Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 5 Stunden 51 Minuten
  • Nikkei 225

    37.316,74
    -762,96 (-2,00%)
     
  • Dow Jones 30

    37.775,38
    +22,07 (+0,06%)
     
  • Bitcoin EUR

    58.859,16
    +955,79 (+1,65%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.303,62
    +418,09 (+46,80%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.601,50
    -81,87 (-0,52%)
     
  • S&P 500

    5.011,12
    -11,09 (-0,22%)
     

Nebenwerte-Fonds nimmt kein Geld mehr an

Beim Fondsvolumen sei Kapazitätsgrenze erreicht, sagt die Fondsgesellschaft DWS und schloss deshalb den DWS Aktien Strategie Deutschland Fonds. Ist die Maßnahme sinnvoll oder nur ein guter Marketingtrick?

Das Boot ist voll. DWS macht die Schotten dicht für seinen Nebenwerte-Fonds DWS Aktien Strategie Deutschland. Seit vergangenem Freitag (18. März 2016, 13.30 Uhr MEZ) gibt die Fondsgesellschaft vorerst keine neuen Anteile des Fonds mehr aus. Anleger können nun vorerst nicht mehr neu in den Fonds investieren oder ihr bereits vorhandenes Engagement weiter aufstocken.

Die Rückgabe von Fondsanteilen zum täglich berechneten Nettoinventarwert (NAV) ist jedoch weiterhin möglich, teilt die DWS mit. „Sobald sich das Fondsvolumen und die Marktkapitalisierung der deutschen Nebenwerte wieder in Einklang mit dem Investmentansatz des Fonds bringen lassen, kann die Ausgabe neuer Fondsanteile wieder aufgenommen werden“, so ein Sprecher der DWS.

Warum die DWS den Fonds für neues Geld schließt

Als Grund für die Entscheidung nennt die Fondsgesellschaft die enormen Mittelzuflüsse in den DWS Aktien Strategie Deutschland. Erfolg als Fluch? Was zunächst paradox klingt, wird auf den zweiten Blick leicht verständlich: Der laut Morningstar über die Zeiträume ein Jahr, drei Jahre und fünf Jahre beste Fonds seiner Vergleichskategorie verzeichnete im vergangenen Jahr Zuflüsse in Höhe von 1,25 Milliarden Euro an frischem Anlegerkapital. Gepaart mit der sehr guten Wertentwicklung in diesem Zeitraum von 29,4% Plus hat sich das Fondsvolumens binnen eines Jahres verdoppelt. Allein seit Beginn des Jahres 2016 wurden zudem rund 280 Millionen Euro neu in den Fonds investiert.

WERBUNG

Für einen Fonds wie den DWS Aktien Strategie Deutschland bedeutet solch ein Volumenzuwachs Segen und Fluch zugleich. Denn der Fonds investiert einen größeren Teil seines Portfolios in deutsche Nebenwerte außerhalb des DAX-110-Universums, das den DAX, den MDAX und den TecDAX umfasst. In den vergangenen Jahren betrug der Anteil der Nebenwerte im Fonds durchschnittlich gut 40 Prozent. Insbesondere diese Investitionen haben wesentlich zur positiven Performance des Fonds beigetragen.
Wollen die Fondsmanager weiterhin so in Nebenwerte investieren, dass ihr Anteil einen Einfluss auf die Entwicklung des Gesamtportfolios hat, müssen sie bei insgesamt wachsendem Fondsvolumen immer größere Einzel-Positionen aufbauen. Derzeit muss laut DWS eine einzelne Aktienposition wenigstens mindestens ein Prozent des Gesamtfondsvolumens ausmachen, damit der Effekt einer Kursbewegung im Fonds spürbar wird.

„Zu unseren Pflichten als Treuhänder zählt, den Investmentansatz aufrecht zu halten und Anlegern die Möglichkeit zu geben, weiterhin an die Erfolge des Fonds anzuknüpfen. Aufgrund der Marktenge bei deutschen Nebenwerten ist dies bei einem weiter steigenden Fondsvolumen nicht möglich. Das Anlageuniversum würde zu klein und die Strategie dadurch für die bereits investierten Kunden verwässert“, sagte Henning Gebhardt, Fondsmanager des DWS Aktien Strategie Deutschland und Mitglied der Geschäftsführung der Deutschen Asset Management Investment GmbH.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein offener Fonds zumacht

Dass ein offener Investmentfonds für frisches Anlegergeld geschlossen wird, ist kein Einzelfall. Im vergangenen Jahr wurde beispielsweise der BSF European Absolute Fund von BlackRock (NYSE: BLK - Nachrichten) für neue Investitionen vorübergehend geschlossen, als das Gesamtvolumen für neue Investitionen die festgelegte Maximalkapazität von 2,5 Milliarden Euro erreicht hatte. Auch First State Investments hat einige erfolgreiche Asien- und Emerging Markets-Fonds wie dem First State Asia Pacific zwischenzeitlich geschlossen. Und Aberdeen Asset Management hat für Fonds, die in Aktienmärkte asiatischer Schwellenländer investieren, eine Sondergebühr von 2% erhoben und Anlegern damit indirekt signalisiert, dass weitere Investitionen nicht erwünscht sind.

Der Fluch des Erfolgs

So sinnvoll eine Begrenzung der Mittelzufuhr für einen Fonds sein kann, so schwer fällt es vielen Fondsgesellschaften, diese Einsicht in die Praxis umzusetzen. Beispiele dafür sind anfänglich relativ unbekannte Fondsboutiquen wie beispielsweise der Ethna-AKTIV, der Carmignac Patrimoine oder der FvS SICAV Multiple Opportunities, aus denen im Laufe der Zeit riesige Flaggschiffprodukte mit zum Teil zweistelligen Milliardenvolumen wurden. Ob diese Fonds ihre Erfolge aus den Anfangsjahren wiederholen können, müssen sie in der Zukunft erst noch beweisen.

Während in Deutschland Fondsschließungen aufgrund zu hoher verwalteter Volumina eher selten sind, ist diese Praxis übrigens in angelsächsischen Ländern gang und gäbe. Insbesondere Fondsmanager, die in Nischenmärkten investieren, wissen sehr gut, dass sie ihre Rendite- und Benchmark-Ziele besser erreichen können, wenn das Fondskapital im richtigen Verhältnis zur Liquidität des jeweiligen Marktsegments steht. Zu viel Geld ist eben nicht immer hilfreich.

Sell on good News (Other OTC: NWSAL - Nachrichten)

Ein angenehmer Nebeneffekt einer Fondsschließung wegen Überfüllung ist sicher auch die gute Nachricht, die die betreffende Fondsgesellschaft dann gerne verbreitet. Die Botschaft: Wir sind erfolgreich, die Anleger wollen zu uns. Das (Other OTC: DASX - Nachrichten) wird auch die DWS in ihrem Kalkül gehabt haben, als sie ihren Nebenwerte-Fonds schloss.
Dass bei einer Fondsschließung nicht immer nur die Verantwortung für die Anleger im Vordergrund steht, führte beispielsweise die Fondsgesellschaft C-QUADRAT vor. Angeblich aus Sorge um den zukünftigen Erfolg ihrer beiden Mischfonds‚ des C-Quadrat ARTS total Return Global AMI und des C-Quadrat ARTS total Return Dynamic nahm sie bereits im April 2011 keine Neuinvestitionen mehr an. Gleichzeitig wurden allerdings Produkte mit einer sehr ähnlichen Strategie neu aufgelegt, was diese Entscheidung letztlich konterkariert.

Anlage-Alternativen für deutsche Nebenwerte

Dass die DWS einen ihrer Fonds schließt, sollte im Übrigen weder Anleger noch Anlageberater in Verzweiflung stürzen. Es gibt eine ausreichende Anzahl an Alternativen an Fonds, mit denen man in deutsche Nebenwerte investieren kann.

Quelle: Morningstar (NasdaqGS: MORN - Nachrichten)

Unter den derzeit besten Fonds für deutsche Nebenwerte ist bemerkenswerterweise auch ein weiterer Fonds aus dem Hause DWS, der German Small/Mid Cap, der im laufenden Jahr, im Dreijahres- und im Fünfjahresvergleich sogar eine bessere Performance aufweist als der DWS Aktien Strategie Deutschland.

(MvA)