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Mitarbeiter landen im „Beamten-Guantanamo“: Mit welchen Mitteln Telekom & Co. ihre Angestellten loswerden wollen

Obwohl sie weiterhin auf den Aufschwung nach dem Corona-Tief hoffen und im Falle der deutschen Industrie glänzend in das Jahr gestartet sind, geht der Personalabbau bei den Konzernen weiter. Besonders betroffen von den Streichungen sind auch Führungskräfte. Doch natürlich gilt: Die Mitarbeiter einfach rauszuwerfen, ist rechtlich oft nicht möglich. Unternehmen wie Tui oder die Telekom sieben dafür auf andere Weise aus und drängen ungewollte Mitarbeiter in Bereiche, in denen eigentlich wenig zu tun ist — mit dem Ziel sie zur Annahme von Abfindungen zu bewegen. Das berichtet das „Manager Magazin“.

Die Stellenstreichungen würden dabei oft in Folge des Wandels hin zu einer grünen und smarten Volkswirtschaft vorgenommen, die oft ganze Geschäftsteile infrage stelle. Laut einer Studie des Ifo-Instituts würden bis 2025 wegen der Elektrowende mehr als 178.000 Jobs allein in der Automobilindustrie wegfallen, bis 2030 sogar 215.000. Der Prozess werde das gesamte Jahrzehnt prägen, heißt es.

Entsprechend massiv ist der Abbau. Beim Zulieferer Conti sollen bis 2029 rund 30.000 Stellen abgebaut, bei MAN bis zu 6.000, so das „Manager Magazin“. Airbus plane mit etwa 15.000 Stellen weniger und die Commerzbank mit 10.000. Und auch bei der Deutschen Telekom werde aktuell der nächste Abbau vorbereitet.

Telekom-Angestellte sprechen vom „Beamten-Guantanamo“

Bei der Telekom gebe es dafür ein Vorgehen, so das „Manager Magazin“ weiter. Dort habe der Vorstand vor 20 Jahren das Prinzip-Jobforum erfunden: Vivento hieß der Bereich hier, heute Telekom Placement Services (TPS). Intern werde er unschmeichelhaft als „Beamten-Guantanamo“ bezeichnet.

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Hierhin würden Mitarbeiter entsandt, die der Konzern wahrscheinlich lieber loswerden wolle. Aktuell seien das rund 1.000 Angestellte, in den letzten 20 Jahren habe der Konzern mehr als 54.000 Menschen durch das System geschleust. Der Personalvorstand spreche im Zusammenhang mit TPS zwar von einem „sozialverträglichen Personalumbau“, vor allem unter Führungskräften sei die Versetzung aber gefürchtet: Sie würden teilweise systematisch drangsaliert oder beleidigt, müssten sinnlose Projekte begleiten oder im Akkord Bewerbungen verfassen.

Psychologischer Druck und Geiz bei den Abfindungen

Von den Umstrukturierungen betroffen seien meist Arbeitnehmer zwischen Mitte 50 und Anfang 60, die nicht die Konformität mitbrächten und sich nicht mehr so begeisterten wie die Jüngeren. Und natürlich habe sich gerade in der Automobilindustrie der Fachkräftebedarf verschoben: Automobilentwickler wären ebenso wie Antriebsspezialisten deutlich weniger gefragt, wohingegen Volkswagen „serienweise zum Speeddating“ mit Software-Experten einlade.

Die Methoden seien aber aggressiver geworden und es werde zunehmend auf psychologischen Druck gesetzt. Durch die rechtliche Situation würden keine Kündigungen ausgesprochen, den Mitarbeitern werde aber sehr wohl deutlich gemacht, dass man das Arbeitsverhältnis beenden wolle. Gleichzeitig werde bei den Abfindungen gegeizt: Wenn Betroffene heute mehr als ein Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr erhalten wollen, müssten sie in der Regel vor Gericht ziehen, so das „Manager Magazin“.

Tuifly biete den Mitarbeitern sogar nur 0,7 Monatsgehälter plus einen Teil der Übergangsversorgung — und greife auch bei langjährigen Mitarbeitern zu schriftlichen betriebsbedingten Kündigungen ohne Gespräch. Insgesamt werde ein Drittel der Tuifly-Piloten entlassen.

sb