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Martina Merz will Thyssen-Chefin werden – Großaktionär Cevian unterstützt sie

Nach dem Bruch mit Kerkhoff soll Chefaufseherin Merz den Konzern übergangsweise führen. Sie hat namhafte Fürsprecher – und äußert sich selbst zum Führungswechsel.

Als niemand den Job machen wollte, ist Guido Kerkhoff in die Bresche gesprungen. Mit dem Plan, den Industriekonzern Thyssen-Krupp in zwei Unternehmen aufzuspalten, empfahl sich Kerkhoff während einer tiefen Führungskrise für den Posten des Vorstandschefs.

Ein Jahr später kommt es jetzt zum Bruch. Am späten Dienstagabend teilte der Konzern mit, dass sich die Aufsichtsratsspitze von dem Manager trennen will. Folgen soll ihm Chefkontrolleurin Martina Merz, die das Amt der Interimschefin für maximal zwölf Monate übernehmen will.

„Unser Unternehmen steht vor großen Veränderungen“, erklärte Merz hierzu noch Dienstagnacht in einer E-Mail an die Mitarbeiter, die dem Handelsblatt vorliegt. Der Aufsichtsrat werde in einer außerordentlichen Sitzung zeitnah über die Empfehlungen des Aufsichtsratspräsidiums beraten und entscheiden.

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Für den Ruhrkonzern beginnen damit erneut unruhige Zeiten. Ein Streit über die strategische Ausrichtung im vergangenen Jahr hatte dazu geführt, dass Kerkhoffs Vorgänger Heinrich Hiesinger und mehrere Aufseher überraschend ihre Posten räumten.

Auch diesmal steht Thyssen-Krupp an einem Scheideweg. Nach der gescheiterten Stahlfusion mit Tata arbeitet der Vorstand seit Monaten an einem Plan, um den Konzern inklusive des notleidenden Stahlgeschäfts neu aufzustellen. Kernbestandteil dessen war es, das Aufzugsgeschäft ganz oder teilweise zu verkaufen, um mit den Erlösen die übrigen Teile zu restrukturieren.

Dabei hatte Vorstandschef Kerkhoff bislang einen Teilverkauf mit der Option eines späteren Börsengangs favorisiert. Gleichzeitig hatten verschiedene Interessenten auch eine Komplettübernahme ins Spiel gebracht – darunter war auch der finnische Konkurrent Kone.

Eine Fusion zwischen den beiden Aufzugsfirmen gilt schon lange als Lieblingsvariante des Großinvestors Cevian, der 18 Prozent der Anteile an Thyssen-Krupp hält. Analysten rechnen mit einem möglichen Kaufpreis von rund 17 Milliarden Euro, sollte sich der Konzern in Gänze von seiner Ertragsperle trennen.

Cevian-Gründer Lars Förberg begrüßte daher den geplanten Führungswechsel. „Wir unterstützen die Ernennung von Martina Merz zur Vorstandsvorsitzenden voll und ganz“, so Förberg. „Wir erwarten, dass die neue Führung den von Thyssen-Krupp so dringend benötigten Transformationsprozess beschleunigen und die Qualität der Umsetzung maßgeblich verbessern wird.“

Die Krupp-Stiftung indes, die mit 21 Prozent den größten Anteil am Unternehmen hält, hat die Entscheidung laut eigenen Angaben lediglich „zur Kenntnis“ genommen. „Die weiteren Entscheidungen sind Sache des Aufsichtsrats.“

Martina Merz habe das volle Vertrauen der Stiftung, heißt es in einer Mitteilung vom Mittwochmorgen.

IG Metall droht mit „heißem Herbst“

Der Ruhrkonzern braucht dringend Geld. Nettofinanzschulden von mehr als fünf Milliarden Euro und Pensionsverpflichtungen von rund acht Milliarden Euro lasten auf dem ohnehin schon schwachen Eigenkapital, gleichzeitig schwächt sich die Konjunktur ab.

So verbuchte etwa die Stahlsparte, das zweite wichtige Standbein, in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres einen zweistelligen Millionenverlust, nachdem das Geschäft noch im vergangenen Jahr dreistellige Millionengewinne zum Konzernergebnis beitrug. Verschlechtert haben sich auch die Perspektiven anderer Bereiche, während die Aufzugssparte weitgehend stabil blieb.

In dem Mitarbeiterbrief erklärte Merz nun, die im Mai beschlossene strategische Neuausrichtung gelte weiterhin. „Wir fokussieren uns weiter auf die Steigerung unserer Performance, ein flexibles Portfolio und eine effiziente Organisation.“ Damit werde der vom Vorstand eingeschlagene Weg fortgesetzt.

Unklar ist allerdings, wie es nun mit dem Verkauf der Aufzugssparte weitergehen wird. Die Arbeitnehmer hatten sich bereits im Vorfeld deutlich dagegen positioniert, auch nur einen Teil der Erlöse für die Zahlung einer Sonderdividende zu verwenden.

Dass das Thema aufkommt, steht zu erwarten. Denn um das profitabelste Geschäft der Essener ist ein Bieterkampf entbrannt, an dem sich sowohl Konkurrenten als auch Finanzinvestoren beteiligen. Je höher die Angebote, desto stärker dürften die Begehrlichkeiten der Aktionäre ausfallen – allen voran beim Investmentfonds Cevian, der mit Thyssen-Krupp bislang nur Verluste eingefahren hat.

Sollte es dazu kommen, hat die IG Metall bereits einen „heißen Herbst“ angekündigt. So sagte Stahl-Betriebsratschef Tekin Nasikkol vor einigen Tagen nach einer Betriebsversammlung: „Wenn so ein Cevian um die Ecke kommt und sagt, wir greifen mal in die Kasse, dann sagen wir: nicht mit uns.“ Dann sei eine rote Linie überschritten – und die Belegschaft kampfbereit.

Ähnlich hatte sich IG-Metall-Bezirksleiter Knut Giesler, der als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Aufzugsparte sitzt und derzeit mit dem Vorstand über einen Tarifvertrag für die dortige Belegschaft verhandelt, zuletzt im Gespräch mit dem Handelsblatt geäußert. „Wir wollen für den Fall eines Börsengangs oder einer Ausgliederung die Sicherheit von Standorten und Arbeitsplätzen gewährleisten.“

Voraussetzung müsse aber sein, „dass die Erlöse zur Schuldentilgung und für die Weiterentwicklung der übrigen Geschäfte verwendet werden.“ Eine Sonderausschüttung an die Aktionäre werde es mit der IG Metall nicht geben, sagte Giesler.