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Milliardengrab Alzheimer-Forschung: Warum es so schwer ist, ein wirksames Medikament gegen die Krankheit zu finden

Der Alzheimer-Forschung ist ein kleiner Durchbruch gelungen: Nach mehr als 18 Jahren hat die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA wieder ein neues Medikament gegen Alzheimer zugelassen. Dabei sah es zunächst so aus, als würde der US-Pharmakonzern Biogen mit seinem Wirkstoff Aduhelm scheitern: Denn die Ergebnisse der klinischen Studien waren sehr unterschiedlich.

Das Unternehmen gab im Frühjahr 2019 zunächst bekannt, die Studien abzubrechen, nachdem es so ausgesehen hatte, als ob die festgelegten Studienziele nicht erreichbar seien. Das Unternehmen forschte trotzdem weiter und schaffte die Kehrtwende: Neue Ergebnisse zeigten kürzlich, dass das Medikament Aduhelm doch eine positive Auswirkung auf die Gedächtnisleistung von Erkrankten haben könnte.

Weltweit gibt es 50 Millionen Alzheimer-Patienten

Auch wenn die Wirksamkeit des Medikaments trotzdem umstritten ist: Es ist das erste, dass in vielen Jahren überhaupt eine Zulassung erhalten hat – und sich auch bei der europäischen Zulassungsbehörde EMA in der Prüfung befindet. Dabei ist die Nachfrage enorm. Jüngsten Schätzungen zufolge leiden allein in Deutschland 1,6 Millionen Menschen unter der Krankheit. Weltweit sind es mehr als 50 Millionen. Die Pharmaindustrie steckte und steckt Milliardenbeträge in die Forschung nach wirksamen Medikamenten – und scheitert dennoch immer wieder. Zwischen den Jahren 1998 und 2017 missglückten fast 150 Ansätze, einen effektiven Therapieansatz auf den Markt zu bringen. Warum ist es so schwer, ein wirksames Mittel gegen Alzheimer zu finden?

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Die Gründe sind vielfältig. Leidet jemand unter der Alzheimer-Krankheit, sterben Nervenzellen im Gehirn. Der Patient verliert schrittweise seine geistigen Fähigkeiten. Wie genau die Krankheit entsteht, ist noch nicht endgültig geklärt. Laut der Initiative "Alzheimer Forschung" liegt eine der großen Herausforderung bei der Entwicklung von wirksamen Medikamenten darin, dass die Krankheit anfangs klinisch keine Auffälligkeiten zeigt, und einen sehr langen Verlauf hat.

"Alzheimer beginnt zunächst ohne Symptome, obwohl es schon erste Veränderungen im Gehirn gibt", wird Thomas Arendt, Leiter des Paul-Flechsig-Instituts für Hirnforschung in Leipzig von der Initiative zitiert. Tauchen die ersten Symptome dann auf, sind oftmals schon Jahre oder gar Jahrzehnte vergangen – und die genauen Ursachen nicht mehr leicht nachvollziehbar.

Eiweiß-Ablagerungen als Ursache

Entscheidend scheinen zwei Eiweißablagerungen zu sein, sogenannte Plaques aus Beta-Amyloid und Faserbündel aus Tau. Ist das Gehirn gesund, kann es dieses Eiweiß abbauen. Erkrankt jemand an Alzheimer, kommt es in seinem Gehirn aber schon Jahre vor den ersten Symptomen zu einem Ungleichgewicht. Das Beta-Amyloid kann nicht mehr reguliert werden und lagert sich in zu großen Mengen außerhalb der Zellen an. Die Proteine verklumpen und bilden unlösliche Plaques.

https://youtu.be/paquj8hSdpc

Tau dagegen ist ein Protein, dass sich innerhalb unserer Zellen befindet. Es ist verantwortlich für die Nährstoffversorgung und die Stabilität der Zellen. Durch die Alzheimer-Krankheit wird dieses Protein chemisch verändert. Die Zellen werden instabil und zerfallen. Dies führt zu den charakteristischen Symptomen wie Gedächtnisschwund und Orientierungslosigkeit.

Hier setzt die Forschung meist an. Wissenschaftler versuchen auf verschiedenen Wegen die Ablagerungen entweder nicht entstehen zu lassen oder aber aufzulösen. Darauf basiert auch das in den USA kürzlich zugelassene Medikament des Herstellers Biogen. Das Unternehmen hat einen Antikörper entwickelt, der sich gegen die Beta-Amyloid-Plaques richtet, und so Alzheimer im Frühstadium stoppen soll.

Krankheit früh erkennen

Darüber hinaus gibt es laut der Initiative "Alzheimer Forschung" noch viele andere Ansätze, die Krankheit zu behandeln. Etwa indem man versucht, Entzündungsprozesse im Gehirn zu stoppen. Ebenso werden Umwelteinflüsse, genetische Veränderungen oder Stoffwechselstörungen untersucht.

Ein entscheidendes Problem aus Sicht vieler Experten ist, dass Alzheimer nur selten im Frühstadium erkannt wird. Betroffene erkranken vermutlich bereits zehn oder zwanzig Jahre, bevor die Symptome ausbrechen. Und wenn sie ausbrechen, ist das Gehirn bereits teilweise geschädigt – unwiederbringlich. Forschende arbeiten deshalb nicht nur an Medikamenten, sondern auch an verschiedenen Tests, die die Krankheit frühzeitig erkennen sollen. Einige diagnostische Verfahren zur Erkennung von Alzheimer gibt es bereits. Doch noch sind diese teuer, aufwendig und nicht immer verfügbar.