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Mit Millionen finanziert: Pflege-Startup Careship meldet Insolvenz an

Die Careship-Gründer Nikolaus und Antonia Albert zusammen mit ihrer Großmutter.
Die Careship-Gründer Nikolaus und Antonia Albert zusammen mit ihrer Großmutter.

Für Antonia und Nikolaus Albert sollte die Gründung ihres Startups der Weg aus einer familiären Notsituation sein. Als die Geschwister 2015 ihre Firma Careship launchten, ging dem Start der Pflegefall der gemeinsamen Oma voraus. Eine beginnende Demenz habe die Familie vor „nie dagewesene Herausforderungen“ gestellt, berichtete die Ex-Rocket-Angestellte Antonia Albert einst dem Handelsblatt: „Ich habe meine sonst sehr gut organisierten Eltern noch nie so überfordert gesehen: bei den tausend Fragen und dem verzweifelten Versuch, eine Betreuung zu finden.“

Mit ihrem Unternehmen schwebte den Alberts deshalb eine Online-Vermittlungsplattform vor. Was bei Putzkräften über Portale wie Helpling damals schon funktionierte, sollte es künftig auch für Pflegekräfte geben. Die selbstständig arbeitenden Pflegenden sollten Älteren beispielsweise im Haushalt helfen, für sie Einkäufe erledigen oder schlicht Gesellschaft leisten. Zunächst mit Erfolg: Über die Jahre wuchs Careship auf eine vierstellige Anzahl an Kunden. Auch Investoren zeigten sich angesichts steigender Pflegeausgaben interessiert. Sie investierten bis zuletzt knapp zehn Millionen Euro in das Berliner Unternehmen. Darunter auch namhafte Top-VCs wie Spark Capital oder Creandum, die unter anderem Unternehmen wie Twitter oder Spotify groß machten.

Exit-Versuch offenbar gescheitert

Nun befindet sich das Startup allerdings im höchsten Krisenmodus. Careship hat am vergangenen Montag einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Christian Köhler-Ma bestellt. Köhler-Ma bestätigte den Vorgang auf Nachfrage von Gründerszene. Grund für das Insolvenzverfahren sei eine weitere Finanzierung gewesen, die Careship in den zurückliegenden Wochen noch bei einem Investor aufzutreiben versuchte – dieser sei kurz vor Abschluss jedoch wieder abgesprungen. Careship selbst wiederum spricht auf Nachfrage gar von einem gescheiterten Exit-Versuch. „Uns ist in letzter Minute ein Alleinkäufer für das Unternehmen abgesprungen“, teilte eine Sprecherin des Unternehmens mit.

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Ob Careship künftig weiterbestehen kann, ist nun offen. Laut Insolvenzverwalter Christian Köhler-Ma gibt es mehrere Interessenten für das Unternehmen, für eine detaillierte Auskunft ist es aber noch zu früh. Die Käufersuche soll jedoch weitergehen. „Wir richten nun all unsere Anstrengungen darauf, in den kommenden Wochen neue Investoren beziehungsweise einen Käufer zu finden“, heißt es aus dem Unternehmen weiter.

80 Beschäftigte müssen um Job fürchten

Unklar ist damit auch die Zukunft der insgesamt 80 Beschäftigten bei Careship. Das Startup beschäftigt nach eigenen Angaben etwa 50 Festangestellte, 30 Werkstudenten sowie mehr als 1.000 selbstständig arbeitende Alltagshelfer. Laut Insolvenzverwalter Köhler-Ma ist die Finanzierung ihrer Novembergehälter gesichert, für die Monate Dezember und Januar befindet man sich aktuell noch in Verhandlungen. Kurzfristige Kündigungen seien bei Careship nicht vorgesehen, so der Anwalt. „Zum momentanen Zeitpunkt sind keine Entlassungen geplant.“

Careship stehen nun entscheidende Wochen bevor. Neue Investoren versucht das Startup offenbar auch mit neuen Wachstumsbeweisen zu überzeugen. Nach Firmenangaben hat Careship seine Präsenz seit Jahresbeginn von zwei auf nunmehr 30 Städte ausgebaut. Die Zahl der gebuchten Hausbesuche habe sich im Vergleich zum Krisenjahr 2020 zudem von 39.000 auf bis jetzt 69.000 erhöht. Allerdings soll es bei Careship schon länger kriseln. Neben einigen Mitarbeitern verließen im Dezember 2020 etwa die Gründer Antonia und Nikolaus Albert das Unternehmen. Zudem gaben Anfang des Jahres einige Investoren ihre Anteile zum Nennwert zurück. Beides eher keine Anzeichen dafür, dass es bei Careship auch wirtschaftlich gut gelaufen ist.