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McKinsey zahlt für Rolle im Opioid-Skandal eine halbe Milliarde Dollar

Die Unternehmensberatung soll zu höheren Dosen der gefährlichen Schmerzmittel geraten haben. Es ist das erste Mal, dass McKinsey eine so hohe Summe zahlen muss.

McKinsey zahlt wegen seiner Rolle in der sogenannten Opioidkrise in den USA 573 Millionen Dollar, umgerechnet knapp 400 Millionen Euro, um Klagen von 49 Bundesstaaten beizulegen. Das gab die New Yorker Beraterfirma am Donnerstag bekannt.

McKinsey hatte dem Oxycontin-Hersteller Purdue Pharma und anderen Pharmakonzernen unter anderem zu höheren und damit schneller abhängig machenden Dosen der Schmerzmittel geraten und dazu, mit anderen Produzenten zusammenzuarbeiten.

Das Bekanntwerden der aktiven Rolle von McKinsey in der verheerenden Opioid-Epidemie ist nicht nur ein schwerer Schlag für die Reputation der renommierten Beratung. Es ist auch das erste Mal, dass McKinsey für die Arbeit mit Kunden mit einer solch hohen Zahlung zur Rechenschaft gezogen wird.

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„Wir bedauern zutiefst, dass wir die tragischen Konsequenzen der Epidemie, die sich in unseren Gemeinden ausgebreitet hat, nicht angemessen erkannt haben“, sagte Kevin Sneader, Global Managing Partner von McKinsey, am Donnerstag. „Mit dieser Einigung hoffen wir, Teil der Lösung der Opioidkrise in den USA zu sein.“

Die zwei Partner, die für die Beratung von Purdue zuständig waren, haben das Unternehmen bereits verlassen, teilte die Firma mit. Außerdem habe McKinsey neue Instanzen eingebaut, die potenzielle Kunden auf mögliche ethische Probleme überprüft, bevor die Aufträge angenommen werden.

In den USA hatten die Schmerzmittelhersteller Millionen Menschen in die Abhängigkeit getrieben. Wider besseren Wissens vermarkteten Firmen Mittel wie Oxycontin auch mit gefälschten Studien aggressiv und verharmlosten das Suchtpotenzial.

Patienten bekamen in den USA oft schon nach einem Zahnarztbesuch oder einer kleinen Operation das starke Mittel mit nach Hause. Indem die Pharmafirmen mit ihren Vertretern bei den Ärzten besonders die höhere Dosis vermarkteten, wurden die Patienten noch schneller abhängig. In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind in den Vereinigten Staaten 450.000 Menschen im Zuge der Opioidkrise an einer Überdosis gestorben.

Hinter dieser aggressiven Strategie stand auch McKinsey. Dass die Firma nun auch zur Verantwortung gezogen werden können, liegt auch daran, dass sie in den vergangenen Jahren nicht nur beraten, sondern ihren Klienten auch stärker geholfen hat, ihre Strategien zu implementieren.

McKinsey riet zu hochdosierten Pillen

Die Dokumente aus dem Vergleich zeigen, welche aktive Rolle McKinsey bei der Beratung von Purdue hatte, hinter dem die Unternehmerfamilie Sackler steht.

Auch nachdem Purdue sich 2007 für schuldig erklärt hatte, Ärzte und Aufsichtsbehörden über die Risiken von Oxycontin in die Irre getrieben zu haben, hatte McKinsey dazu geraten, sich auf die lukrativen hochdosierten Pillen zu konzentrieren. Die Berater sprachen sich auch dafür aus, sich mit den anderen Herstellern zusammenzutun, um sich bei der Arzneimittelaufsicht FDA gegen die „strenge Behandlung“ starkzumachen.

Die Beratung der Opioid-Hersteller hat McKinsey erst im Jahr 2019 beendet. Zu dem Zeitpunkt waren die Prozesse gegen die Hersteller bereits im vollen Gange. Die 50 Bundesstaaten, Tausende Gemeinden und Städte und Krankenhäuser haben gegen Purdue und andere Hersteller und beteiligte Ärzte geklagt. Sie wollen die Gelder aus den Vergleichen nutzen, um die Abhängigen zu behandeln.

In einzelnen Bundesstaaten haben sich einige Hersteller bereits außergerichtlich geeinigt. Purdue etwa zahlt allein zur Beilegung zivil- und strafrechtlicher Verfahren auf Bundesebene mehr als 8,3 Milliarden Dollar. Andere Fälle werden noch verhandelt. Purdue hat bereits Gläubigerschutz beantragt, um so den milliardenschweren Zahlungen zu entkommen. Auch gegen die Eigentümerfamilie Sackler wird ermittelt.

Wie bei den meisten außergerichtlichen Einigungen in den USA üblich räumt auch McKinsey im Fall Purdue keinerlei Schuld ein. Vor weiteren Klagen der Bundesstaaten ist die Beratung damit nun gefeit.

Die Generalstaatsanwältin des Bundesstaats New York, Letitia James, begrüßte die Einigung, verurteilte aber erneut das Verhalten der Beratung: „McKinseys zynische und kalkulierte Marketingtaktiken haben geholfen, die Opioidkrise zu befeuern“, sagte James. Das Unternehmen habe Purdue geraten, auf jene Ärzte abzuzielen, bei denen sie wussten, dass die die Opioide zu stark verschreiben würden.

„Auch wenn keine Menge Geld der Welt das Leiden der Hunderttausenden Toten, der Millionen Abhängigen und der unzähligen durch Opioide zerrissenen Familien heilen kann, können wir sicherstellen, dass die Verantwortlichen der Krise helfen, für die Prävention, Aufklärung und die Behandlung zu zahlen“, erklärte James. Der Staat New York erhält 32 Millionen Dollar im Zuge der Einigung.