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Mercedes EQS: Das beste E-Auto der Welt kommt jetzt aus Deutschland – doch Tesla & Co. werden ihn bald übertrumpfen

Der EQS ist der erste von Grund auf als E-Auto konzipierte Mercedes.
Der EQS ist der erste von Grund auf als E-Auto konzipierte Mercedes.

Am Donnerstagabend hat Mercedes mit dem EQS seine wohl wichtigste Modellneuheit des Jahres enthüllt. Die Elektrolimousine bricht optisch mit Konventionen und dürfte das elektrisch angetriebene Aushängeschild der Autonation Deutschland werden. Letztere fuhr bei der E-Mobilität jahrelang dem Vorreiter Tesla hinterher - seit dem vergangenen Jahr wird der Abstand dank neuer massentauglicher EVs wie dem VW ID.3 aber immer kleiner. Das elektrische Pendant zur S-Klasse dürfte diese Aufholjagd jetzt nochmals deutlich beschleunigen. Da seine Preise zum Marktstart im kommenden Sommer voraussichtlich erst jenseits der 100.000 Euro-Marke beginnen werden, wird sein Beitrag zur Elektrifizierung der Massenmobilität jedoch recht gering ausfallen.

Aktueller Rekordhalter aus Stuttgart

Dafür setzt der EQS technisch neue Maßstäbe und steht so symbolisch für das "German Engineering" der Neuzeit. Mit der 5,22 Meter langen Limousine hat Mercedes gleich zwei neue Weltrekorde aufgestellt. Der Strom in der größten Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 108 kWh soll diese nach der WLTP-Norm bis zu 770 Kilometer weit bringen. Kein anderes derzeit erhältliches E-Auto übertrifft den EQS in dieser Disziplin. Auch die unter der Führung des Chefdesigners Gorden Wagener entworfene Karosserie trägt zu der langstreckentauglichen Reichweite bei. Mit einem cW-Wert von 0,20 ist die elektrische Oberklasse nämlich das windschlüpfrigste Serienauto der Welt. Nebenbei sorgen die ungewohnten Proportionen im Innenraum für ein fürstliches Platzangebot.

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Das 523 PS starke Topmodell EQS 580 4MATIC beschleunigt in 4,3 Sekunden auf Tempo Hundert und wird bei 210 km/h abgeregelt. Ein bis zu 761 PS starker Power-EQS soll diese Fahrleistungen aber später deutlich übertreffen. Zu der erstklassigen Hardware kommen bei dem Mercedes zudem fortschrittliche Fahrfunktionen der Autonomiestufe 3 und der riesige Hyperscreen, der sich über den ganzen Armaturenträger erstreckt und auf den Mercedes besonders stolz ist.

Mercedes befindet sich im Aufschwung

Kurz nach der Präsentation des technisch beeindruckenden Elektroautos gab Daimler noch mehr gute Neuigkeiten bekannt. Am Freitagmorgen verkündete der Vorstandsvorsitzende Ola Källenius nämlich, dass der Konzern im ersten Quartal einen Gewinn von 5 Milliarden Euro erwirtschaftet hat. Experten hatten den EBIT im Voraus nur auf vier Milliarden Euro geschätzt. Zum Vergleich: Wegen den Folgen der Corona-Pandemie betrug der Gewinn im Vorjahreszeitraum lediglich 617 Millionen Euro. Der technologische Vorsprung der Stuttgarter dürfte jedoch nicht von langer Dauer sein. In den USA und in China laufen sich nämlich bereits ambitionierte Konkurrenten warm, die den EQS ab dem kommenden Jahr deutlich übertrumpfen sollen.

Neue Topversion für das Model S

Der Elektroauto-Pionier Tesla hat Anfang des Jahres das zweite Facelift des seit 2012 angebotenen Model S vorgestellt. Optisch hat sich recht wenig verändert, der cW-Wert konnte jedoch durch einige Modifikationen auf 0,208 gesenkt werden. Unter der Karosserie hat sich dafür umso mehr getan. Komplett neu im Programm ist das mit seinen Zahlen einschüchternde Topmodell Model S Plaid Plus. Dessen drei Elektromotoren sollen gemeinsam über 1.100 Pferdestärken (840 kW) zur Verfügung stellen. So stellt die uneingeschränkt alltagstaugliche und optisch unauffällige Familienlimousine PS-mäßig sogar die meisten Hypercars in den Schatten.

Dasselbe gilt für die Fahrleistungen: Wenn man die von Tesla angegebenen US-Werte umrechnet, steht auf dem Datenblatt eine Beschleunigungszeit von Null auf Hundert in nur 2,1 Sekunden. Bei 320 km/h ist offiziell Schluss. Auch bei der Reichweite übertrifft das Model S Plaid Plus den Mercedes EQS. Tesla gibt eine geschätzte Reichweite von satten 840 Kilometern an. Eigentlich hätte die neue Topversion bereits ab Ende diesen Jahres an die amerikanischen Kunden ausgeliefert werden sollen. Die Kalifornier haben den US-Markstart jedoch auf Mitte 2020 verschoben und zudem den anfangs kommunizierten Preis um 10.000 Euro auf 149.990 Euro nach oben korrigiert.

Mit der neuesten Überarbeitung findet das Model S zu alter Stärke zurück.
Mit der neuesten Überarbeitung findet das Model S zu alter Stärke zurück.

Lucid Air mit kompakten Batterien

Auch das amerikanische Startup Lucid Motors hat den Produktionsstart seines Erstlings, der Elektrolimousine Air, um fast zwölf Monate auf die zweite Hälfte diesen Jahres verschoben. Der führende Kopf hinter dem Projekt ist der ehemalige Tesla-Entwicklungschef Peter Rawlinson, der bei seinem ehemaligen Arbeitgeber die Entwicklung des Meilensteins Model S verantwortete. Dies dürfte mitunter auch die beeindruckenden Eckdaten und das hohe technische Niveau des Lucid Air erklären. Die Module der 113 kWh großen Batterie und die Elektromotoren sind besonders kompakt geraten, was unter anderem für ein niedrigeres Gewicht und großzügige Platzverhältnisse sorgt.

Die von US-Behörden offiziell bestätigte Reichweite geben die Kalifornier mit maximal 832 Kilometern an. Der Air hat zudem ein innovatives 900 Volt-Bordnetz, welches die Ladezeit deutlich verkürzt und bidirektionales Laden ermöglicht. Die vorläufige und 1.080 PS starke Topversion "Dream Edition" erreicht nach nur 2,5 Sekunden Tempo Hundert und wird erst bei 320 km/h von der Elektronik gezügelt. Mit einem cW-Wert von 0,21 muss sich der Air sich in Sachen Aerodynamik dem Mercedes EQS knapp geschlagen geben. Das Topmodell Lucid Air Dream Edition schlägt in den USA preislich mit umgerechnet 142.830 Euro zu Buche. Etwas später möchten die Amerikaner auch nach Europa expandieren.

Der Lucid Air profitiert vor allem von seinem 900 Volt-Bordnetz.
Der Lucid Air profitiert vor allem von seinem 900 Volt-Bordnetz.

Reichweiten-König aus Fernost

Die aufstrebende Automacht China fährt in Sachen E-Mobilität zu Höchstleistungen auf. Vor allem auf dem Gebiet der Batterietechnologie ist die neue Wirtschaftsmacht mitunter führend. Das in Shanghai ansässige Unternehmen Nio hat für 2022 die Limousine ET7 angekündigt. Sie soll 648 PS und ein maximales Drehmoment von 850 Newtonmetern bieten. Die Beschleunigungszeit von Null auf Hundert geben die Chinesen mit 3,9 Sekunden an. Die Kernkompetenz des Nio liegt jedoch nicht darin, zügige Ampelsprints hinzulegen.

Neben herkömmlichen Lithium-Ionen-Akkus möchte das Unternehmen für den ET7 später auch eine neuartige und technisch überlegene Feststoffbatterie anbieten. Diese soll eine Kapazität von 150 kWh und pro Kilogramm eine um ein Drittel höhere Energiedichte von 360 Wattstunden haben. So soll die Limousine bei der Reichweite als erstes serienmäßiges E-Auto die magische 1.000 Kilometer-Mauer durchbrechen. Zudem fallen bei Nio die zeitraubenden Ladezeiten weg. Die Autos der Chinesen sind nämlich mit Wechselakkus ausgerüstet, die in China an bereits 500 Stationen automatisch getauscht werden. Später könnte Nio auch in Europa eine etwaige Infrastruktur aufbauen und den ET7 auch hierzulande vertreiben. Die Chinesen haben bereits verkündet, dass ihre SUV-Modelle in der alten Welt noch dieses Jahr auf den Markt kommen sollen. Allerdings werden diese noch nicht die überlegene Batterietechnologie an Bord haben.

Der ET7 soll in China umgerechnet bei knapp über 55.000 Euro starten.
Der ET7 soll in China umgerechnet bei knapp über 55.000 Euro starten.

Image-Vorteil für den Mercedes EQS

Obwohl ihn die eben genannten Konkurrenzmodelle mit ihren nackten Zahlen zu übertrumpfen scheinen, hat der EQS noch ein Ass im Ärmel. Im Gegensatz zu den amerikanischen und chinesischen Newcomern, konnte sich Mercedes im Verlauf seiner über hundertjährigen Geschichte ein hervorragendes Image aufbauen. Bei dem Autobauer mit dem Stern handelt es sich schon seit Jahrzehnten um eine starke Marke, die immer noch für eine gute Verarbeitungsqualität, einen hohen Komfort, sowie für ihre sorgfältig konstruierten Autos berühmt ist. Nio und Lucid stehen hier noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung, während die ebenfalls noch recht junge Marke Tesla schon seit Jahren mit ihrer durchwachsenen Fertigungsqualität Schlagzeilen macht.

Der EQS könnte also im Endeffekt davon profitieren, dass der Markenname im Luxussegment für viele Käufer immer noch ausschlaggebend ist. Der Elektroantrieb dürfte daran nicht großartig etwas ändern.