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Massenrückruf bei Daimler bringt den Diesel weiter in Verruf

Einen Tag nach dem amtlichen Rückruf von 774.000 Autos hüllt sich Daimler in Schweigen. Beim öffentlichen Showdown zwischen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Vorstandschef Dieter Zetsche wurde aus Sicht des Autokonzerns schon zu viel Porzellan zerschlagen.

Die Investoren zeigten sich am Dienstag zwar erleichtert. Sie hoffen, dass der Streit mit dem Ministerium um illegale Abschalteinrichtungen bei der Abgasnachbehandlung vorerst beendet ist. „Dieser Rückruf lässt sich mit einem Softwareupdate bewerkstelligen“, sagte Arndt Ellinghorst vom Branchenanalysehaus ICI Evercore. „Wir gehen davon aus, dass die Kosten unter 100 Millionen Euro liegen werden.“ Tatsächlich legte die Daimler-Aktie um 1,25 Prozent zu.

Der Flurschaden aber ist enorm. Längst geht es nicht nur um Dieselautos mit der Abgasnorm Euro 5. Die Mercedes-Modelle vom Typ GLC und C-Klasse verfügen mit dem OM 626 über Vierzylinder-Dieselmotoren, die der jüngsten Abgasstufe Euro 6 genügen sollten. Damit steht die gesamte Technologie infrage. „Das schadet allen Herstellern“, klagte ein ranghoher Automanager.

Euro-6-Fahrzeuge stehen seit Kurzem im Fokus des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA). 2016 hatte das Amt sie erstmals im Rahmen der Untersuchungskommission beim Verkehrsminister überprüft. Schon damals gab es Zweifel. Audi, Mercedes, Opel, Porsche und Volkswagen erklärten sich aber zum „freiwilligen Rückruf“ bereit und führten für 630.000 Fahrzeuge eine „Serviceaktion“ durch. Im Abschlussbericht der Kommission hieß es zu den kritischen Modellen: Wenn der Hersteller wirksame Maßnahmen ergreift, „würden Zweifel an der Zulässigkeit der Abschalteinrichtung nicht mehr bestehen“.

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Doch das KBA scheint nicht überzeugt. Seit Ende 2017 verordnet das Amt Rückrufe zu Euro-6-Fahrzeugen und nicht wie bei Volkswagen 2015 Euro-5-Diesel. Zunächst wurden beim VW Touareg „zwei unzulässige Abschalteinrichtungen nachgewiesen“, wie das KBA erklärte. Betroffen waren 57.600 Fahrzeuge. Im Januar folgte der Rückruf von 127.000 Audi aus acht Modellreihen. Seit März muss BMW insgesamt 11.700 Fahrzeuge in die Werkstatt holen.

Autobauern drohen Geldstrafen

Im Mai bekam Porsche Post vom KBA zu 63.000 Fahrzeugen und zu guter Letzt Daimler. Die Hersteller haben nach Freigabe der Updates 18 Monate Zeit, alle betroffenen Fahrzeuge umzurüsten. Ansonsten drohen Geldstrafen von bis zu 5000 Euro je Auto.

Beim ersten Dieselgipfel im Sommer 2017 hatten sich die Hersteller noch bereit erklärt, insgesamt 5,3 Millionen Fahrzeuge freiwillig mit einer neuen Software für die Abgasreinigungssteuerung zu versehen, damit die Autos nicht regelmäßig während der Fahrt die Reinigung abschalten. So sollten Fahrverbote in Städten verhindert werden.

Doch die Umrüstungen kommen nicht voran. Obendrein sind inzwischen in Hamburg zwei Straßenzüge gesperrt, weitere Fahrverbote stehen etwa in Aachen und Stuttgart bevor.

„Es ist ungeheuerlich, dass die Automobilbosse immer noch glauben, mit Manipulationen an der Abgasreinigung durchzukommen“, sagte der SPD-Fraktionsvize Sören Bartol dem Handelsblatt. Sie hätten nicht verstanden, „dass sie damit das Vertrauen der Verbraucher immer weiter zerstören“. Bartol forderte Minister Scheuer auf, „genauso kraftvoll für die technische Nachrüstung von Euro-5- und Euro-6-Dieselfahrzeugen auf Kosten der Industrie“ zu kämpfen, um Fahrverbote zu verhindern.

Der Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, forderte die betroffenen Hersteller auf, „jetzt endlich eigenständig ihre Verantwortung wahrzunehmen und die Hardwarenachrüstung einzuleiten“. Die Politik müsse ein Gesamtkonzept zur Lösung der Dieselkrise vorlegen. „Der Flickenteppich aus Einzelfalllösungen löst die Luftreinhalteprobleme nicht.“