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Mercedes hat einen Konkurrenten weniger: Weil Tesla das Model S Plaid Plus streicht, bleibt der EQS Reichweitenkönig

Nach fast neun Jahren Bauzeit hat Tesla das Model S einem Facelift unterzogen.
Nach fast neun Jahren Bauzeit hat Tesla das Model S einem Facelift unterzogen.

Anfang des Jahres sorgte mal wieder eine von Teslas vollmundigen Versprechungen für Aufsehen - Im Zuge des Model S-Facelifts wurden mit den Motorisierungen Plaid und Plaid Plus gleich zwei neue Topmodelle angekündigt.

Ursprünglich hätte der 1.100 PS starke Plaid Plus ab dem Spätsommer bei den Fahrleistungen neue Maßstäbe setzen und einen Reichweiten-Rekord aufstellen sollen. Doch schon einige Monate nach der ersten Vorankündigung mussten die Kalifornier die ungeduldige Kundschaft das erste Mal vertrösten. Der Marktstart wurde um fast ein Jahr auf Mitte 2022 verschoben und im selben Zuge der Preis um 10.000 Euro auf 149.000 Euro erhöht.

Aus des Plus auf Twitter angekündigt

Am vergangenen Wochenende hat Elon Musk die Hoffnungen der zahlreichen Vorbesteller jedoch endgültig zunichte gemacht. Wie gewohnt brauchte er dafür nur wenige Worte. Er schrieb auf Twitter: "Plaid+ ist gestrichen". Diese Entscheidung begründet er damit, dass die normale Plaid-Version einfach so gut sei und es für den Plus daher keinen Bedarf mehr gebe. Und tatsächlich verfügt die alltags- und familientaugliche Oberklasse-Limousine über Fahrleistungen, an die selbst der Großteil der astronomisch teuren Hypercars nicht einmal annähernd herankommen.

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https://twitter.com/elonmusk/status/1401641625500229632

In unter zwei Sekunden auf Hundert

Die drei einzelnen E-Motoren des mit rund 118.000 Euro zu Buche schlagenden Model S Plaid leisten zusammen 1.020 PS, was in Kombination mit dem weltweit zweitbesten cW-Wert von 0,21 eine Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h ermöglicht. Von null auf Hundert geht es in 1,99 Sekunden. Für den noch stärkeren Plaid Plus wurde von Tesla im Voraus nur die recht vage Sprintzeit von unter 2,1 Sekunden angegeben.

Da es ursprünglich 80 PS mehr hätte leisten sollen, wäre beim Model S Plaid Plus höchstwahrscheinlich eine noch bessere Zeit drin gewesen. Wie groß der Unterschied gewesen wäre, wird die Welt nun wohl nie erfahren. Der Tesla-Chef scheint aber auch mit den 1,99 Sekunden des normalen Plaid höchst zufrieden zu sein. Er bezeichnet das kurz vor seiner Markteinführung stehende Modell in einem seiner neuen Tweets vollmundig als "schnellstes Serienfahrzeug aller Zeiten und jeglicher Art".

Bei der Reichweite nicht mehr führend

Ob dies tatsächlich der Wahrheit entspricht, sei erstmal dahingestellt. Der kürzlich präsentierte Rimac Nevera erreicht das Landstraßentempo nämlich schon nach 1,85 Sekunden. Allerdings beschleunigte das ebenfalls elektrisch angetriebene und zwei Millionen Euro teure Hypercar bei dem zugrunde liegenden Testlauf nicht aus dem Stand auf 100 km/h, sondern rollte vor dem Messstart bereits in einer niedrigen Geschwindigkeit. Ein direktes Kopf-an-Kopf-Rennen wird zeigen, welches der beiden komplett unterschiedlichen E-Autos den Weltrekord in dieser Disziplin wirklich für sich beanspruchen kann.

Der größte Vorteil des Plaid Plus bestand aber nun mal nicht in den besseren Beschleunigungswerten, sondern in der deutlich höheren Reichweite. Tesla kommunizierte für das gestrichene Topmodell einen maximalen Radius von 837 Kilometern, während das normale Model S Plaid "nur" 627 Kilometer schafft. Für die zusätzlichen 210 Kilometer hätten komplett neu entwickelte und im Vergleich deutlich vergrößerte Batteriezellen sorgen sollen. Diese können nicht nur deutlich mehr Energie speichern, sondern gleichzeitig auch die Ladedauer verkürzen.

Die Plaid-Version ersetzt mit dem Facelift das bisherige Model S Performance.
Die Plaid-Version ersetzt mit dem Facelift das bisherige Model S Performance.

Neue Zellen könnten das Problem sein

Die neue Zellart steckt jedoch noch in den Kinderschuhen, was die Massenfertigung erschwert und die Produktion insgesamt verteuert. Möglicherweise liegt darin der wahre Grund für das vorzeitige Aus des Plaid Plus. Elon Musk hält die größere Reichweite aber ohnehin für verzichtbar. Auf eine Anfrage des Elektroauto-Portals Electrek antwortete der Tesla-Chef diesbezüglich: "Wir sehen gerade, dass eine größere Reichweite ab einem Radius von 400 Kilometern immer mehr an Bedeutung verliert. Es gibt so gut wie keine über 400 Kilometer lange Fahrten, bei denen man nicht zwischendurch zum Essen, trinken oder zum auf die Toilette gehen Halten muss".

Lucid könnte den EQS entthronen

Diese Haltung passt aber nicht wirklich zu Teslas Anspruch, in Sachen Batterietechnik und Software neue Maßstäbe zu setzen. Schließlich hätte das Model S Plaid Plus den aktuellen Rekordhalter Mercedes EQS reichweitentechnisch mit Leichtigkeit entthront. Das elektrische Pendant zur S-Klasse kommt nach der europäischen WLTP-Norm mit einer Batterieladung 770 Kilometer weit. Zu dem herausragenden Radius des deutschen Hoffnungsträgers hat ein weiterer Weltrekord beigetragen. Die elektrische Oberklasse-Limousine aus Stuttgart ist mit einem cW-Wert von 0,20 das aerodynamischte Serienauto der Welt.

In dieser Disziplin gibt sich Musk also überraschenderweise der "alten Welt" geschlagen. Zumindest bis zum möglichen Serienstart des Tesla Roadster, dem offenen Sportler wird nämlich eine beeindruckende Reichweite von bis zu 1.000 Kilometern nachgesagt. Da dieser ursprünglich auch die größeren Zellen hätte nutzen sollen, ist der angepeilte Marktstart im Sommer 2022 aber auch alles andere als sicher. Der Mercedes EQS dürfte aber trotz der Streichung des Plaid Plus in einigen Monaten überflügelt werden. Lucid, das Start-up des ehemaligen Tesla-Ingenieurs Peter Rawlinson, gibt für seine neue Elektro-Limousine Air eine von der US-Behörde EPA zertifizierte Reichweite von 832 Kilometern an.