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Musk: Tesla stellt „besten Chip der Welt“ her

Bei einer Investorenveranstaltung schwärmt Elon Musk von Teslas Prozessor für selbstfahrende Autos. Einige Experten vermuten ein Ablenkungsmanöver.

Elon Musk ist in seinem Element. Die Arme vor dem Bauch verschränkt, schwärmt der Tesla-Chef von seiner großen Zukunftsvision. Zum ersten Mal hat der Elektroautobauer seinen neuen Prozessor vorgestellt, den das Unternehmen in den vergangenen drei Jahren intern entwickelt hat. Es ist natürlich nicht nur irgendein Prozessor. Er sei bereits so gut, dass Tesla auf den bisherigen Zulieferer Nvidia verzichte.

„Es scheint auf den ersten Blick unwahrscheinlich“, sagte Musk am Montag bei einer Investorenkonferenz im kalifornischen Palo Alto, die sich nur um das Thema autonomes Fahren drehte. „Wie kann es sein, dass Tesla, das noch nie zuvor einen Chip entworfen hat, den besten der Welt herstellt? Aber das ist objektiv passiert.“ Der Prozessor sei nicht nur leicht besser als der der Konkurrenz, „er ist deutlich besser. Und er wird derzeit in die Autos eingebaut“, stellte Musk klar.

Die Prozessoren, die das Tesla-Team unter Hochdruck entwickelt hat, bringen Musk einen Schritt näher an sein neues ehrgeiziges Ziel: Schon im kommenden Jahr will Tesla komplett selbstfahrende Autos auf den Straßen haben, die als Robo-Taxiflotte fungieren. Wer ein solches Taxi benötigt, kann dann einfach über die neuste Version der Tesla-App ein Tesla-Auto anfordern.

Wer einen Tesla besitzt, das Auto aber nicht ständig nutzt, kann es als Robo-Taxi zur Verfügung stellen und damit Geld verdienen, erklärte Musk. Wie schnell dieses System wachsen kann, werde vor allem an den Regulierungsbehörden hängen. „Wir werden nicht in allen, aber zumindest in einigen Bereichen die Genehmigungen bekommen“, ist sich der Tesla-Chef sicher, der nebenbei auch das Raumfahrtunternehmen SpaceX und das Tunnel-Unternehmen „The Boring Company“ leitet.

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Alle drei Tesla-Modelle, der Sportwagen Model S, der SUV Model X und das kleinere Model 3 sollen für die selbstfahrende Flotte zur Verfügung stehen, sagte Musk. Daher werden derzeit in alle Modelle die neusten Technologien eingebaut. Wer derzeit ein Model 3 leasen will, kann nicht mehr das Recht nutzen, es nach zwei Jahren zu kaufen, erklärte der Ausnahme-Unternehmer. „Wir wollen die Autos zurück“, sagte Musk. Sie sollen in die Taxi-Flotte integriert werden. Der Prozessor werde von Samsung in Austin, im US-Bundesstaat Texas, hergestellt.

Für den Tesla-Chef kann es gar nicht schnell genug gehen. „Wenn wir dann irgendwann kein Lenkrad mehr im Auto brauchen, dann bauen wir es einfach nicht mehr ein. Das ist ganz einfach“, schwärmte der 47-Jährige, der mit seiner Vision und mit seinem Fokus auf neuste Technologien die Investoren begeisterte.

Die ließen ihrer Bewunderung freien Lauf und begannen ihre Fragen oft mit Kommentaren wie „Das ist total beeindruckend“, „Ich bin hin und weg“, und „Unglaublicher Fortschritt. Phänomenal.“ Da ist er wieder, Musk der Visionär.

Tesla habe einen großen Vorsprung vor Konkurrenten, weil der Elektroautohersteller riesige Datenmengen sammele, sagte Musk. Dieses Quartal würden 500.000 Tesla-Fahrzeuge auf den Straßen sein, die mit jeweils acht Kameras, Ultraschall-Sensoren und Radar ausgestattet seien und Daten für den Aufbau eines sogenannten neuronalen Netzes des Konzerns sammelten.

Das Netzwerk ermögliche es Autos, Bilder zu erkennen, herauszufinden, worum es sich bei Objekten handele und wie sie mit diesen umgehen sollten. Das sei deutlich besser als die Lidar-Technologie, grob gesprochen eine Mischung aus Radar und Laser-Technologien, auf die sich viele andere Autobauer stützen. „Lidar ist lahm“, lästerte Musk. „Ich gehe davon aus, dass andere in der Branche sich auch von der Lidar-Technologie trennen werden.“

Experten haben sich skeptisch darüber geäußert, ob Tesla technologisch auch nur in der Nähe davon ist, dass Autos nur von einem Roboter gesteuert werden, ohne dass ein Mensch in Bereitschaft ist, einzugreifen, wenn etwas schiefgeht. Konkurrenten wie Ford, aber auch der Fahrdienst Uber und die Alphabet-Tochter Waymo mussten ihre Ambitionen zuletzt dämpfen. Im vergangenen Jahr hat ein tödlicher Unfall mit einem selbstfahrenden Fahrzeug von Uber Regulierungsbehörden aufgeschreckt.

Manche Tesla-Kritiker glauben, Musk wolle mit der Ankündigung zu autonomem Fahren von schlechten Quartalsergebnissen ablenken, die für Mittwoch erwartet werden. Von FactSet befragte Analysten erwarten im Durchschnitt einen Nettoverlust von 305,5 Millionen Dollar (271,6 Millionen Euro) für das erste Quartal.

Wenn Musk nicht den Visionär gibt, sondern sich um Analysten und die Börsenaufsicht kümmern muss, erfährt er deutlich weniger Zuspruch. Musk ist bekannt dafür, seine ehrgeizig gesetzten Ziele, sei es bei der Produktion oder bei der Profitabilität, nicht oder nur mit Verspätung einzuhalten.

Die Investmentbank Evercore ISI hatte Tesla vor der Veranstaltung am Montag herabgestuft und das Kursziel von 330 auf 240 Dollar heruntergesetzt. Das Tesla-Papier kostete am Montag rund 263 Dollar und hat in diesem Jahr rund 15 Prozent verloren.
Analyst Arndt Ellinghorst macht sich vor allem Sorgen um die zuletzt deutlich schwächere Nachfrage nach dem Sportwagen, Model S, und dem SUV, Model X.

Teslas Vision und künftige Wachstumsmärkte „stimmen uns weiterhin positiv“, so Ellinghorst, gerade mit Blick auf die weltweite Nachfrage nach dem kleineren Model 3, dem Elektro-LKW sowie dem Markenwert. „Aber es gibt zunehmende Unsicherheit was die kurzfristige Nachfrage angeht“, warnt Ellinghorst, gerade im Vergleich zu den optimistischen Prognosen der Vergangenheit. „Bei einem Wachstumsunternehmen darf das Wachstum nicht abreißen.“

Musk muss in dieser Woche zudem einen imageschädlichen Skandal ausräumen. Am Donnerstag steht eine Entscheidung mit der US-Börsenaufsicht SEC an. Ende vergangener Woche kündete Tesla an, den Verwaltungsrat zu verkleinern. Vier Mitglieder, die enge Verbindungen zu Musk hatten, würden das Kontrollgremium sukzessive verlassen, teilte Tesla mit.

Seit November wird Teslas Verwaltungsrat nicht mehr von Musk selbst, sondern von der australischen Managerin Robyn Denholm geführt, auch, um die SEC zu beruhigen. Seit Monaten belastet ein Rechtsstreit zwischen Tesla und der SEC das Unternehmen.

Musk sorgte im vergangenen Jahr mit einem Tweet für Aufsehen, in dem er angekündigt hatte, das Unternehmen zu einem Aktienpreis von 420 Dollar von der Börse zu nehmen und die Finanzierung dafür bereits „gesichert“ sei. Daraufhin wurde er von der SEC verklagt. Die Aufsicht glaubt nun, dass Musk die Auflagen der erzielten außergerichtlichen Einigung gebrochen hätte – erneut mit einem Tweet.

Musk teilte im Februar über den Kurznachrichtendienst mit, Tesla würde in diesem Jahr 500.000 Fahrzeuge produzieren, korrigierte die Zahl später jedoch auf 400.000. Musk hatte sich in der Einigung dazu verpflichtet, unternehmensrelevante Kommunikation mit dem Verwaltungsrat abzustimmen. Die SEC glaubt jedoch, dass dies bei dem Tweet im Februar nicht geschehen sei.

Beide Seiten haben noch bis Donnerstag Zeit, sich zu einigen. Beobachter erwarten, dass Musk zwar an der Spitze von Tesla bleiben kann, das Unternehmen jedoch eine Strafe zahlen werden muss.