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Merck verkauft Sparte für rezeptfreie Medikamente an Procter & Gamble

Das Darmstädter Pharmaunternehmen gibt das Geschäft für 3,4 Milliarden Euro an Procter & Gamble ab. Die Entscheidung kommt überraschend.

Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck verkauft für 3,4 Milliarden Euro seine globale Consumer-Health-Sparte an den US-Konsumgüterhersteller Procter & Gamble (P & G). Das gab Merck am Donnerstagmorgen bekannt. Falls die Aufsichtsbehörden zustimmen, soll die Transaktion zum Ende des vierten Quartals 2018 vollzogen werden.

Damit sichern sich die Amerikaner, denen das Erkältungsmittel Wick gehört, Marken wie das Nasenspray Nasivin oder die Vitaminpräparate Femibion und Vigantoletten.

„Der Verkauf des Consumer-Health-Geschäfts ist ein wichtiger Schritt in der strategischen Ausrichtung von Merck auf innovationsgetriebene Geschäfte in den Bereichen Healthcare, Life Science und Performance Materials“, sagte Merck-Chef Stefan Oschmann am Donnerstag. „Wir wollen und müssen innerhalb von Healthcare investieren. Consumer Health käme in diesem Kontext auf Dauer zu kurz.“

Die Entscheidung kommt überraschend: Kürzlich hieß es noch, dass die Sparte an den US-Konzern Mylan gehen könnte. Mit dem Verkauf will Merck in erster Linie die Nettoverschuldung von derzeit gut zehn Milliarden Euro reduzieren. Im Jahr 2017 machte Merck mit dem Consumer-Health-Geschäft einen Umsatz von 911 Millionen Euro.

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Die Transaktion wird über den Verkauf von Anteilen an mehreren Merck-Tochtergesellschaften sowie im Wege weiterer sogenannter Asset Deals durchgeführt. Sie umfasst das Consumer-Health-Geschäft in 44 Ländern mit mehr als 900 Produkten und zwei Produktionsanlagen in Spittal (Österreich) und Goa (Indien).

Rund 3.300 Mitarbeiter, im Wesentlichen von Consumer Health, sollen nun zu P & G wechseln. Der Verkauf des globalen Consumer-Health-Geschäfts umfasst bislang noch nicht den französischen Teil. Für diesen hat P & G jedoch ebenfalls ein Angebot abgegeben. Für das Geschäft in Indien wurde vereinbart, dass P & G die Mehrheitsbeteiligung von Merck an der börsennotierten indischen Merck Ltd. erwirbt und in der Folge den Minderheitsaktionären ein Pflichtangebot macht.

„Der Verkauf des Consumer-Health-Geschäfts ist ein wichtiger Schritt in der strategischen Ausrichtung von Merck auf innovationsgetriebene Geschäfte in den Bereichen Healthcare, Life Science und Performance Materials“, sagte Stefan Oschmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung und CEO von Merck.

Im September 2017 hatte Merck bekannt gegeben, strategische Optionen für sein Consumer-Health-Geschäft vorzubereiten, darunter einen möglichen vollständigen oder teilweisen Verkauf des Geschäfts sowie strategische Partnerschaften.

Als Interessenten für die Merck-Sparte galten zunächst auch Nestlé, Reckitt Benckiser sowie Finanzinvestoren. Zuletzt gab es zudem Spekulationen, wonach der US-Konzern Mylan an vorderster Front im Rennen sei. Ebenso wie Reckitt war aber auch Mylan durch eine hohe Verschuldung aus vorangegangenen Zukäufen gehandicapt.


Die Branche ist stark in Bewegung

Die Consumer-Health-Branche befindet sich derzeit relativ stark in Bewegung. Zuletzt verkaufte Novartis seinen Anteil von 36,5 Prozent am Consumer-Health-Gemeinschaftsunternehmen für 13 Milliarden Dollar an den Partner Glaxo Smithkline. Das entspricht etwa dem 3,6-Fachen des Umsatzes und dem 18-Fachen des Betriebsgewinns (Ebitda).

Merck erhält für seine Consumer-Sparte nun das 3,7-fache des Umsatzes. Ertragszahlen hat der Darmstädter Konzern für die Sparte zuletzt nicht mehr publiziert. Der Verkaufspreis dürfte damit unter den ursprünglichen Erwartungen liegen.

Dennoch ist der Verkauf des Consumer-Health-Geschäfts für Merck ein logischer Schritt, sowohl mit Blick auf die Strategie als auch in finanzieller Hinsicht. Der Darmstädter Konzern hat sich in den letzten zehn Jahren mit der Übernahme von Firmen wie Serono, Millipore und Sigma Aldrich stärker auf innovationsgetriebene Geschäftssegmente ausgerichtet. Das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten dagegen wird eher vom Marketing geprägt.

Finanziell ist der Deal für Merck ein wichtiger Schritt, um die noch immer relativ hohe Verschuldung zu reduzieren, die aus der Übernahme von Sigma-Aldrich im Jahr 2015 verblieben ist. Die Nettoverschuldung von zuletzt etwas über zehn Milliarden Euro dürfte nach Vollzug der Transaktion auf deutlich unter sieben sinken und könnte zum Jahresende bei weniger als sechs Milliarden Euro liegen.

Merck gewinnt damit wieder einigen Spielraum für neue Akquisitionen in den drei Kerngeschäftsfelder Pharma, Life Sciences (Laborreagenzien, Biotech-Vorprodukte) und Performance Materials (Flüssigkristalle, Elektronikchemikalien, Pigmente). Vor allem bei Performance-Materialien könnte der Konzern derzeit zusätzliche Impulse gebrauchen.

Denn er kämpft in dem Bereich derzeit mit einer gewissen Wachstumsschwäche aufgrund verstärkter Konkurrenz bei Flüssigkristallen. Im Pharmabereich könnte es interessant sein, den Onkologiebereich weiter zu stärken.

Bei Börsianern herrschte dann auch Erleichterung, dass der Verkauf nach monatelangen Sondierungen endlich abgeschlossen werden konnte. Morgan-Stanley-Analyst Vincent Meunier betonte, Merck habe immer noch eine Bewertung für das Geschäft erzielt, die sich im hohen Bereich der jüngsten Transaktionen in der Branche bewege. „Das wird dem Unternehmen helfen, sich auf seine Pharma-Sparte zu konzentrieren und seine Pipeline aufzumöbeln.“ Merck-Aktien legten nur leicht zu, zählten in einem schwachen Gesamtmarkt aber zu den größten Dax-Gewinnern.

Neben dem Erkältungsmittel Wick stellt Procter & Gamble im Bereich Gesundheit vor allem Zahnpflegeprodukte unter der Marke Oral-B sowie Mittel zur Behandlung von Sodbrennen her. Der US-Konsumgüterriese baut dieses Geschäft mit dem Zukauf weiter aus. 2017 kam der Healthcare-Bereich von P & G auf einen Umsatz von 7,5 Milliarden Dollar und machte damit zwölf Prozent des Konzernumsatzes aus. Den Löwenanteil der Erlöse erzielt P & G mit Waschmitteln wie Ariel und Lenor sowie mit Baby- und Damenhygieneprodukten wie Pampers und Always.