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Mario Draghis Inflations-Dilemma

Ein lila Monster mit Wampe, klaffenden Zahnlücken und rotem Irokesenschnitt, das mit Geldscheinen um sich wirft. So stellt sich die die Inflation vor - zumindest

Lange schien das Monster verschwunden zu sein, doch nun ist es wieder erwacht. Im Dezember stiegen die Preise in Deutschland um 1,7 Prozent - und damit deutlich stärker als in den anderen Euro-Ländern. In Italien und Griechenland lag die Teuerung im gleichen Zeitraum nur knapp über der Nullgrenze. Das bringt die und ihren Chef in Schwierigkeiten.

Denn vor allem in Deutschland drängen Politiker und Ökonomen auf ein schnelles Auslaufen der milliardenschweren Anleihekäufe der Notenbank. „Die EZB sollte die Anleihekäufe ab April um monatlich zehn Milliarden Euro reduzieren,“ sagt der Chef des Münchner Ifo-Instituts Clemens Fuest. Ihm gehe es um das Signal, dass die EZB nicht plane, die Inflation über knapp zwei Prozent hinaus ansteigen zu lassen.

Auch von politischer Seite nimmt der Druck zu. Die höhere Inflation in Deutschland sorgt dafür, dass die Zinsen für Sparer den Kaufkraftverlust nicht mehr ausgleichen. Dadurch droht die Geldpolitik auch ein Wahlkampfthema für die Bundestagswahlen zu werden.

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„Es wird vermutlich richtig sein, wenn die EZB in diesem Jahr anfängt, den Einstieg aus dem Ausstieg zu wagen“, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble kürzlich in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“. Er teile die Sorgen der deutschen Sparer. Diese Sorgen würden in diesem Jahr mit der anziehenden Inflation noch größer.


Keine schnelle Wende absehbar

Ökonomen erwarten von der zunächst jedoch keine Abkehr von der Politik des billigen Geldes. Zinsexperte Christian Reicherter von der DZ Bank geht davon aus, dass wohl die heutige Pressekonferenz nutzen wird, um die neu entflammte Kritik aus Deutschland zurückzuweisen.

Draghi werde den Inflationsschub als Erfolg der -Politik darstellen und gleichzeitig betonen, noch lange nicht am Ziel zu sein, meint sein Kollege Ulf Krauss von der Helaba. Die EZB strebt eine Teuerung von knapp zwei Prozent als Idealwert für die Wirtschaft an.

Carsten Brzeski, Chefvolkswirt Deutschland beim Bankhaus ING-Diba, erwartet für die nächste Zeit zwar einen weiteren Anstieg der Verbraucherpreise im Währungsraum. Mit einer raschen geldpolitischen Wende rechnet aber auch er nicht: „Es braucht viel mehr als nur eine paar energiepreisgetriebene Anstiege der Inflation, um die Sichtweise der breiten Mehrheit im EZB-Rat zu ändern.“

Die eher schwache Lohnentwicklung im Euro-Raum bereitet den Währungshütern unter anderem noch Bauchschmerzen. Laut EZB-Direktor Yves Mersch ist diese noch immer nicht stark genug, um den Preisauftrieb deutlich anzufeuern. So verharrt die sogenannte Kerninflation, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, seit Monaten bei Werten unter einem Prozent.

Die meisten Ökonomen gehen deshalb davon aus, dass ein „Tapering“ - eine kontinuierliche Drosselung der Anleihenkäufe - für die Euro-Notenbank noch nicht auf der Tagesordnung steht. „Wir rechnen damit, dass die EZB bis Juni als frühesten Zeitpunkt wartet, bevor sie das Thema der Anleihenkäufe neu bewertet“, so die Volkswirte der Deutschen Bank, Mark Wall und Marco Stringa.

Allerdings sind inzwischen auch im EZB-Rat die Stimmen deutlicher hörbar, die wie Bundesbank-Präsident Jens Weidmann insbesondere die Staatsanleihenkäufe sehr kritisch sehen, wie aus dem Protokoll der Dezember-Zinssitzung hervorgeht. Ein anhaltender Anstieg der Inflation in den nächsten Monaten dürfte ihnen weitere Argumente an die Hand geben.

KONTEXT

Zentralbanken und Negativzinsen

Japan

Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): 0,0 Prozent

Einlagenzinssatz für Banken: -0,1 Prozent

Schweiz

Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): -0,75 Prozent (15.01.2016)

Einlagenzinssatz für Banken: gestaffelt -0,75 Prozent

Dänemark

Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): 0,05 Prozent

Einlagenzinssatz für Banken: -0,65 Prozent

Schweden

Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): -0,5 Prozent

Einlagenzinssatz für Banken: -0,5 Prozent

Euro-Zone

Satz der Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzins): 0,0 Prozent

Einlagenzinssatz für Banken: -0,4 Prozent

KONTEXT

Best of Mario Draghi

3.11.2011

"Wir werden von niemandem gedrängt. Wir sind unabhängig. Wir bilden uns unsere eigene Meinung. Das ist es."

(Draghi bei seiner ersten Pressekonferenz nach seinem Amtsantritt am 3.11.2011 in Frankfurt)

26.7.2012

"Die EZB ist bereit, im Rahmen ihres Mandats alles zu tun, was nötig ist, um den Euro zu retten. Und glauben Sie mir: Es wird genug sein."

(Draghi am 26.7.2012 in London)

3.4.2014

"Der EZB-Rat ist sich einig, dass die EZB gegebenenfalls auch weitere unkonventionelle Maßnahmen im Rahmen ihres Mandats einsetzen wird, um die Risiken einer zu langen Periode niedriger Inflationsraten in den Griff zu bekommen."

(Draghi nach der Sitzung des EZB-Rates am 3.4.2014 in Frankfurt)

26.5.2014

"Wir werden nicht zulassen, dass die Inflation zu lange auf zu niedrigem Niveau bleibt."

(Draghi am 26.5.2014 bei einer EZB-Konferenz im portugiesischen Sintra)

5.6.2014

"Das ist ein bedeutendes Maßnahmenpaket. Sind wir schon am Ende? Nein. Wir sind hiermit nicht am Ende, solange wir uns im Rahmen unseres Mandates bewegen."

(Draghi am 5.6.2014 in Frankfurt nachdem die Notenbank ein ganzes Bündel von Maßnahmen gegen Mini-Inflation und Konjunkturschwäche im Euroraum beschlossen hat)

4.9.2014

"Wir mussten etwas tun, das ist unsere Pflicht."

(Draghi am 4.9.2014 in Frankfurt zum EZB-Beschluss, Kreditverbriefungen und Pfandbriefe zu kaufen)

22.1.2015

"Ich könnte ein paar Witze dazu erzählen. Aber ich lese einfach noch mal das Eingangsstatement vor. Denn das ist alles, was wir heute sagen können. Und ich vermeide Witze in dieser Sache lieber."

(Draghi am 22.1.2015 auf die Frage eines Journalisten: "War's das jetzt? War's das - oder können die Leute erwarten, dass die Geldpolitik demnächst noch verschärft wird?")

3.9.2015

"Wir haben den Willen und die Fähigkeit zu reagieren, falls dies notwendig ist."

(Draghi am 3.9.2015 zu einer möglichen Ausweitung des Anleihenkaufprogramms)