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Mehr als 80 Milliarden Dollar Gewinn – Ölbranche feiert Rekordjahr

In den USA nennt man sie auch „Supermajors“: die fünf größten Ölkonzerne der Welt. Ein Jahr nach der Krise haben sich die nordamerikanischen Rohstoffriesen Chevron und Exxon Mobil, die britische BP, die niederländisch-britische Shell und die französische Total das Attribut des Superlativs auch tatsächlich wieder verdient.

2018 haben sie zusammen 1,3 Billionen Dollar umgesetzt. Dabei haben sie mehr als 80 Milliarden Dollar Gewinn gemacht. Zum Vergleich: 2014 waren bei 1,6 Billionen Dollar Umsatz lediglich 74 Milliarden Dollar Gewinn hängen geblieben. Die Ölkonzerne sind jetzt, nach Jahren der Krise, profitabler als vorher. „Hier zahlt sich die harte Spardisziplin der letzten Jahre aus“, erklärt Cornelia Meyer, unabhängige Ölmarktexpertin aus London.

Im vergangenen Jahr übertrafen die fünf großen Ölunternehmen allesamt die Erwartungen der Analysten. Total-Chef Patrick Pouyanne sieht trotz eines niedrigeren Ölpreises sogar noch Luft nach oben. „Zwischen unserem Produktionswachstum und unserer Kostendisziplin wollen wir 2019 bei 60 Dollar pro Barrel Öl der Sorte Brent besser sein als 2018 bei 71 Dollar je Barrel.“

Schon jetzt sind die Rohstoffriesen bei einem Ölpreisniveau von rund 70 Dollar pro Barrel in der Lage, so viel Geld zu verdienen wie vor der Krise. Der einzige Unterschied: Ende 2014 lag der Ölpreis noch bei mehr als 110 Dollar.

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Um die Profitabilitätsschwelle derart weit nach unten zu drücken, haben die Ölmultis in den vergangenen Jahren Milliarden an Investitionen gekürzt, Tausende Stellen gestrichen und Beteiligungen verkauft. In der gesamten Branche verloren mehr als 400.000 Beschäftigte ihren Job. Doch der Existenzkampf ist erst einmal überwunden.

„Das liegt auch daran, dass fast alle großen Ölkonzerne in Schiefergasprojekte in den USA investiert haben“, erklärt Meyer. So hat beispielsweise BP erst im vergangenen Jahr die Schieferöl- und Gasaktivitäten des Bergbauriesen BHP Billiton für rund neun Milliarden Euro gekauft.

Auch Exxon Mobil und Shell wollen die Schieferölproduktion in den nächsten zehn Jahren zu einem ihrer Hauptwachstumstreiber machen. Dafür will Shell 85 Prozent seines Schieferölbudgets in den nächsten zwei Jahren für die Erschließung neuer Ölressourcen verwenden, insbesondere in dem US-Bundesstaat Texas und dem kanadischen Duvernay-Becken.

Die Fördertechnik für Schieferöl in den USA hat einen entscheidenden Vorteil: Sie ist günstiger als die konventionelle Produktion im arabischen Wüstensand. Außerdem können die Förderer ihre Produktion schneller drosseln oder erhöhen. Denn die Motoren der Bohrtürme kann man genauso schnell stilllegen wie anschmeißen. Ölpreise unter 50 Dollar lassen zwar niemanden jubeln, aber ist das Ölfeld einmal erschlossen und stehen die Bohrtürme, sind die meisten auch profitabel.

Aber die Ölpreise werden auch in Zukunft stark schwanken, weshalb sich Big Oil nicht auf dem wiedererlangten Erfolg ausruhen kann. BP-Chef Bob Dudley erwartet, dass die Ölpreise „volatil bleiben werden, und mit vielen Unsicherheiten verbunden sind. Einschließlich der Reaktionen der Märkte auf die sich entwickelnden Folgen bei laufenden Handelsgesprächen“, sowie auf die Krisensituation in Venezuela.

Während die Investitionen in Exploration und Produktion im vergangenen Jahr um sieben Prozent auf 382 Milliarden Dollar gestiegen sind, liegen sie laut der Forschungsgruppe IFP Energies Nouvelles noch immer um 40 Prozent unter ihrem Höchststand von 2014. Zwar kündigen alle großen Ölkonzerne eine Erhöhung ihrer Investitionsausgaben für 2019 an, aber sie bleiben begrenzt.

Und genau hier liegt in den Augen von Expertin Meyer eine Gefahr. „Seit der Ölpreiskrise haben die Konzerne nicht genügend langfristige Investitionen getätigt. Das wird zu Problemen führen“, erklärt die Ölexpertin. Zwar haben die Rohstoffriesen Milliarden in den Ausbau von Gas, Petrochemie und erneuerbaren Energien gesteckt, „aber die Ölproduktion geht langfristig gesehen zurück“, sagt Meyer.

Obwohl einige Unternehmen wie BP dank technologischer Innovationen und gesenkter Kosten den Produktionsrückgang aufhalten konnten, hat der Investitionsrückgang in neue Projekte die längerfristigen Aussichten vieler Unternehmen beeinträchtigt.

Total-Chef Pouyanne reagierte auf die Kritik. Die Investitionen könne sein Unternehmen leicht anpassen: Auch wenn man in diesem Jahr nicht mehr als 17 Milliarden Dollar investieren wolle, könnten die Ausgaben ein Jahr später schon wieder 20 Milliarden Dollar betragen. Ein Ausgabenschub könnte aber auch zu niedrigeren Gewinnen führen und die Befürchtungen wecken, dass Ölunternehmen zur verschwenderischen Ausgabenpolitik der ersten Hälfte des Jahrzehnts zurückkehren.

Außerdem wird die großen fünf Förderer in den nächsten Jahren ein weiteres Thema beschäftigen: Ölkonzerne geraten wegen ihrer Verantwortung für den Klimawandel immer heftiger unter Druck. Die größten Fondsmanager der Welt fordern einen Strategiewechsel bei den Öl- und Gasunternehmen.

Ihren Forderungen Nachdruck verliehen haben die 20 größten Fondsunternehmen der Welt aber noch nicht: Sie haben ihre Anteile an Ölkonzernen laut der Internationalen Energieagentur sogar von 24 Prozent im Jahr 2014 auf 27 Prozent im Jahr 2017 erhöht. Und auch wenn alle Branchenriesen immer wieder beteuern, mehr für die Umwelt zu tun, wollen sie ihre Produktion bis 2030 weiter steigern – von texanischem Schieferöl bis hin zu High-Tech-Tiefseewasserbohrungen.