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Nach Verhaftung: So steht es im Diesel-Skandal bei Audi, Daimler & Co.

Der Diesel-Skandal nimmt immer größere Ausmaße an. (Bild: Getty Images)
Der Diesel-Skandal nimmt immer größere Ausmaße an. (Bild: Getty Images)

Nachdem mit Audi-Chef Rupert Stadler erstmals ein Mitglied der obersten Führungsetage eines Autokonzerns in Haft sitzt, wird die Luft auch bei den anderen deutschen Autobauern dünn. Lesen Sie hier eine Zusammenfassung der aktuellen Lage und Ermittlungsstände zum Abgas-Skandal.

Audi: Audi-Chef Stadler sitzt in U-Haft

Die Verhaftung von Audi-Chef Rupert Stadler ist der bisherige Höhepunkt des Skandals um manipulierte Abgaswerte bei Diesel-Autos. Seit elf Jahren ist er der Mann an der Spitze der VW-Tochter und galt seit Ende Mai als Beschuldigter. Erst vergangene Woche hatten Beamte seine Privatwohnung durchsucht. Weil Stadler sich nach der Razzia mit Mitarbeitern zu einer Besprechung getroffen hatte, witterten die Ermittler Verdunkelungsgefahr.

Mit Stadler wurde erstmals ein hochrangiger Manager des Volkswagen-Konzerns verhaftet. (Bild: Getty Images)
Mit Stadler wurde erstmals ein hochrangiger Manager des Volkswagen-Konzerns verhaftet. (Bild: Getty Images)

Der Vorwurf lautet auf Urkundenfälschung und Betrug. Nicht nur innerhalb des Konzerns stand er schon länger in der Kritik, weil er nach Bekanntwerden des Diesel-Skandals stets beschwichtigend aufgetreten war, den Skandal kleinredete und sich nicht für dessen Aufklärung einsetzte. Laut Staatsanwaltschaft ist neben Stadler noch ein weiteres Mitglied des VW-Vorstands unter den Beschuldigten.

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Hintergrund: Audi-Chef Stadler unter Betrugsverdacht verhaftet

Damit ist die Zahl der Beschuldigten bei Audi insgesamt auf 20 gestiegen. Neben Stadler sitzt aber nur einer davon ebenfalls in U-Haft, und das schon seit neun Monaten: Wolfgang Hatz, der frühere Motorenchef von Audi. Das Kraftfahrt-Bundesamt hat bislang den Rückruf für 216.000 Diesel-Autos angeordnet.

Daimler: Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt

Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte Manipulationen in seinem Konzern stets bestritten. Und doch ist mittlerweile klar, dass 774.000 Mercedes-Benz-Diesel mit einer Software unterwegs sind, die viel zu oft die Abgasreinigung abschaltet. Nach einem Termin mit Verkehrsminister Andreas Scheuer wurde ein Rückruf beschlossen und Dieter Zetsche steht im Verdacht, sehr wohl von Manipulationen im eigenen Haus gewusst zu haben. Daimler hat angekündigt, zur Not gerichtlich klären zu lassen, ob es sich bei der verwendeten Software tatsächlich um eine illegale handelt.

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Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt jedenfalls schon seit einem Jahr wegen des Verdachts auf Betrug. Der Aktienkurs von Daimler brach seit dem ersten Rückruf für den Transporter Vito im Mai ein und verlor seitdem mehr als zehn Prozent. Zetsche hatte bereits Geld auf die Seite gelegt, um für den Skandal gerüstet zu sein: Die Rückstellungen belaufen sich inzwischen auf 14 Milliarden Euro. Daimler muss damit rechnen, dass etliche dieser Käufer nun Schadensersatz einklagen werden.

Volkswagen: Bislang stehen Anklagen noch aus

Als erster Konzern hatte VW im September 2015 zugegeben, im großen Stil bei Abgastests manipuliert zu haben. Allein in Deutschland wurden bislang 1,5 Millionen Autos zurückgerufen, inklusive der anderen Konzern-Marken geht es weltweit um fast 11 Millionen Modelle. Die USA haben gegen den Ex-Vorstandschef Martin Winterkorn einen Haftbefehl wegen Betrugs erwirkt. Um keine Auslieferung zu riskieren, wird er sich Reisen ins Ausland gut überlegen. Weitere Vorwürfe sind der Verstoß gegen Umweltgesetze und vorsätzliches Täuschen der Behörden. Gegen Winterkorn wird auch in Deutschland wegen des Verdachts auf Betrug ermittelt.

Gegen den ehemaligen Konzernchef Martin Winterkorn liegt ein US-Haftbefehl vor. (Bild: Getty Images)
Gegen den ehemaligen Konzernchef Martin Winterkorn liegt ein US-Haftbefehl vor. (Bild: Getty Images)

Im Raum steht auch mögliche Marktmanipulation, weil Anleger zu spät über die möglichen Folgen der Manipulationen unterrichtet wurden. Diese Ermittlungen betreffen auch den neuen VW-Chef Herbert Diess, den Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch und den aktuellen VW-Chef Matthias Müller. Insgesamt ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen rund 50 VW-Mitarbeiter, Anklagen stehen bislang noch aus. Weil es zu „Aufsichtspflichtverletzungen in der Abteilung Aggregate-Entwicklung im Zusammenhang mit der Fahrzeugprüfung“ gekommen sei, hatte die Staatsanwaltschaft Braunschweig zuletzt ein Bußgeld über eine Milliarde Euro gegen Volkswagen verhängt.

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In den USA wurden bereits zwei VW-Manager verurteilt: Im Dezember 2017 Oliver Schmidt, der sieben Jahre Haft und eine Geldstrafe von 400.000 Dollar aufgebrummt bekam und Ende August 2017 der Ingenieur James Robert Liang. Seine Strafe beläuft sich auf drei Jahre und vier Monate Gefängnis sowie eine Geldbuße von 200.000 Dollar. Beides Urteile, die überraschend hart ausfielen.

Porsche: Motoren-Chef in U-Haft

Seit ungefähr einem Jahr steht auch die VW-Tochter Porsche unter dem Verdacht des Betrugs sowie der strafbaren Werbung im Zusammenhang mit einer mutmaßlichen Manipulation der Abgasnachbehandlung. Vor zwei Monaten wurden die Konzernzentrale und weitere Standorte nach Beweisen durchsucht und der Motoren-Chef Jörg Kerner wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr in U-Haft gebracht. Unter Verdacht steht auch ein Vorstandsmitglied sowie ein Ex-Mitarbeiter. Nachdem im Sommer 2017 rund 22.000 Porsche Cayenne mit 3-Liter-Motor zurückgerufen wurden, traf es vor kurzem die 4,2-Liter-Modelle und knapp 53.000 Fahrzeuge vom Typ Macan.

BMW: Vorstandschef will von gezielter Manipulation nichts wissen

Seit März steht der Verdacht der Münchener Staatsanwaltschaft im Raum, BMW könnte in rund 11.000 Diesel-Fahrzeugen eine betrügerische Software eingebaut haben. Laut dem Vorstandschef Harald Krüger handelt es sich dabei aber um keine Manipulation der Abgasreinigung. Vielmehr sei die Software, die eigentlich zu einer anderen Baureihe gehört, versehentlich bei den Modellen der 5er- und 7er-Reihe aufgespielt worden.

15.000 Diesel-Fahrzeugen droht Stilllegung: Was Betroffene jetzt tun müssen

Mit gezielter Manipulation von Motorsteuerung und Abgasreinigung habe das nichts zu tun – die Abgaswerte auf dem Prüfstand und auf der Straße seien gleich gewesen. Nach Genehmigung durch das Kraftfahrt-Bundesamt will BMW nun die richtige Software aufspielen.

Im Video: Dieselskandal – VW muss eine Milliarde Euro zahlen