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Mister BaFin, how dare you?!

Die Finanzaufseher zockten mit Wirecard-Aktien, statt den Skandal zu verhindern. Doch der Chef bleibt und erhält mehr Macht. Das ist obszön.

 Foto: dpa
Foto: dpa

Greta muss unbedingt diversifizieren. Unvergessen, wie sie den Politikern auf dem UN-Klimagipfel im letzten Jahr die Anklage „How dare you?!“ entgegenschleuderte. Ein gesundes Finanzmarktklima hätte eine ebenso energische Fürsprecherin verdient – zumindest in Deutschland.

Wie so oft schocken nicht nur die Skandale, sondern auch deren Aufarbeitung. Die Öffentlichkeit seziert seit Monaten die Trümmer des House of Wirecard. Alle möglichen Experten, die den Hochstaplern aus Aschheim jahrelang zujubelten, wissen es jetzt besser. Und keiner ist sich seiner Schuld bewusst. Dabei ließ sich vieles vor der Insolvenz nachlesen – in der „Financial Times“ („FT“) und in der WirtschaftsWoche.

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Doch in der entscheidenden Behörde glaubten die Verantwortlichen lieber Pressemitteilungen einer mutmaßlichen Betrügerbande als den Recherchen seriöser Investigativjournalisten. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ermittelte im Auftrag der Münchner Staatsanwaltschaft sogar gegen den „FT“-Journalisten Dan McCrum und erließ zudem ein Shortselling-Verbot für Wirecard-Aktien. Man machte die Täter zu Opfern.

Mehr blinde Komplizenschaft geht kaum. Mehr Bananenrepublik auch nicht. Könnte man meinen. Doch seit wenigen Wochen steht fest, dass BaFin-Mitarbeiter mit der Wirecard-Aktie 500 Geschäfte auf eigene Rechnung tätigten und sogar Gefahr liefen, illegal als Insider zu handeln. Und was macht der Chef? Felix Hufeld bleibt als Reserve-Bauernopfer von Finanzminister Olaf Scholz einfach sitzen. Dankend nimmt er mehr Stellen und Macht entgegen. Seine Mitarbeiter hätten nichts Unrechtes getan, meint er. Und die Forderung, sich bei McCrum zu entschuldigen, sei „obszön“.

Dabei ist das einzig Obszöne in dieser Geschichte das Verhalten von BaFin-Chef Hufeld. Das größte anzunehmende Versagen einer Finanzmarktaufsicht ringt dem obersten Verantwortlichen weder Demut noch einen Rücktritt ab. Stattdessen brüstet er sich damit, seinem Personal jetzt private Aktiengeschäfte verboten zu haben – fünf Jahre nach seinem Amtsantritt. Eine zockende Wächtertruppe gilt in der Compliance-Welt als Zustand wie in der Steinzeit. Das hätte Harvard-Absolvent Hufeld längst klar sein müssen. Nicht auszudenken, was in dieser Behörde noch alles schiefläuft. Das Urteil von Finanzgreta wäre vernichtend: „Mister BaFin, how dare you?!“

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Mehr zum Thema: Als erster Top-Manager des Skandalkonzerns Wirecard geht Ex-Schatzmeister Thorsten Holten an die Öffentlichkeit. Ein Interview über die vergangenen Monate.