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Miese Wirtschaftslaune bringt Zynismus: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Jan-Patrick Barnert über Galgenhumor auf dem Börsenparkett. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

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Einfach nicht mehr produzieren

Während der Dax am Allzeithoch nagt, sind makroökonomische Daten und Indikatoren auf Rezessionskurs. Ein wenig wirtschaftspolitische Unterstützung wäre da nicht verkehrt, doch die jüngsten Einlassungen aus der Politik stimmen manche eher zynisch als zuversichtlich.

Erst heute wurde die Schnellschätzung für das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal bestätigt. Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal um 0,1% geschrumpft. “Details zum BIP unterstreichen die Tristesse” und es zeigt sich “eine massive Investitionsschwäche”, schreibt VP-Bank-Ökonom Thomas Gitzel. Der Ifo-Index für die Konjunkturerwartungen sinkt seit Monaten, und ein Morgan-Stanley-Indikator zeigte jüngst, dass die Märkte bereits eine 100%ige Rezessionswahrscheinlichkeit für Europa einpreisen.

Da sind die jüngsten Äußerungen von Wirtschaftsminister Habeck leider nicht hilfreich. Der Vizekanzler schlug kürzlich vor, dass Unternehmen ihre Produktion drosseln sollten, wenn wenig Wind- und Solarstrom im Netz ist. Wirtschaftskapitäne warnen bereits vor den Risiken.

“Für die deutsche Industrie ein sicherlich praktikabler Vorschlag, um es einmal ironisch zu formulieren. Ohne Ironie kommt man in Bezug auf Deutschlands Industrie- und Wirtschaftspolitik ohnehin nicht mehr klar”, kommentiert Frank Sohlleider, Marktanalyst bei ActiveTrades. “Das letzte Porzellan ist nun zerschlagen. Man fragt sich: Wie lange hält der Dax diesen Wirtschaftsminister noch aus?”

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Stephan Kahl, Alexander Kell und Annika Reichelt: Deka leidet unter Bewertungseffekten, Kollateral-Lawine, Kommunikations-Kontroversen, überholen ohne einzuholen, und Landesbanken werden jünger.

Deka leidet unter Bewertungseffekten

Deutlich kleinere Brötchen musste die DekaBank im ersten Halbjahr backen, zumindest auf dem Papier. Das sogenannte wirtschaftliche Ergebnis sank um rund ein Fünftel im Vergleich zu den ersten sechs Monaten von 2023. Dahinter standen allerdings vor allem negative Bewertungseffekte bei Eigenemissionen im Zertifikategeschäft, die immer mal gerne in die eine oder andere Richtung ausschlagen. Belastend wirkte aber auch die Risikovorsorge. Hatte es im Vorjahreszeitraum noch Auflösungen von Rückstellungen gegeben, so musste die Deka nun neue Vorsorge bilden. Bedarf dafür gab es mit 10,2 Millionen Euro bei Immobilienkrediten. Die DekaBank ist zwar vor allem im Wertpapiergeschäft aktiv, bietet aber auch die Finanzierung von Gewerbeimmobilien wie Büros und Hotels an. Besonders die US-Büroimmobilienmärkte stehen wegen der gestiegenen Zinsen und des Trends zum Homeoffice stark unter Druck, was auch andere Banken hohe Vorsorge bilden ließ. Trotz aller Belastungen: Für das Gesamtjahr geht die DekaBank weiterhin von einem wirtschaftlichen Ergebnis von rund 700 Millionen Euro aus.

Kollateral-Lawine

Die erwartete Lockerung der Geldpolitik in den USA könnte chinesische Unternehmen dazu veranlassen, rund die Hälfte ihres seit der Corona-Pandemie angehäuften Wertpapierbergs von zwei Billionen Dollar abzustoßen. Dies erwartet der Ökonom Stephen Jen, der für seine “Dollar-Smile-Theorie” bekannt ist. Wenn die US-Notenbank die Leitzinsen senke, werde die Attraktivität von Dollar-Anlagen abnehmen: “Stellen Sie sich eine Lawine vor!” Jen geht davon aus, dass die Fed die Zinsen aggressiver stutzen wird, als von den Märkten erwartet. Seine Dollar-Theorie besagt, dass der Greenback in der Regel dann an Wert gewinnt, wenn sich die USA entweder in einem schweren Konjunktureinbruch oder in einem robusten Aufschwung befinden. Hintergrund sei die Suche nach Sicherheit bzw. Gier am Markt. Bei moderatem Wachstum hingegen sei der Dollar weniger gefragt. Und genau das erwartet Jen: eine sanfte Landung der US-Wirtschaft. US-Notenbankerin Mary Daly hat Fed-Chef Jerome Powell gerade zugestimmt, dass die Hüter des Dollars mit Zinssenkungen beginnen sollten. “Die Zeit für eine Anpassung der Geldpolitik ist gekommen”, sagte sie in einem Interview mit Bloomberg TV.

Kommunikations-Kontroversen

Jeder Social-Media-Nutzer sollte sagen dürfen, was er will. Oder etwa doch nicht? Vor dieser Frage stehen aktuell mehrere Plattformen. Meta-CEO Mark Zuckerberg behauptet, dass seine Facebook-Nutzer eben nicht alles sagen durften, vor allem nicht während der Corona-Pandemie. In einem Brief an den Justizausschuss des US-Repräsentantenhauses warf er der US-Regierung jetzt vor, von ihr “unter Druck” gesetzt worden zu sein, Inhalte mit Bezug zu Covid-19 zu zensieren. Er bedauert nach eigenen Angaben, dass der Konzern den Forderungen nachgegeben habe. “Hochrangige Beamte der Biden-Administration” hätten seine Teams monatelang traktiert. Und dann ist da der Telegram-Mitbegründer Pawel Durow. Der russisch-französische Unternehmer wurde am Wochenende in Frankreich verhaftet, weil er nicht ausreichend gegen den kriminellen Missbrauch der Plattform vorgegangen sein soll, einschließlich der Verbreitung von Material über sexuellen Kindesmissbrauch. Elon Musk und Edward Snowden haben die Verhaftung bereits verurteilt. Die Vereinigten Arabischen Emirate, deren Staatsbürger Durow ist, wie auch Russland haben um Zugang zu dem Inhaftierten gebeten.

Überholen ohne einzuholen

Amerikanische Technologieunternehmen sehen in der von ihnen entwickelten künstlichen Intelligenz einen Faktor, der die Lebens-, Arbeits- und Freizeitgestaltung weltweit verändern wird. Ob das auch diesseits des Atlantiks gilt, muss sich indessen noch zeigen. Während im Silicon Valley wie in China den Tech-Riesen eine Fülle von digitalen Nutzerdaten bereitsteht, um immer bessere KI-Modelle zu trainieren, pocht Brüssel strikt auf Datenschutz, ein einheitliches Wettbewerbsumfeld und Risikovermeidung. Als die Facebook-Mutter Meta ihre bisher leistungsfähigste Version des Sprachmodells Llama 3 nach Europa bringen wollte, schickte Brüssel erst einmal 270 Fragen zur Vereinbarkeit mit den EU-Regeln. Daraufhin ließen Mark Zuckerberg und Co. das Vorhaben einfach fallen. Beobachter nennen das den neuen Brüssel-Effekt — einen neuen Belastungsfaktor für die europäische Wirtschaft. Einige Experten befürchten, dass der Rückzug von Meta den Kontinent ausbremsen könnte, denn gerade KI-Start-ups profitieren davon, dass das Open-Source-Modell Llama als Basis für eigene Technologien dienen kann. “Es gibt im Moment keine vergleichbaren Modelle”, sagt Julien Launay, Mitbegründer des in Paris und New York ansässigen KI-Startups Adaptive ML. Der Verlust des Zugangs zu Llama “wäre für das EU-Ökosystem eine Katastrophe.”

Landesbanken werden jünger

In den vergangenen Jahren kannte das Durchschnittsalter der Mitarbeiter bei den Spitzeninstituten der deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken eigentlich nur eine Richtung: nach oben. Nun jedoch gibt es eine Trendumkehr. Bei LBBW, BayernLB, DekaBank und DZ Bank ist das Durchschnittsalter der Beschäftigten im Jahr 2023 ausnahmslos gesunken, wie eine Analyse von Bloomberg zeigt. Dahinter dürften vor allem zwei Entwicklungen stehen. Zum einen sind viele Altere von Bord gegangen, weil sie das Rentenalter erreicht oder aber an einem Personal-Abbauprogramm teilgenommen haben. Zum anderen bemühen sich viele Häuser angesichts des demografischen Wandels und neuer Tätigkeitsbereiche, mehr junge Leute zu gewinnen. So versuchte etwa die DZ Bank, mit TikTok-Videos gezielt diese Zielgruppe anzusprechen. Zudem arbeitete sie mit Influencern zusammen. Auch die Helaba warb mit einem Video bei TikTok für eine IT-Ausbildung in ihrem Haus, was sich in erhöhten Bewerberzahlen niederschlug. Zwangsläufig sinkt damit auch die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit.

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--Mit Hilfe von Rainer Bürgin.

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