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Im Massagesessel durch Deutschland: Roadjet startet neuen Linienbusdienst

Flixbus, Blablabus und Pinkbus kämpfen sich gerade auf den Fernreisemarkt zurück. Das schreckt die Gründer eines neuen Liniendienstes nicht.

Mitten in der schwersten Krise der noch jungen Fernbusbranche trauen sich zwei Gründer auf die Straße. Ab August will das Duo Muhammed Simsek und Mujib Bazhwal mit Roadjet einen neuen Liniendienst fahren, zunächst zwischen Stuttgart und Berlin über Nürnberg und Leipzig. Das sieht nach dem verzweifelten Versuch eines Start-ups aus, dem unangefochtenen deutschen Marktführer Flixbus Kunden abzujagen, obwohl daran schon andere Fernbusanbieter gescheitert sind.

Doch die Roadjet-Gründer Simsek und Bazhwal haben gar nicht vor, sich mit dem grünen Fast-Monopolisten Flixbus (über 90 Prozent Marktanteil) anzulegen. Ihr Ziel ist es, mit Luxus-Fernreisebussen ein neues Premiumsegment zu etablieren. „Busreisen“, sagt Bazhwal, „muss gar nicht unbedingt die günstigste Form des Reisens sein.“

Während Fernbusbetreiber wie Flixbus, Blablabus oder Pinkbus sich vor allem als Reisealternative für Sparfüchse und Kunden mit viel Zeit sehen, will Roadjet 1. Klasse bieten, das allerdings zu 2. Klasse Preisen. Zum Start soll die Fahrt von Stuttgart nach Berlin 39,99 Euro kosten. Später greifen auslastungsabhängige und deutlich höhere Preise.

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Alles konzentriert sich bislang auf Billigbusse

„Seit der Liberalisierung der Fernbuslinien beobachte ich den Markt und musste feststellen, dass alle Anbieter von Fernbusreisen diese im Billigsegment positionieren und das Potenzial von speziellen, hochwertigen Bussen entweder noch nicht erkannt haben oder unterschätzen,“ sagt Simsek. Er selbst ist beruflich viel unterwegs, nutzt Bahn und Flugzeug, vermisst aber komfortable Busverbindungen.

Seine Idee, selbst ein solches Premiumunternehmen zu gründen, verfolgt der 35-Jährige seit fünf Jahren. Jetzt soll sie realisiert werden – auch wenn die Coronakrise kurzzeitig den Start vereitelt hatte. Das Konzept ist völlig anders als das der meisten Fernbus-Start-ups.

Roadjet hat einen speziellen Bus in Spanien auf Scania-Chassis entwickeln lassen. Die Fahrzeuge werden in eigener Regie und mit eigenem Personal betrieben. Flixbus dagegen betreibt eine Buchungsplattform, plant Netze und hat Hunderte Busunternehmen unter Vertrag.

Flixbus besitzt keinen einzigen Fernbus. Die Münchener meiden dadurch hohe Kapitalbindung. Trotzdem sind in den acht Jahren seit der Gründung Hunderte Millionen Euro Kapital von Investoren geflossen. Inzwischen expandiert Flixbus in die USA und versucht, sein Busnetz durch Eisenbahnlinien zu ergänzen.

Mit Internet, Massagesessel und Umkleideraum

Der Neuling Roadjet finanziert sich aus einem Start-up-Fonds des Landes Baden-Württemberg und privatem Geld der Initiatoren und befreundeter Investoren. Seit Jahresbeginn ist auch der 36 Jahre alte Bazhwal als Co-Gründer und Mitgeschäftsführer an Bord des Unternehmens. Über die Höhe des Investments machen beide keine Angaben. Ein Luxus-Liner ausgestattet für Roadjet unter anderem mit Highspeed-Internet, Massage-Liegesesseln sowie Wasch- und Umkleideraum kostet allerdings bis zu einer halben Million Euro. Selbst geleaste Fahrzeuge sind damit teuer.

Beide Gründer haben zuvor Erfahrungen in der Automobilindustrie gesammelt, konzentrieren sich nun aber voll und ganz auf den Start. Zunächst nur mit einer Linie. Später sollen Verbindungen zwischen Berlin und Köln, München sowie Stuttgart und Hamburg dazukommen. Auf lange Sicht, sagt Simsek, seien auch Strecken im Franchise denkbar.

Das Start-up aus Ludwigsburg muss sich zumindest um ein Problem in Corona-Zeiten nicht sonderlich sorgen. Der Hygieneabstand zwischen den Fahrgästen kann leichter gehalten werden als in anderen Reisebussen. Statt der 96 möglichen Sitze gibt es im Roadjet-Doppeldecker Platz für nur 44 Passagiere. Die eingeplanten Komfortzonen der Reisenden sind damit üppig. Und damit auch die Hygieneabstände der Gäste im Bus.

Flixbus dagegen ist Ende Mai gleich zum Start nach dem Shutdown wieder auf Vollauslastung gegangen. Noch scheinen allerdings die Buchungszahlen so gering zu sein, dass Reisende halbwegs auf Corona-Distanz bleiben können.