Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 6 Stunden 36 Minuten
  • Nikkei 225

    38.016,92
    -443,16 (-1,15%)
     
  • Dow Jones 30

    38.460,92
    -42,77 (-0,11%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.154,97
    -1.967,16 (-3,17%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.390,32
    -33,78 (-2,37%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.712,75
    +16,11 (+0,10%)
     
  • S&P 500

    5.071,63
    +1,08 (+0,02%)
     

Neiman Marcus verlässt den Gläubigerschutz – und wagt Neustart nach FBI Ermittlungen

Das Ende des Insolvenzschutzes von Neiman Marcus gleicht einem Krimi: Denn der Verkauf der deutschen Tochter Mytheresa hatte zuletzt sogar das FBI auf den Plan gerufen.

Die US-Luxus-Kaufhauskette Neiman Marcus hat den Insolvenzschutz hinter sich gelassen und will sich als kleineres Unternehmen neu aufstellen. Dafür müssen Mitarbeiter gehen, wie die Mutter der Neiman-Marcus- und Bergdorf-Goodman-Kaufhäuser diese Woche mitteilte.

Es ist das jüngste Kapitel in dem aufregenden Überlebenskampf einer amerikanischen Ikone, die im Mai dieses Jahres Gläubigerschutz beantragt hatte. Zuletzt hatte sich sogar das FBI eingeschaltet, weil bei dem Verkauf der deutschen E-Commerce-Tochter Mytheresa offenbar nicht alles mit rechten Dingen zuging.

Neiman Marcus hatte den Münchener Luxus-Onlinehändler 2014 übernommen. Er gilt als das Juwel des Hauses und sollte an den Meistbietenden verkauft werden. Doch es gab eine Person, die daran offensichtlich kein Interesse hatte: Daniel Kamensky. Ausgerechnet der Gründer des Hedgefonds Marble Ridge Capital, der dem Management seit Jahren das Leben schwermacht, war selbst an Mytheresa interessiert.

WERBUNG

Kamensky soll einen Investmentbanker der US-Bank Jefferies gedrängt haben, ihn nicht zu überbieten. „Do not send in a bid“ („Geben Sie kein Angebot ab“) soll er dem Banker per Textnachricht geschrieben haben. Vor drei Wochen wurde Kamensky deshalb verhaftet, und auch die US-Börsenaufsicht SEC leitete Untersuchungen ein. Neiman Marcus reichte deshalb Klage gegen Marble Ridge Capital ein. Zur Zukunft von Mytheresa äußerte sich das Management von Neiman Marcus diese Woche nicht.

Neiman Marcus war nach J. Crew bereits der zweite große US-Kaufhauskonzern, der wegen der Coronakrise Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des Insolvenzrechtsgesetzes der Vereinigten Staaten beantragt hatte. Bereits vor der Pandemie steckten viele US-Kaufhäuser in der Krise, weil vor allem die jüngere Kundschaft immer mehr ins Internet abgewandert ist. Als dann wegen Corona die Geschäfte schließen mussten, konnte ihr Onlinegeschäft die fehlende Kundschaft in den Läden kaum ausgleichen.

Neiman Marcus bekommt neue Eigentümer

Neiman Marcus ist zudem vor allem für seine Tausende Dollar teuren Kleider und Handtaschen bekannt, die während der Coronakrise kaum gefragt waren. Der Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechtsgesetzes dient vor allem dazu, den Unternehmen Zeit zu geben, sich restrukturieren zu können, ohne die Gläubiger bedienen zu müssen.

Tatsächlich verlässt Neiman Marcus den Gläubigerschutz mit neuen Besitzern. Die Gläubiger erließen dem Unternehmen vier von insgesamt 5,5 Milliarden Dollar Schulden und übernahmen im Gegenzug die Kontrolle. Zu den neuen Eigentümern gehören die Investmentgesellschaften Pacific Investment Management (Pimco), Davidson Kempner und Sixth Street Partners. Pimco wird der größte Anteilseigner sein und laut Gerichtsakten drei der sieben Verwaltungsratsmandate des Unternehmens kontrollieren.

„Die meisten Unternehmen haben während der Pandemie mehr Schulden aufgenommen. Neiman hat seine Schulden gesenkt und seine Liquidität gesteigert“, sagte der Vorstandsvorsitzende Geoffroy van Raemdonck jüngst der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Die im US-Bundesstaat Texas beheimatete Kaufhausgruppe mit ihren mehr als 10.000 Mitarbeitern hat bereits mehrere Inhaberwechsel hinter sich. Seit 2013 gehörte Neiman Marcus dem kalifornischen Private-Equity-Fonds Ares und dem kanadischen Pensionsfonds CPP Investment Board.

Sie hatten das Unternehmen für sechs Milliarden Dollar übernommen und ihm danach hohe Schulden aufgebürdet. „Ein klassisches Beispiel für eine schuldenfinanzierte Übernahme, unter der dann das Unternehmen leiden muss“, kritisierte der Berater und ehemalige Chairman von Saks Fifth Avenue, Steven Sadove. Nun geht das Unternehmen in den Besitz der Kreditgeber über.