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Mysteriöse Rettung vor dem Kursabsturz in letzter Sekunde

Das Börsenumfeld verdüstert sich, eine schnelle wirtschaftliche Erholung wird immer unwahrscheinlicher. Aber es gibt unbekannte starke Käufer, die den Markt vor dem Zusammenbruch bewahren. Wie lange geht das gut?

An den Börsen findet derzeit ein Kampf statt, der weit über das übliche Hin und Her von Optimisten und Pessimisten hinausgeht. Am Donnerstag vergangener Woche (14. Mai) war es wieder soweit. Um Punkt 16 Uhr mitteleuropäischer Zeit, als die Börsen in Europa und in USA über den Terminhandel schon einen schweren Abschwung hinter sich gebracht hatten, traten an den US-Märkten plötzlich mächtige Käufer auf. Unter hohen Umsätzen gelang es ihnen, den Dow Jones im wichtigen Kursbereich um 23.000 Punkten aus dem Stand zu drehen. Am Ende des Tages schafften sie es, den Markt von 22.790 auf 23.625 nach oben zu ziehen, ein Plus von 835 Punkten im Tagesverlauf.

Wer hinter den auffälligen Käufen an entscheidender Wegmarke stand, wird in amerikanischen Börsenforen nur vermutet: Konzertierte Stützungsaktionen, inspiriert von der Fed, die immer dann besonders massiv sind, wenn Dow und S & P aus allgemeiner Börsensicht gerade ein gefährliches Verkaufssignal geben und drohen, nach unten wegzubrechen. Offensichtlich, die Retter sind nicht nur sehr potent, sie kennen auch die professionellen Mechanismen der Börsen erstaunlich gut.

Die überraschende Volte am US-Markt, die hierzulande auch den Dax davor bewahrte, bis auf 10.000 Punkte durchzusacken, ist umso bemerkenswerter, da sich das Umfeld für die Börsen derzeit wieder verdüstert. Im Kampf gegen das Coronavirus wächst zwar die Chance auf Impfstoffe und Medikamente. Doch dabei entstehen, wie sich im Fall des führenden Impfstoffherstellers Sanofi zeigt, sofort politische Rivalitäten. Zudem macht das Wiederaufflammen der Pandemie in China offensichtlich, dass das Virus aller Voraussicht nach in neuen Wellen immer wieder kommen kann. Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt davor, dass Corona ähnlich wie HIV auf Dauer bleiben könnte. Derzeit trifft die rasante Ausbreitung des Virus die ohnehin wackligen großen Schwellenländer Brasilien und Russland mit voller Wucht. Und als ob das noch nicht genug wäre, bricht wegen des Virus nun zwischen den USA und China erneute Rivalität aus.

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Noch keine Negativzinsen trotz historischer Rezession

Zugleich wird offensichtlich, dass die Notenbanken an ihre Grenzen stoßen. Besonders eindringlich weist darauf ausgerechnet Jerome Powell hin, der Chef der amerikanischen Fed, die wie keine andere Notenbank in den vergangenen Wochen Märkte und Wirtschaft durch außergewöhnliche Maßnahmen gestützt hat. Powell warnt zum einen vor der historischen Dimension, die der wirtschaftliche Rückgang mittlerweile erreicht und dass die Krise alles andere als schnell ausgebügelt werden könne. Zugleich erteilt er negativen Zinsen eine Absage, weil er sich davon letztlich keine Rettung aus dem Chaos verspricht. Die sieht er nun eindeutig nicht mehr nur bei der Notenbank, sondern vielmehr bei der politischer Führung der Staaten selbst.

Wie lange Powell sich gegen den Drang nach negativen Zinsen halten kann – vor allem Donald Trump macht im Vorfeld der Präsidentenwahl mächtig Druck – ist fraglich. Kurzfristig, in den nächsten Wochen, dürfte sich an seinem Kurs nichts ändern. Und es ist ja auch nicht so, dass Powell auf einmal restriktiv wird. Im Gegenteil: Er verspricht auf Jahre hinaus eine lockere Geldpolitik, selbst wenn sich die Konjunktur langfristig doch einmal erholen sollte.

Die Wirtschaftsdaten selbst sind horrend. Offiziell ist die Arbeitslosigkeit in den USA innerhalb kürzester Zeit von 4,4 Prozent auf 14,7 Prozent hochgeschnellt. Inoffiziell, wie Fed-Mitglieder einräumen, dürfte sie noch viel höher sein und im Bereich um 25 Prozent liegen, weil sich viele Amerikaner überhaupt nicht mehr aus ihren Häusern trauen um sich arbeitslos zu melden.

Aus fundamentaler Perspektive, da sind sich die Fed, Investmentbanker wie zuletzt Goldman Sachs und Börsengurus wie Warren Buffett, Ray Dalio oder Stanley Druckenmiller einig, steht der US-Wirtschaft und den US-Börsen noch eine schmerzhafte, langdauernde und sehr unsichere Phase bevor.

Selbst die stärksten Dax-Konzerne werden empfindlich getroffen

In Europa sieht das nicht viel anders aus. Hierzulande sind zwar die Folgen der Pandemie nicht so katastrophal wie in den Staaten. Dafür zeichnet sich nun ein anderes Problem ab: Der wirtschaftliche Absturz führt zu einem nie dagewesenen Ausfall an Steuereinnahmen; ausgerechnet in dem Moment, in dem immer mehr Unternehmen und gesellschaftliche Gruppen vom Staat finanzielle Hilfe brauchen oder haben wollen – von der Rettung der Lufthansa über Kredite für Adidas bis hin zu staatlichen Bürgschaften für Reisegutscheine.

Selbst die stärksten Unternehmen im Dax wie der Versicherungskonzern Allianz werden empfindlich getroffen. Im ersten Quartal schnitten die Münchner noch vergleichsweise gut ab und verdienten wegen Corona im operativen Geschäft nur 700 Millionen Euro weniger. Das ist angesichts der Dimension der Krise ein starkes Ergebnis. Allerdings sind dabei jetzt schon tiefere Spuren sichtbar, denn die Turbulenzen an den Märkten führten im ersten Quartal zu einer Verringerung des Eigenkapitals um sechs Milliarden Euro.

Sollten sich die Marktverwerfungen länger hinziehen, ist auch im zweiten Quartal mit hohen Wertverlusten zu rechnen. Kein Wunder, dass Allianz-Chef Oliver Bäte das ganze Jahr 2020 als sehr herausfordernd bezeichnet und die Wirkung des Coronavirus mit einem Meteoriteneinschlag vergleicht. Ein treffendes Bild, denn nicht nur der Einschlag selbst ist gefährlich, sondern vor allem die damit auf lange Zeit verdüsterte Atmosphäre.

Stabile Abwärtstendenz

Der Dax hält sich in diesem brisanten Umfeld nach wie vor gut. Nach der Enttäuschung darüber, dass die Fed nicht auf negative Zinsen umschwenkt, ging es zwar mit den Kursen erst in den wichtigen Unterstützungsbereich um 10.200 Punkte hinab; durch die Rettung der US-Börsen wurde aber dann auch der Dax mit hochgezogen. Seit Mitte April konnte diese wichtige Unterstützungszone nun schon mehrmals verteidigt werden. Kurzfristig, in der anstehenden Woche, könnte dem sogar eine Erholung in den Bereich 10.700 bis 10.800 Punkte folgen. Ein Anstieg über 10.800 hinaus dürfte zwar wegen des kritischen Umfelds zwar weniger wahrscheinlich sein, wäre aber sogar ein Kaufsignal.

An der mittelfristigen Abwärtstendenz indessen hat sich nichts geändert. Die Durchschnittslinie der vergangenen 200 Börsentage liegt mit derzeit 12.140 Punkten in weiter Ferne. Zudem dreht sie nun immer mehr nach unten. Das ist die klassische Konstellation eines Abwärtstrends. Der würde dann sogar mit erhöhter Dynamik ablaufen, wenn der Bereich 10.200 bis 10.000 Punkte im Dax nicht mehr halten sollte – etwa, weil den geheimen Börsenrettern in den USA einmal die Kraft ausgeht.


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