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Nerviger Spendenaufruf: Das passiert wirklich mit euren Spenden an Wikipedia

Wikipedia
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Peter Macdiarmid/Getty Images

Seit nunmehr 15 Jahren warnen Professoren und Lehrer ihre Schüler und Studenten vor Referaten, ihre Recherchen über die Grenzen von Wikipedia laufen zu lassen. Selbst über Themen wie den „Salpeterkrieg“ (1879 bis 1884) findet man mehrseitige, strukturierte Artikel in sekundenschnelle — und das kostenlos. Aktuell umfasst das deutschsprachige Online-Lexikon knapp über zwei Millionen Artikel. Geschrieben wird das Ganze nicht etwa von bezahlten Experten oder Journalisten, sondern von mehreren Tausend freiwilligen Autoren, die mit viel Leidenschaft ihre Freizeit opfern. Über die Jahre hat sich in Deutschland ein System entwickelt, mit dem trotz der Anonymität der Autoren die Qualität der Artikel gewahrt werden soll. Jede Änderung wird geprüft, hinter den fertigen Artikeln stehen oft Seitenlange Diskussionen.

Wie finanziert sich die Organisation?

Auf Wikipedia ist keine Werbung zu sehen — die Nutzung ist wie gesagt gratis. Auch wenn die Autoren nicht bezahlt werden, hat die Enzyklopädie kosten zu tragen: Ein paar Angestellte (280) werden für die Organisation gebraucht, und Server müssen bezahlt werden. Jedes Jahr wieder bekommen die Nutzer von Wikipedia also einen großen Balken mit einem Spendenaufruf konfrontiert. In Deutschland läuft die Sammelaktion seit 15 Tagen — gebraucht werden angeblich insgesamt 8,6 Millionen Euro.

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Ich bin SO KURZ DAVOR, Wikipedia verdammte 7 Millionen Dollar zu überweisen, um den Bettelbalken nicht mehr sehen zu müssen!

Nach eigenen Angaben bekommen täglich zehn Millionen Nutzer diesen Balken angezeigt, trotzdem hätten erst 166.295 Menschen gespendet. „Wenn alle, die das jetzt lesen, einen kleinen Beitrag leisten, ist unsere Spendenkampagne in einer Stunde vorüber“, heißt es. Wofür  braucht eine Seite, die fast ausschließlich ehrenamtlich betrieben wird, fast neun Millionen Euro?

Wikipedia spenden
Wikipedia spenden

Peter Macdiarmid/Getty Images

Medienberichten zufolge geht es der Organisation „finanziell blendend“, wie etwa die „Süddeutsche Zeitung“ den Spendenaufruf im vergangenen Jahr kommentierte. Auch „die traditionell auf Mitbestimmung bedachte Basis von Wikipedia“ wäre über den jährlichen Banner in der Vorweihnachtszeit nicht sehr froh, verriet Pete Forsyth, Berater der Enzyklopädie, dem Blatt. Die Wikimedia-Stiftung sitzt mittlerweile auf 92 Millionen Dollar (87 Millionen Euro) — Tendenz steigend. 

Das macht Wikipedia mit eurem Geld

Zurück zu der Frage: Was macht die Organisation mit dem ganzen Geld? Die Kollegen der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ haben die Reise der Spendengelder aus Deutschland verfolgt. Ihrer Recherche zufolge fließen alle Spenden zunächst in die USA — und werden von dort aus wieder verteilt. Für das laufende Jahr hat Wikimedia-Deutschland ein Budget von 6.200.596 Euro eingeplant.

Die Mitarbeiter

Die Ausgaben sind nach „FAZ“-Recherche wie folgt unterteilt: rund 1,6 Millionen Euro sollen in die Softwareentwicklung und Support fließen. Dazu kommen 82 hauptamtliche Mitarbeiter in Deutschland: jede Menge Software-Spezialisten, Empfangsdamen, professionelle Spendensammler und PR-Strategen, aber auch Werksstudenten. „Das große Freiwilligen-Projekt arbeitet längst wie ein durchaus professionelles Medienunternehmen“, schreibt Wirtschaftsredakteur Benjamin Fischer in dem Blatt.

Reisen und Technik-Verleih

Doch es scheint, als würde den Autoren doch so einiges bezahlt — sofern sie danach Fragen. „Flugticket, Tankfüllung und das Abendessen oben drauf – alles ist möglich und obendrein nicht an Landesgrenzen gebunden“, so Fischer. Es geht sogar noch weiter: Das Unternehmen verleiht auch teure Technik. Laptops, Kameras, Mikroskope und sogar Drohnen kann man sich dort also leihen. Die Aufstiegsgenehmigung für die Drohnen und Versicherung würde Wikimedia ebenfalls übernehmen. Dieser Luxus sei jedoch nicht nur den Autoren vergönnt: Jeder x-beliebige Interessent kann beim Team in Berlin anfragen.

Bildung, Wissenschaft und Kultur

Wikipedia bietet Workshops, die Institutionen mit Wikipedia-Autoren zusammenbringen sollen. Außerdem werden Galerien abgelichtet, Archive durchforstet und Museumsbestände eingepflegt. Insgesamt sind dafür 600.000 Euro im laufenden Jahr eingeplant.

Lobbyismus

Wikimedia sieht sich in Deutschland auch als Interessensvertreter. „In Debatten über das Urheberrecht wird oft nur die kommerzielle Sicht betrachtet “, sagte Christian Rickerts der „FAZ“. Man wolle also auch die Perspektive von Wikipedia vertreten. Deshalb sei auch ein Budget für „Politik & Recht“ eingeplant. Gerade diese Position ist in der Community heiß umstritten. Viele Nutzer wollen „freies Wissen“ von finanziellen Mitteln stärker trennen. Deshalb seien 420.000 für „Verbesserung des Verhältnisses zwischen Verein und Community“ eingeplant. Um der Kritik am finanziellen Aspekt von Wikipedia etwas entgegenzusetzen, wird also noch ein weiteres Budget eingeplant.

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