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Schlechte Nachrichten kommunizieren Startups selten. Umso mehr überraschte eine Pressemitteilung, die das Berliner Immobilien-Portal Homeday Anfang Juni auf seiner Homepage publizierte. „Mittelschicht in der Krise: 54 Prozent der Kaufinteressenten können sich ihre Wunschimmobilie nicht mehr leisten“, titelte das Startup darin mit Verweis auf eine eigene Umfrage unter rund 5.000 Interessenten.
Für Gründer Steffen Wicker in zweifacher Hinsicht ein „alarmierendes“ Ergebnis. "Immobilienkäufer finden sich aktuell in einem perfekten Sturm. Die Kombination aus hoher Inflation, steigenden Zinsen und anhaltend hohen Immobilienpreisen schränkt den Handlungsspielraum der Kaufinteressenten erheblich ein“, ließ sich Wicker zitieren – und forderte prompt eine Senkung der Grunderwerbssteuer.
Vor allem ums eigene Geschäft dürfte sich der Gründer angesichts der Ergebnisse gesorgt haben. Denn wie beim Konkurrenten McMakler ächzt auch Homeday unter der anhaltenden Kaufzurückhaltung bei Immobilien. Homeday bewertet und vermittelt Objekte in der gesamten Bundesrepublik, setzt dafür auf teils eigene Makler und organisiert die Kauf- und Verkaufsprozesse mittels moderner Software. Ein Provisionsgeschäft, wofür das Unternehmen auf stetige Transaktionen angewiesen ist.
Medienkonzern Axel Springer übernimmt
Dass diese zuletzt ausblieben, darauf deutete bereits eine größere Entlassungsrunde im Sommer 2022 hin. Nun steht das Unternehmen vor weiteren Veränderungen. Der Medienkonzern Axel Springer hat die hundertprozentige Mehrheit an Homeday übernommen, wie eine Sprecherin auf Anfrage von Gründerszene bestätigte. Zum Kaufpreis machte der Konzern keine Angaben.
„Nach der ersten Investitionsphase liegt der Fokus jetzt darauf, Homeday bestmöglich und nachhaltig für die Zukunft aufzustellen“, so eine Sprecherin. Axel Springer hatte sich ursprünglich 2018 an Homeday beteiligt, gemeinsam mit dem britischen Online-Makler Purplebricks. Dass der sein Investment in Homeday bereits 2022 abgeschrieben hatte, deutet darauf hin, dass der Investor vom Startup um die Gründer Steffen Wicker, Dmitri Uvarovski und Philipp Reichle zum damaligen Zeitpunkt keinen Turnaround erwartete.
Ehemaliger Social-Chain-Boss kommt
Gegenüber Gründerszene sagt Uvarovski, das Gründer-Trio scheide nun aus eigenen Stücken aus. „Im Zuge der Neufokussierung werden die drei Gründer Steffen Wicker, Dmitri Uvarovski und Philipp Reichle Homeday auf eigenen Wunsch verlassen“, bestätigte auch der Medienkonzern entsprechende Informationen. Wegen des „aktuell herausfordernden Marktumfelds“ habe man sich zudem von rund 40 Mitarbeitenden trennen müssen. Nach Gründerszene-Infos entspricht dies einem Fünftel der gesamten Belegschaft. Bereits 2022 hatte es bei Homeday eine Entlassungswelle ähnlicher Größe gegeben.