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Warum Nachhaltigkeit kein Renditehindernis mehr ist

Auch Durchschnittssparer haben die Möglichkeiten, ihr Geld nachhaltig anzulegen. Einer der Top-Fonds nimmt allerdings keine neuen Kunden mehr an.

Die Überzeugung im Investoren-Mainstream von heute lautet: Nachhaltig investieren kann auch rentabel sein. Das war einmal anders. In früheren Jahren hieß es: Wenn du Gutes tun willst, dann spende dein Geld lieber für einen guten Zweck.

Darauf folgte die Phase, in der sich Experten uneinig waren, ob nachhaltige Geldanlagen nicht zumindest ähnliche Erträge liefern können wie „normale“ Investments. Heute zeigen viele Studien die finanziellen Vorteile von Anlagen, die ökologische und soziale Kriterien beachten.

Ein interessierter Privatanleger findet inzwischen bei vielen Vermögensformen Produkte mit einer ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsausrichtung. Das reicht bis hin zu Immobilien, vorbörslichen Beteiligungen, Infrastrukturfinanzierung und privaten Krediten.

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„Aber die liquiden Bereiche der Kapitalmärkte mit Aktien, Anleihen und entsprechenden Fonds sind viel leichter zu überschauen“, sagt André Härtel, Analyst bei Scope Analysis. Er rückt die regulierten Investmentfonds mit ihrer Anlagenstreuung in den Mittelpunkt. „Es sind rund 1000 Produkte zugelassen“, zählt Härtel. Davon seien über die Hälfte Aktienfonds, ein Fünftel Anleiheprodukte und ein kleiner Teil Mischfonds.

Innerhalb dieser Grundgesamtheit scheinen die Ergebnisse den Kämpfern für mehr Nachhaltigkeit recht zu geben. Aktien und entsprechende Fonds mit dem Fokus Nachhaltigkeit warfen mehr Ertrag ab als die konventionelle Vergleichsvariante.

Der Indexanbieter MSCI etwa berechnet eine entsprechende Messlatte, den MSCI World Socially Responsible, der in den vergangenen Jahren den „normalen“ Welt-Aktienindex MSCI World geschlagen hat. Die nachhaltige Variante schaffte jährlich ein bis drei Prozentpunkte mehr Ertrag. Die Fondsergebnisse spiegeln das wider.

Im Schnitt erreichten international anlegende Aktienfonds mit nachhaltiger Ausrichtung in diesem Jahr laut Scope 14,6 Prozent Gewinn. Das sind 3,5 Prozentpunkte mehr als gewöhnliche Aktienfonds. „Und dieser Vorsprung hat sich in den vergangenen Jahren erhöht“, sagt Härtel.

Stockpicking mit Al Gore

Spitzenreiter des Feldes: Der „LO Funds – Generation Global“ des schweizerischen Vermögensverwalters Lombard Odier. Der Aktienfonds konnte in diesem Jahr fast 24 Prozent Ertrag einfahren. Die Aktienauswahl für den Fonds erledigen Fachleute von Generation Investment Management.

Diese Firma wurde unter anderem vom früheren US-Vizepräsidenten und Friedensnobelpreisträger Al Gore sowie dem ehemaligen Goldman-Sachs-Chef David Blood gegründet.

Doch das breite Publikum ist außen vor: Der Fonds wurde wegen des großen Erfolgs geschlossen. Die Manager nehmen kein neues Anlegergeld mehr an. Sie wollen künftige Erträge nicht durch zu viel frisches Kapital gefährden, das dann zwangsweise investiert werden müsste. „Die Schließung soll auch dem Schutz der bisherigen Anteilsbesitzer dienen“, sagt Härtel.

Doch es gibt ähnlich erfolgreiche Fonds mit vergleichbaren Erträgen. Scope Analysis gibt insgesamt fünf nachhaltigen Aktienfonds für weltweite Anlagen die beste Ratingnote. Darunter ist auch ein börsengehandelter Indexfonds. Der „Exchange Traded Fund“, kurz ETF, kommt von UBS. Er bildet den Nachhaltigkeitsindex MSCI World Socially Responsible nach.

Bei Mischfonds ist das Angebot dünn. Es handelt sich um Produkte, die mit ihrer Verteilung der Gelder auf Aktien und Anleihen als umfassende Vermögensverwaltung gedacht sind.

Ein „Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix“ der österreichischen Raiffeisen Capital Management sticht mit etwa 16 Prozent plus im laufenden Jahr heraus. Noch besser steht der kleine Fonds „C-Quadrat Green Stars ESG“ dank eines Ertrags von 24 Prozent da. Der „Unirak Nachhaltig“ von Union Investment erreicht 20 Prozent Wertgewinn im laufenden Jahr.

In diesem Segment finden sich Angebote, die bereits seit drei Jahrzehnten auf dem Markt sind. Dazu gehört der für Kirchenbanken initiierte „KCD-Union Nachhaltig Mix“. Es gibt auch ungewohnte Konstellationen. So entwickelte Union Investment den „Fair World Fonds“ zusammen mit Brot für die Welt, der sozial-ökologischen GLS Bank und der Bank für Kirche und Diakonie.

Nur wenige Anleihefonds

Überschaubar ist auch das Angebot an nachhaltigen Anleihen. Allerdings entwickeln sich die sogenannten „Green Bonds“ sehr dynamisch. Die Frankfurter Börse listet rund 150 solcher Titel, die von Firmen oder Staaten ausgegeben werden und deren Kapital zum größten Teil der Finanzierung erneuerbarer Energien dient. Wer die Anlagerisiken breiter streuen will, wird wieder auf eine Fondslösung setzen. Es gibt allerdings weit weniger nachhaltig ausgerichtete Anleihe- als Aktienfonds.

Scope-Analyst Härtel findet in diesem Segment lediglich zwei Produkte, die das beste Rating verdienen. Das sind der „Deka-Nachhaltigkeit Renten“ und der „Insight Sustainable Euro Corporate Bond“. Beide erreichten durchschnittliche Jahresrenditen von über vier beziehungsweise mehr als drei Prozent in den vergangenen fünf Jahren.

Solche Auswertungen konzentrieren sich auf den Anlageerfolg der Produkte, die Anbieter als nachhaltig orientiert vorgestellt haben. Das konkrete Nachhaltigkeitskonzept spielt dabei keine Rolle. Tatsächlich gibt es die unterschiedlichsten Konzepte für die Umsetzung eines solchen Ansatzes.

Im einfachsten Fall schließen die Fondsmanager Unternehmen aus kontroversen Branchen aus: Bergbau, fossile Energie, Waffen, Tabak oder Glücksspiel müssen dann draußen bleiben. Ein anderes gebräuchliches Konzept schließt keine Branche aus, wählt dafür aber die relativ besten Vertreter eines Sektors im Sinne von Nachhaltigkeitskriterien. „Best in Class“ nennt sich dieser Ansatz.

Noch unübersichtlicher wird es, wenn einzelne Teilaspekte von Nachhaltigkeit in unterschiedlichem Maße einbezogen werden. Es geht um die Gewichtung zwischen den drei grundsätzlichen Dimensionen des nachhaltigen Managements: ökologische Folgen, soziale Verantwortung, gute Unternehmensführung. Dieser Dreiklang wird nach den Abkürzungen der englischen Begriffe als ESG bezeichnet.

Wenn Anlegern die reine Lehre der Nachhaltigkeit wichtiger ist als die höchstmögliche Rendite, sollten sie unabhängige qualitative Bewertungen von Fonds studieren. Ein Beispiel liefert das Forum Nachhaltige Geldanlagen.

Der Fachverband zählt unter anderem Banken, Versicherungen, Anlagefirmen, Ratingagenturen und Nicht-Regierungs-Organisationen zu seinen Mitgliedern. Er vergibt jährlich das sogenannte FNG-Siegel, das Fonds mit nachhaltigem Qualitätsstandard auszeichnet. Hier müssen sich Fondsanbieter mit ihren entsprechenden Produkten bewerben.

Geprüft werden unter anderem die Fondsinvestments selbst, der Prozess, der zu den Anlageentscheidungen führt, die Berichterstattung für die Anleger, die ESG-Research-Kapazitäten, eventuelle Dialoge mit den Unternehmen oder auch die Existenz eines externen Nachhaltigkeitsbeirats.

„Es werden viele Dinge gründlich abgefragt. Für den Bewerber ist das mühsam – aber im Sinne der Sache“, sagt Christoph Klein, Leiter von ESG Portfolio Management. In der vergangenen Woche zeichnete das Forum 104 Fonds mit seinem Siegel aus. Die meisten großen deutschen Fondshäuser fehlen. Kleinere Adressen und ausländische Anbieter dominieren.

Alle blicken aufs Klima

Den weitaus größten Raum bei ESG-Diskussionen nimmt der Umweltaspekt ein. Und die meisten dieser Debatten drehen sich um das Klimathema. Die globale Erwärmung gilt als zivilisationsbedrohend. Wenn Anleger mit ihren Investments den Kampf gegen den Klimawandel unterstützen wollen, können sie beispielsweise in erneuerbare Energien investieren oder Fonds mit einem entsprechenden Anlagezuschnitt wählen.

Möglicherweise interessiert sie auch der CO2-Fußabdruck einzelner Unternehmen. An der Stelle melden sich Start-ups wie right zu Wort. „Wir können sagen, welche Firmen mit dem Zwei-Grad-Ziel konform sind oder zumindest auf dem Weg dahin“, sagt right-Mitgründer Sebastian Müller.

Das Start-up präsentiert dazu teilweise drastische Rechnungen. Wenn alle Unternehmen in Relation zu ihrer Wertschöpfung so viel Treibhausgas ausstoßen würden wie etwa der Energiekonzern RWE, würde die Welttemperatur um rund 14 Grad steigen.

Am besten kommt im gleichen Gedankenspiel die Deutsche Telekom mit weniger als zwei Grad weg. „Wir haben die Dax-30-Konzerne bewertet, bald folgen die Mitglieder im Euro Stoxx 600“, sagt Müller. Die sozial-ökologisch ausgerichtete GLS Bank habe bereits angekündigt, das Berechnungsmodell bei ihren Anlagen und bei Krediten einzusetzen.

Angesichts der Fülle an Offerten und Konzepten sollte sich der Anleger vor einer Entscheidung gut informieren. In kurzen Abständen kommen immer neue Produkte an den Markt. Aus Investorensicht spricht viel für Anbieter, die sich auf dem Feld schon bewährt haben. Die eben auch in finanzieller Hinsicht nachhaltig sind.

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