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Milliarden-Dunkelziffer: Griechenlands Schulden bei Hedgefonds

Die Sorge vor einer Staatspleite Griechenlands und dem Ausscheiden des Landes aus der Eurozone bleibt groß. Foto: Federico Gambarini/Archiv

Griechenland steht erneut am Rande der Pleite und hat neben Hunderten Milliarden von Schulden bei seinen Europartnern und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) auch noch hohe Rechnungen bei Hedgefonds und anderen Spekulanten zu begleichen.

Die Regierung von Alexis Tsipras gibt sich knallhart, wenn es darum geht, die Schuldenlast mit öffentlichen Geldgebern neu zu verhandeln. Konflikte mit aggressiven Investoren scheint sie aber bislang zu scheuen.

Als der Euro-Krisenstaat seine privaten Gläubiger 2012 zu einer Umschuldung zwang, blieben einige Investoren von den heftigen Abschreibungen verschont. Vor dem Schuldenschnitt sammelten Hedgefonds griechische Staatsanleihen ein, die unter internationalem Recht standen. Auf diese Papiere hatte Athen keinen Zugriff.

Der Einstieg in den Anleihemarkt sei ein «No Brainer» gewesen - eine todsichere Wette - sagte der Chef eines New Yorker Hedgefonds damals. Für Profi-Investoren dürfte sich das Manöver schon rasch ausgezahlt haben. Vom Schuldenschnitt blieben die Fonds verschont, wenig später flossen die ersten etwa 600 Millionen Euro an Zinsen.

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Danach wurde es rasch ruhig um die Anleihen, deren Wert sich damals auf etwa 6,5 Milliarden Euro belief. Wie viele der Schulden heute noch bestehen, beantwortet die griechische Finanzagentur ebensowenig, wie die Frage, wann diese Titel fällig werden. Auch in einer Auflistung griechischer Zahlungsverpflichten der Brüsseler Denkfabrik Bruegel tauchen die Papiere nicht auf.

Das «Wall Street Journal» hat alle Auszahlungstermine Griechenlands bis ins Jahr 2054 in einer Übersicht veröffentlicht. Die Schulden bei den «Holdouts», wie die Hedgefonds und sonstigen Verweigerer des Schuldenschnitts im Finanzjargon heißen, seien jedoch nicht erfasst, heißt es in einer Fußnote. In Luft aufgelöst haben sich die Anleihen aber keineswegs.

«Bislang werden die Holdouts in Griechenland ausgezahlt», sagte Experte Robert Tancsa von der Investmentbank Morgan Stanley der Nachrichtenagentur dpa. Das ausstehende Volumen der Anleihen belaufe sich auf 3,4 Milliarden Euro. Das würde bedeuten, dass Athen seit 2012 schon mehr als drei Milliarden Euro an die widerspenstigen Investoren überwiesen hätte. Ein Zahlungsboykott wäre auch riskant: Sollte sich Griechenland weigern, ist Rechtsstreit programmiert, vor internationalen Gerichten und mit Profis, die sich auf eben diese Fälle spezialisiert haben.

Die nächsten Anleihen der Holdouts werden im Juni und im Oktober fällig. Zwar müssen in diesem Jahr laut Morgan Stanley «nur» 282 Millionen Euro bedient werden. Angesichts einer Schuldenlast von insgesamt rund 320 Milliarden Euro mag die Summe gering erscheinen. Andererseits ist die Finanzlage so prekär, dass Athen jeden Euro brauchen kann - und das nicht erst seit sich die Situation nach dem Regierungswechsel erneut zugespitzt hat.

Der Finanzminister Gianis Varoufakis sagte kürzlich: «Clevere Menschen in Brüssel, Frankfurt und Berlin wussten schon im Mai 2010, dass Griechenland seine Schulden niemals zurückzahlen würde.» Ob denn die Hedgefonds weiter bedient werden - das lässt er bislang unbeantwortet. Die Investoren halten sich ebenfalls bedeckt. «Kein Kommentar», heißt es in New York.

Übersicht Zahlungstermine WSJ

Übersicht der Denkfabrik Bruegel