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Nachhaltige Investments – Immer mehr Großanleger legen Wert auf ESG-Kriterien

Der Münchener Rückversicherer Munich Re hat im August angekündigt, künftig weder Aktien noch Anleihen von Unternehmen zu kaufen, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle erzielen. Kohle sei unter den fossilen Brennstoffen der größte Klimakiller, erklärte Vorstandschef Joachim Wenning.

Die Munich Re hat ihr grünes Gewissen entdeckt – und liegt damit im Trend. In den vergangenen Jahren hatten bereits mehrere andere Versicherer und Rückversicherer verkündet, aus Kohle-Investments auszusteigen, darunter Hannover Rück, Axa und Allianz. Auch der norwegische Staatsfonds und der Rockefeller Brothers Fund haben sich aus Kohle-Investitionen zurückgezogen.

Sogenannte ESG-Kriterien werden für Großanleger immer wichtiger. Das Akronym steht für Environmental, Social and Governance, also Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Vielen institutionellen Investoren geht es bei der Geldanlage heute nicht nur um Profit, sondern auch um die Frage, welche sozialen oder ökologischen Folgen ein Investment haben kann.

Ende vergangenen Jahres steckten in Deutschland, Österreich und der Schweiz insgesamt rund 280 Milliarden Euro in nachhaltigen Investments, meldet das Forum Nachhaltige Geldanlagen. Weitere 2,7 Billionen Euro waren nicht explizit nachhaltig investiert, aber gemäß den Verbandskriterien immerhin „verantwortlich“ angelegt. In Deutschland stammen rund 90 Prozent dieses Geldes von institutionellen Investoren.

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Kirchen und Stiftungen achten seit jeher darauf, ihr Geld ökologisch und ethisch vertretbar zu investieren. „Allmählich wird dieses Thema aber unter institutionellen Investoren zum Mainstream“, sagt Julia Haake, Head of Responsible Investment Sales bei der Nachhaltigkeits-Ratingagentur ISS-ESG. Sie beobachtet einen gewissen Dominoeffekt in der Branche: „Man kommt am Thema Nachhaltigkeit nicht mehr vorbei, also springen immer mehr Investoren auf den Zug auf.“

Die Begeisterung für ökologisch und ethisch korrekte Investments ist laut Branchenkennern nicht gespielt, sondern hat gute Gründe. „Immer mehr Kunden und Stakeholder institutioneller Investoren verlangen, dass ESG-Kriterien berücksichtigt werden“, berichtet Michael Busack, Gründer und Geschäftsführer des Hamburger Analysehauses Absolut Research.

Wer solche Wünsche ablehnt, handelt sich schnell einen schlechten Ruf ein. „Jene Institutionellen, die das Thema durchdrungen haben, wissen außerdem, dass das Einbeziehen von ESG-Kriterien aus Risikomanagementsicht sinnvoll ist“, sagt Busack.

Die bislang umfangreichste Metastudie zum Rendite-Risiko-Profil nachhaltiger Geldanlagen stammt aus dem Jahr 2015 und ist eine Gemeinschaftsarbeit der Fondstocher der Deutschen Bank, die heute wieder DWS heißt, und der Universität Hamburg. Die Autoren haben mehr als 2.000 empirische Untersuchungen ausgewertet.

Ergebnis: Es besteht tatsächlich ein positiver Zusammenhang zwischen der Berücksichtigung von ESG-Kriterien und der Performance von Unternehmen. Nachhaltig wirtschaftende und gut geführte Firmen sind also die besseren Anlagekandidaten. Das ist vielen institutionellen Investoren bewusst.

Ein weiterer Grund für nachhaltiges Investieren, neben Überzeugung, Nachfrage und Rendite-Risiko-Überlegungen: die Regulierung. Aufseher nehmen das Thema ESG immer schärfer ins Visier. So sieht die Neufassung der EU-Pensionsfondsrichtlinie IORP vor, dass Pensionskassen in Europa ab dem kommendem Jahr mögliche Klimarisiken in ihren Portfolios identifizieren und transparent machen müssen.

Gleichzeitig arbeitet die EU-Kommission an Standards für nachhaltige Investments, an einem EU-weiten Kriterienkatalog zur Klassifizierung grüner Geldanlagen. „Die Schaffung einer solchen Taxonomie ist zwar herausfordernd, aber auch erforderlich“, sagt Julia Backmann, Rechtsexpertin beim Fondsverband BVI. „Sie vereinheitlicht das Verständnis von Nachhaltigkeit.“

Eher Kondome als Kohle

Einheitliche Kriterien tun tatsächlich not. Institutionelle Investoren stoßen nämlich beim nachhaltigen Investieren auf ähnliche Probleme wie Privatanleger: Nachhaltigkeit ist ein weites Feld, auf dem jeder eine andere Stelle beackern kann – mit unterschiedlichen Werkzeugen. Beim sogenannten „Best of Classes“-Ansatz investiert man nur in ökologisch und ethisch unbedenkliche Branchen, schließt manche Sektoren von vornherein aus.

Beim „Best in Class“-Ansatz dagegen sind prinzipiell alle Unternehmen erlaubt, solange sie zu den saubersten ihrer jeweiligen Branche zählen. Während viele kirchliche Investoren zum Beispiel Investments in Spielautomaten- und Verhütungsmittelhersteller ausschließen, halten sich weltliche Großanleger eher von Investments in Kohle und Teersand fern als von solchen in Flipper-Automaten und Kondome.

Vielen institutionellen Investoren in Europa ist das „E“ in ESG besonders wichtig, berichtet Marktbeobachterin Haake. „Seit der UN-Klimakonferenz in Paris im Jahr 2015 ist dieses Thema im Aufwind“, sagt sie. Das schlägt sich etwa in den zahlreichen Kohle-Ausschlüssen aus Institutionellen-Portfolios nieder. Künftig könnten daneben die Themen Wasser, Artenvielfalt und Menschenrechte eine größere Rolle für Großanleger spielen, schätzt Haake.

Zusätzlich zu den individuellen ESG-Ansätzen gewinnen die Sustainable Development Goals (SDG) – zu Deutsch: Ziele für nachhaltige Entwicklung – der Vereinten Nationen für institutionelle Investoren an Bedeutung. Zu diesen 17 Zielen gehören unter anderem das Beenden von Armut und Hunger auf der Welt, ein gesundes Leben für alle Menschen, die Gleichstellung der Geschlechter sowie das Etablieren nachhaltiger Konsum- und Produktionsweisen.

Die Vereinten Nationen wollen diese Ziele bis 2030 erreichen. Fast 200 Staaten haben sich dazu verpflichtet, sie umzusetzen. Institutionelle Investoren können die SDG als Leitlinien in der Asset-Allocation nutzen, sagt Absolut-Research-Chef Busack. Ein Blick auf die UN-Nachhaltigkeitsziele kann zudem dabei helfen, künftige Wachstumsbranchen zu identifizieren.