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Warum es nicht mehr lange dauert, bis autonome Busse unsere Städte fluten

Das autonome Shuttle von Easy Miles wird schon weltweit eingesetzt.
Das autonome Shuttle von Easy Miles wird schon weltweit eingesetzt.

Autonome Shuttlebusse werden gerne als die Lösung für die zukünftige Mobilität propagiert. Kein Wunder, die Idee klingt für Kunden wie Unternehmen verlockend: Kleine Busse fahren selbstständig bestimmte Strecken ab, kommen auf Zuruf und bringen Menschen zu geringen Kosten von nach A nach B – ideal, um schwach oder gar nicht befahrene Bereiche des öffentlichen Nahverkehrs abzudecken. Vor allem im ländlichen Raum. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Entsprechend viele Versuche hat es in den vergangenen Jahren weltweit gegeben, um die Fahrzeuge in der Praxis einzusetzen. Allein die Liste der Tests in Deutschland ist beeindruckend lang. Jedoch wurden viele Versuche gekippt, sobald Fördermittel eingestellt wurden oder die Betriebskosten höher ausfielen, als erwartet. Hinzu kommt, dass sich die Technik bisher weniger beherrschbar zeigte als angenommen. Das betrifft nicht nur die Shuttlebusse, sondern das autonome Fahren allgemein. Andererseits verlaufen manche Versuche sehr erfolgreich. Wie zum Beispiel in der Schweiz, wo in Sitten seit einigen Jahren ein Robo-Shuttle ohne große Störfälle erprobt wird.

Die Schweiz erprobt Betrieb ohne Fahrer

Hinter dem Projekt steht das Startup Easymile aus Frankreich, das sich auf Softwareanwendungen im Bereich autonomer Fahrtechnologie spezialisiert hat. Die Franzosen arbeiten auch mit dem deutschen Solar-Auto-Startup Sono Motors zusammen. Mit den Münchnern arbeitet Easy Miles an einem Shuttle, das dank seiner im Dach eingebauten Solarzellen eine deutlich vergrößerte Reichweite haben soll. Das Projekt beider Firmen zeigt, dass es einen erhöhten Bedarf für die Kleinbusse gibt. Es gibt immer mehr Städte, die den Einsatz wünschen.

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Die Stadt Berlin möchte die Busse in den Regelbetrieb übernehmen. In Freiburg (Schweiz) geht man sogar noch einen Schritt weiter. Während bei allen Tests bisher ein Sicherheitsfahrer mit Bord war, soll im dortigen Versuch auf Fahrer verzichtet werden. Das wäre zwar kein Novum, da autonome Shuttles weltweit schon unterwegs sind. Aber die fahren in geschlossenen Gebieten, etwa auf Uni-Geländen. In einer Stadt wäre der Einsatz in Europa neu.

Die Technik macht Fortschritte

Dass sich derzeit so viel auf dem Markt bewegt, hat auch mit den jüngsten technologischen Fortschritten im Bereich des autonomen Fahrens zu tun. Die Intel-Tochter Mobileye beispielsweise hat unlängst angekündigt, noch im Jahr 2022 einen fahrerlosen Robotaxi-Betrieb in München starten zu wollen. Nach eigener Aussage hat Mobileye dank erheblicher Fortschritte beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz nun die Möglichkeit, autonomes Fahren der Stufe 4 anzubieten. Wenn Taxis in München sicher unterwegs sein können, dann gilt das auch für kleine Shuttles.

Das führt zu einer einfachen Rechnung: Je schneller die Entwicklung des autonomen Fahrens voranschreitet und je mehr Unternehmen auf den Markt kommen, desto deutlicher werden auch die mit der Entwicklung verbundenen Kosten sinken. Uber ging schon vor einigen Jahren davon aus, dass der Transportkilometerpreis auf rund 50 Cent sinken könnte. Das wäre ungefähr ein Drittel dessen, was viele Menschen heute für ein Taxi bezahlen.

Von den sinkenden Kosten würde vor allem der ländliche Bereich profitieren. Der Einsatz in der Stadt lässt sich mittels guter Auslastung schneller finanzieren als auf dem Land, wo Busse weniger genutzt werden. Sinken die Betriebskosten, können Fahrten mit dem Shuttle zu einem konkurrenzfähigen Preis angeboten werden. Das würde neue Alternativen zum Auto schaffen und wäre für ältere Landbewohner ohne Auto eine perfekte Lösung.

Autonom auch auf dem Land

Mobileye hat auch schon angekündigt, seinen Robotaxi-Service auch auf dem Land anbieten zu wollen.
Dass man mit Kommunen auf dem Land ertragreich zusammenarbeiten kann, hat das Berliner Startup Door2Door schon länger unter Beweis gestellt. Das Unternehmen arbeitet seit Jahren mit diversen kleineren Städten zusammen und setzt dort einen Shuttle-Service ein. Dass autonome Busse die Kosten senken und die Flexibilität erhöhen, ist vor allem dort gefragt, wo die Fahrzeuge ohne festen Fahrplan eingesetzt werden. Seit Kurzem arbeiten die Berliner auch mit dem 3D-Druck-Startup Local Motors zusammen, das mittlerweile einen ganzen Bus drucken kann.

Autonome Shuttle werden allerdings noch ein wenig Zeit benötigen, ehe sie im flächendeckenden Regelbetrieb in vielen Städten der Welt zu sehen sein werden. Dazu ist die Technologie tatsächlich noch etwas zu neu und vor allem zu wenig erprobt. Die Fortschritte der vergangenen drei Jahre zeigen aber, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis der Markt der autonomen Shuttle eine Größe von mehreren Milliarden Euro erreichen wird.

Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.