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MUNICH RE IM FOKUS: Rückversicherer im Corona-Sturm

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Eigentlich wollte Munich-Re-Chef <DE0008430026> Joachim Wenning den Rückversicherer in diesem Jahr zu seinem Mittelfrist-Gewinnziel von 2,8 Milliarden Euro führen. Doch wegen der hoher Versicherungsschäden und der Turbulenzen in der beispiellosen Krise ist das außer Sichtweite. Die Unsicherheit bleibt groß. Was bei dem Rückversicherer los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht:

DAS IST LOS BEI DER MUNICH RE:

Wirbelstürme, Erdbeben und Überschwemmungen: Wenn Katastrophen die Munich Re in den vergangenen Jahren schwer erwischten, waren es meist die Naturgewalten, die hohe Versicherungsschäden anrichteten und bei den Münchnern am Gewinn zehrten. Vorstandschef Joachim Wenning, 2017 angetreten, wollte nach Jahren sinkender Profite bei dem Konzern wieder die Kurve kriegen. Für 2020 setzte er sich einen Überschuss von 2,8 Milliarden Euro als Ziel, und noch bei der Bilanzvorlage für 2019 im Februar sah es danach aus, als ob er es schaffen könnte.

Doch dann verbreitete sich das neuartige Coronavirus in Windeseile rund um den Globus - eine Pandemie, wie sie der auf existenzielle Risiken spezialisierte Rückversicherer grundsätzlich seit Langem auf dem Schirm hatte. Ende März strich der Vorstand seine Gewinnprognose. Jetzt geht es darum, möglichst glimpflich durch die Krise zu kommen.

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"Die voraussichtlichen kurz- und längerfristigen Kosten der Pandemie sind erheblich, sie werden für Munich Re aber wirtschaftlich gut verkraftbar bleiben", sagte Wenning bei der Hauptversammlung des Konzerns Ende April. "Munich Re bleibt sehr solide kapitalisiert." Eine neue Gewinnprognose wagte er bisher nicht. Zu unsicher bleibt die Höhe der Schäden, die der Rückversicherer begleichen muss. Auch die kleinere Rivalin Hannover Rück <DE0008402215>, die am Mittwoch ihre Zahlen zum ersten Quartal vorlegte, hielt sich mit genauen Prognosen zurück.

Während diese einen Gewinnrückgang im ersten Quartal dank glücklicher Finanzgeschäfte verhindern konnte, hat Munich-Re-Finanzchef Christoph Jurecka bereits klargestellt, dass der Münchner Konzern weniger verdient hat als ein Jahr zuvor. Ein Verlust wie bei der schweizerischen Konkurrentin Swiss Re <CH0126881561> soll aber nicht drohen. Ähnlich wie bei Hannover Rück könnten Schäden durch die Absage von Großveranstaltungen und die wochen- oder monatelange Schließung von Betrieben infolge der Pandemie bei den Münchnern teuer zu Buche schlagen, außerdem Schäden in der Kredit- und Kautionsversicherung.

Bei den Veranstaltungen steht die Verschiebung der Olympischen Spiele in Japan im Fokus, die nun statt in diesem Jahr erst 2021 stattfinden sollen. Eine Verschiebung dürfte die Versicherer nach ersten Aussagen zwar nicht so viel kosten, wie wenn die Spiele ganz ausfallen würden. Hannover-Rück-Finanzchef Roland Vogel geht allerdings davon aus, dass ein substanzieller Teil der bei seinem Konzern versicherten Summe fällig wird.

Unterdessen hat eine Debatte um die Haftung oder Nichthaftung bei Betriebsschließungen infolge der Pandemie die Versicherer in Alarmbereitschaft versetzt. Bei der Hauptversammlung, die wie bei anderen Konzernen nur im Internet stattfand, warnte Wenning die Politik davor, die Branche trotz anderslautender Verträge zur Deckung von Pandemie-Schäden zu verpflichten. Ein rückwirkender Eingriff in Verträge sei mit rechtsstaatlichen Prinzipien unvereinbar.

Auch Allianz-Chef Bäte stellte am Mittwoch klar, dass die Versicherer keinen Versicherungsschutz für Risiken leisten könnten, für den die Kunden keine Prämien bezahlt hätten. "Das würde unserer Branche den Boden unter den Füßen wegziehen."

DAS MACHT DIE AKTIE:

Nach einem guten Lauf seit 2017 ist die Munich-Re-Aktie seit ihrem Hoch im Februar im Abwärtssog der Corona-Krise kräftig abgestürzt. Innerhalb gut eines Monats halbierte sich ihr Kurs zwischenzeitlich von rund 284 auf etwa 141 Euro Mitte März. Inzwischen hat er sich wieder etwas erholt. Mit zuletzt rund 195 Euro war das Papier aber immer noch rund ein Viertel weniger wert als noch zum Jahreswechsel, als von dem neuartigen Coronavirus noch nichts zu sehen und zu hören war.

Wer vor drei Jahren als Aktionär bei Munich Re eingestiegen ist, kann immer noch einen Kursgewinn von rund acht Prozent vorweisen. Seit fünf Jahren steht ein Plus von rund 11 Prozent zu Buche. Außerdem haben die Anteilseigner von Jahr zu Jahr steigende Dividenden eingestrichen. Allein für 2019 zahlte Munich Re je Aktie 9,80 Euro aus. Angesichts des starken Kapitalpolsters des Konzerns sah der Vorstand keinen Grund, die Ausschüttung zu streichen. Den Rückkauf eigener Aktien setzte er allerdings aus.

Mit Blick auf den Börsenwert rangiert der Rückversicherer mit einer Marktkapitalisierung von knapp 27 Milliarden Euro im Mittelfeld des Dax. Der im MDax notierte Konkurrenz Hannover Rück bringt es auf fast 17 Milliarden Euro und der schweizerische Wettbewerber Swiss Re auf umgerechnet rund 21 Milliarden Euro.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Branchenexperten sehen die Munich-Re-Aktie nach dem Kursrutsch im Frühjahr nur teilweise als Kaufgelegenheit. Von den 13 im dpa-AFX Analyser erfassten Analysten, die ihre Einstufungen seit Mitte März erneuert haben, raten neun zum Halten der Aktie. Vier Experten raten zum Kauf, keiner zum Verkauf. Im Schnitt schreiben sie dem Papier ein Kursziel von rund 221 Euro zu. Die Spannweite der Kursziele fällt mit 160 bis 255 Euro allerdings groß aus - ähnlich wie die Unsicherheit darüber, wie lange die Corona-Krise dauern und wie schwer sie die Wirtschaft treffen wird.

Bei Munich Re dürften die Zahlen für das erste Quartal Anlegern zumindest einen ersten Eindruck verschaffen, wie stark die Einschläge für die Münchner werden könnten. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Branchenexperten rechnen im Schnitt mit einem Überschuss von rund 213 Millionen Euro, rund zwei Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr gingen sie zuletzt von einem Gewinn in Höhe von 2,1 Milliarden Euro aus. Munich Re will ihre Quartalszahlen an diesem Donnerstag (7. Mai) vorlegen.