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Mehr als 330.000 Überstunden in der Bundesregierung: In diesen Ministerien wird am meisten gearbeitet

Arbeit bis in die Nacht: Besonders im Finanzministerium sammelten die Beamten viele Überstunden an. - Copyright: picture alliance / Bildagentur-online/Schöning | Bildagentur-online/Schöning
Arbeit bis in die Nacht: Besonders im Finanzministerium sammelten die Beamten viele Überstunden an. - Copyright: picture alliance / Bildagentur-online/Schöning | Bildagentur-online/Schöning

Morgens ein Mettbrötchen, dann ausgedehnte Mittagspause und um Punkt 17 Uhr wird der Computer heruntergefahren. Dass Beamte keinen besonders großen Arbeitseifer zeigen, war schon immer ein Stammtischklischee – das sich nun auch mit Zahlen widerlegen lässt. Denn besonders in den Bundesministerien haben die Beamten viele Überstunden angesammelt, wie eine Anfrage von Business Insider zeigt. Das sorgt für Frust – und bedroht sogar die Arbeitsfähigkeit der Ministerien.

Spitzenreiter ist das Bundesfinanzministerium. Ganze 112.000 Überstunden sammelten die Beamten mit Stichtag 1. März 2022. Bei insgesamt rund 2200 Beschäftigten sind das pro Kopf durchschnittlich rund 50 Überstunden. Die hohe Gesamtzahl erklärt sich dadurch, weil die Ministerialen während der Pandemie zahlreiche Hilfsprogramme und Nachtragshaushalte ausarbeiten mussten. Mit dem Krieg in der Ukraine ist die Arbeit zudem nicht weniger geworden. Die anderen Ministerien geben ihre Überstunden so an:

  • Landwirtschaftsministerium: 47.330 Stunden

  • Bundesgesundheitsministerium: 46.102 Stunden

  • Entwicklungsministerium: 39.459 Stunden

  • Bundeskanzleramt: 31.000 Stunden

  • Justizministerium: 26.256 Stunden

  • Familienministerium: 19.415 Stunden

  • Innenministerium: 10.095 Stunden

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Keine Angaben machte unter anderem das Verteidigungsministerium von Christine Lambrecht (SPD), denn das würde "Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit des Bundesverteidigungsministeriums im Einzelnen und der Streitkräfte im Gesamten zulassen". Auch das Auswärtige Amt sowie das Wirtschafts-, Verkehrs, Arbeits- und Bildungsministerium beantworteten die Anfrage nicht. Das Umweltministerium gibt die Zahl der Überstunden in den vergangenen drei Jahren im Schnitt mit "50 bis 55 pro Kopf" an. Das Bauministerium gibt es erst seit dieser Legislaturperiode, sodass man aus organisatorischen Gründen noch keine Zahlen vorlegen könne.

Absolute Zahlen zeigen nicht die ganze Wahrheit

Doch die absoluten Zahlen zeigen nicht die ganze Wahrheit. Denn die Überstunden verteilen sich nicht gleichmäßig zwischen den Mitarbeiter in der Poststelle bis hin zum Staatssekretär. In der Regel ist es die Führungsschicht in den Ministerien, die überquellende Überstundenkonten haben. Dazu zählen etwa Abteilungs- und Referatsleiter.

Wie viel man zu tun hat, hängt auch vom Arbeitsbereich ab. Teilt man die 46.102 Überstunden im Bundesgesundheitsministerium auf die rund 700 Beamten auf, ergibt das rund 65 Stunden pro Kopf. Wer sich aber etwa in den vergangenen beiden Jahren mit der Corona-Pandemie auseinandergesetzt hat, kann auf durchgearbeitete Wochenenden, Weihnachts- und Ostertage zurückblicken – und damit Hunderte Überstunden.

"Die Überstunden entfallen ganz überwiegend auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die pandemiebedingten und anders begründeten Zusatzlasten getragen haben", bestätigt ein Sprecher des Gesundheitsministeriums.

Um die Mehrarbeit auszugleichen, sollen die Vorgesetzten in den Ministerien darauf achten, dass Überstunden "abgebummelt" werden können. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es, Überstunden sollten möglichst über den Sommer abgebaut werden. "Wenn das alle machen, sind wir bis September nicht arbeitsfähig", heißt es lakonisch von einem Beamten. Offiziell widerspricht das Haus von Karl Lauterbach (SPD) dieser Darstellung: Die Arbeitsfähigkeit des Ministeriums sei "uneingeschränkt gewährleistet", heißt es.

Doch auch wenn das "Abfeiern" von Überstunden entschädigt, eine echte Erleichterung sei das nicht, sagen Beamtenvertreter. Schließlich wachse der Aufgabenstapel, während man Ausgleichstage nehme – nach dem Urlaub habe man dann nur noch mehr zu tun. Wer Pech hat, für den verfallen zudem Hunderte Überstunden. Denn lediglich 40 darf man ins neue Jahr mitnehmen.

Beamtenvertreter warnen vor den Folgen der andauernden Mehrarbeit. Die hohe Taktung der vergangenen Jahre habe Spuren hinterlassen. Ein Beamter aus dem Gesundheitsministerium sagt: "Ich sehe eine Welle an Burn-outs auf das Ministerium zurollen."