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Mexikos neuer Präsident begeistert die Anleger

Der Peso ist stark wie selten, die Aktienkurse klettern. Der Regierungswechsel in Mexiko hatte viele Ökonomen zu Unrecht beunruhigt.

Wie groß war die Skepsis, als Mexikos linker Präsident Andrés Manuel López Obrador vor vier Monaten sein Amt antrat: Experten fürchteten einen Währungsabsturz und einen Einbruch des Wirtschaftswachstums.

Doch genau das Gegenteil ist eingetreten: Der mexikanische Peso ist so fest wie seit Jahren nicht mehr, die Aktienkurse klettern, Investitionen aus dem Ausland sind massiv angestiegen, und das Verbrauchervertrauen erreicht Höchststände. Und selbst der erwartete Wachstumsabschwung fällt moderater aus als prognostiziert.

Die zweitgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas blüht unter López Obrador regelrecht auf, auch wenn nicht alles ungetrübt ist. Für Anleger ergeben sich nach Einschätzung von Bankstrategen weitere Kurschancen mit Aktien des Landes.

„Alle Katastrophen- und Untergangsszenarien, die vor allem von den internationalen Ratingagenturen gezeichnet wurden, haben sich nicht erfüllt“, sagt Rodolfo Navarrete, Chefökonom des mexikanischen Brokerhauses Vector Casa de Bolsa im Gespräch mit dem Handelsblatt. 42 Milliarden Peso, umgerechnet knapp zwei Milliarden Euro, frisches Kapital sind in den ersten drei Monaten der Regierung López Obrador ins Land geflossen.

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Unter Vorgänger Enrique Peña Nieto belief sich die Summe im gleichen Zeitraum auf rund ein Drittel, gerade einmal 15 Milliarden Peso. Als Gründe für die Kapitalflut nennt Navarrete das Vertrauen in die neue Regierung wie auch die Hochzinspolitik der Zentralbank Banxico. Der Leitzins Cetes liegt bei im internationalen Vergleich hohen knapp acht Prozent und lockt daher Anleger ins Land. Sie legen ihr Kapital in Peso an, was wiederum die Währung stützt.

Anfang des Monats trat López Obrador, in Mexiko nur kurz AMLO genannt, triumphierend vor die Presse und sagte: „Es beginnt das zweite Quartal des Jahres, und unser Peso ist superstark.“ Tatsächlich schloss die mexikanische Währung am Freitag mit gut 19 Peso zum US-Dollar, was einer Aufwertung von ungefähr sechs Prozent im Vergleich zu AMLOs Amtsantritt am 1. Dezember entspricht. Auch die Inflation ist in den vergangenen Monaten auf unter vier Prozent gesunken, damit niedriger als erwartet.

Selbst die Absage des Flughafenneubaus in der Hauptstadt konnte den Aufwärtstrend der Währung nur kurz stoppen. „Die Rücknahme des Milliardenprojekts hat das Verhältnis zu den Unternehmern nicht nachhaltig getrübt“, betont Navarrete.

Der Linkspräsident, dem Gegner im Wahlkampf vorwarfen, Mexiko in ein zweites Venezuela verwandeln zu wollen, genießt einen großen Vertrauensvorschuss. Vor allem die Bevölkerung setzt darauf, dass der Staatschef nach zwei neoliberalen Regierungen die Armut lindern und vielen den sozialen Aufstieg ermöglichen kann.

Nach dem Wahlsieg López Obradors am 1. Juli schoss das Konsumentenvertrauen in die Höhe. Der monatliche Index des Statistikamts Inegi verzeichnete einen stetigen Anstieg auf ein historisches Hoch. Erst jetzt im April gab es den ersten kleinen Dämpfer.

Die gute Stimmung konnte nicht einmal eine Korrektur der Wachstumsprognose durch das Finanzministerium trüben. Die Experten senkten Anfang April die Vorhersage für 2019 um 0,4 Prozentpunkte und gehen nun von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 1,1 bis 2,1 Prozent aus. Auch die Weltbank senkte ihre Prognose für dieses Jahr von zwei auf 1,7 Prozent, weil die Ökonomen davon ausgehen, dass die Nachfrage mexikanischer Exporte in den USA nachlassen werde.

Zudem bereiten den Experten Sorgen, dass AMLO die Energiereform einfriert und der Bund beim Ölkonzern Petróleos Mexicanos (PEMEX) eine neue „starke Rolle“ spiele. „Die Signale der neuen Regierung sind sehr gemischt“, sagt Carlos Végh, Chefökonom für Lateinamerika bei der Weltbank. „Erst die Zeit wird wirklich zeigen, wohin die Reise geht.“

Ökonom Navarrete von Vector lobt dagegen die Bereitschaft der Regierung, angesichts des niedrigeren Wachstums Budgetkürzungen vorzunehmen. „Das zeigt den internationalen Investoren und Ratingagenturen, dass es die Linksregierung mit der Einhaltung der Haushaltsdisziplin ernst meint.“

Trotz reduzierter Wachstumsprognose verspricht der Präsident, dass Mexikos Volkswirtschaft in den sechs Jahren seiner Amtszeit bis 2024 im Schnitt um vier Prozent jährlich wachsen wird. Ähnlich ehrgeizige Ziele hat bisher jeder der ehemaligen mexikanischen Staatschefs formuliert, doch in der vergangenen Dekade wuchs das Bruttoinlandsprodukt im Schnitt nur um 1,6 Prozent.

Von der allgemeinen Feierlaune ist auch der Aktien-Leitindex IPC der Börse Bolsa de Valores angesteckt. Das Börsenbarometer konnte seit Jahresbeginn um acht Prozent zulegen. „Die Unsicherheitsfaktoren, die noch Ende 2018 für einen Abwärtstrend gesorgt haben, spielen jetzt keine Rolle mehr“, sagt Gabriela Siller von der Banco Base. Vor allem der Handelsstreit zwischen den USA und China und die Furcht vor einer schnellen US-Zinserhöhung sorgten damals für Nervosität.

Vector hält einen weiteren kräftigen Aufschwung des IPC von aktuell rund 45.000 Punkten bis zum Jahresende für wahrscheinlich. „Ein Einstieg lohnt noch immer, denn der Index stand ja schon mal bei 51 000 Punkten“, sagt Navarrete. Denn die positive Stimmung werde anhalten. Er sieht den Index bis zum Jahresende noch gut neun Prozent zulegen auf 49.100 Zähler.

Zum Kauf empfehlen die Aktienexperten vor allem Papiere aus dem Konsum- und dem Bausektor sowie aus der Petrochemie. Der weltweit tätige Baumittelhersteller Cemex ist für sie eine Option, ebenso der Chemiekonzern Mexichem, der Energiekonzern IEnova oder Walmex, der mexikanische Ableger des Einzelhandelskonzerns Walmart. Als spannend gelten ferner der Hersteller von Molkereiprodukten Grupo Lala und der Brauseabfüller Femsa.

Dennoch könnten von Norden Wolken am blauen Himmel Mexikos aufziehen. Sollte US-Präsident Donald Trump tatsächlich die Grenze zwischen beiden Staaten schließen, sei der starke Peso in Gefahr, sagen die Ökonomen von Banco Base. Das Volumen des grenzüberschreitenden Handels beläuft sich täglich auf rund zwei Milliarden Dollar. Tausende mexikanische Firmen wären betroffen. Doch bisher ging Trump bekanntlich nicht so weit.