street", "The Big Short", "Bad Banks" oder zuletzt "Don't Look Up" wirken allesamt wie Light-Versionen von "King of Stonks".

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Zurück zu Felix Armand, der vom Österreicher Thomas Schubert mit niedlicher Niedertracht gespielt wird. Der ehemalige Programmierer ist auf dem besten Weg, Co-CEO des Finanzunternehmens CableCash zu werden. Das wiederum hat zwei Probleme: Erstens wird es für den größten Finanzskandal der deutschen Geschichte verantwortlich sein (wobei Ähnlichkeiten mit der Realität rein zufällig sind und daher nicht näher erläutert werden). Zweitens wird es von einem künstlich gebräunten Armleuchter mit Esoterik-Fimmel und für viel Geld hergerichteten Zähnen regiert.

Hühner, Blumenkette, Weinglas: Als Tech-Doyen kann Magnus A. Cramer (Matthias Brandt) alles tragen. (Bild: Netflix)
Hühner, Blumenkette, Weinglas: Als Tech-Doyen kann Magnus A. Cramer (Matthias Brandt) alles tragen. (Bild: Netflix)

Der Sonnenkönig

Dass dieser Magnus A. Cramer, den der immer großartige Über-Schauspieler Matthias Brandt als amtlich verrückten Sonnenkönig mit völligem Realitätsverlust spielt, sein Ego vor den Kameras pflegt, ist ziemlich schlau, lenkt seine Geltungssucht doch davon ab, dass CableCash im Prinzip nichts ist als ein völlig wertloses Finanzgebilde, das mit dem Buzzword Digitalisierung das ganze Land blendet. Dem größten Börsengang der Geschichte stehen solche Kleinigkeiten natürlich nicht im Wege. Nur das irgendwann die Finanzaufsicht auf der Matte steht.

"King of Stonks" ist ein großer Rundumschlag über Scheinheiligkeit, leichtgläubige Gier, digitale Ignoranz und das ungerechte Finanzsystem. Vieles ist gelungen, alles ist intelligent übertrieben: Eigentlich müsste man sich ständig fremdschämen - etwa wenn sich Matthias Brandt in seinem autonom fahrenden Tesla versucht, einen runterzuholen oder Eva Löbau als Digitalministerin Star in einem Porno ist. Doch die Serienmacher Philipp Käßbohrer und Matthias Murmann sowie Regisseur Jan Bonny haben sich dafür entschieden, vor allem unzurechnungsfähig lustig zu sein. Es blieb einem ja auch in der zufällig ähnlichen Realität gar nichts anderes übrig, als hysterisch zu lachen.

Magnus A. Cramer (Matthias Brandt, rechts) findet, dass Felix Armand (Thomas Schubert) nicht Arschloch genug ist, um Chef zu sein. (Bild: Netflix)
Magnus A. Cramer (Matthias Brandt, rechts) findet, dass Felix Armand (Thomas Schubert) nicht Arschloch genug ist, um Chef zu sein. (Bild: Netflix)