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Dieser Mann muss Ikea hierzulande aufmöbeln

Der Däne übernahm 2018 das Ikea-Deutschlandgeschäft. Foto: dpa

Der Deutschlandchef von Ikea soll das Einrichtungshaus endlich fit für die digitale Zukunft machen. Am Mittwoch legt er Zahlen vor.

Als sich die Türen öffnen, stürmen Hunderte Menschen in den Markt. Sie rennen an den Kassen vorbei, rutschen auf dem Boden im Möbellager aus, stürzen sich auf die heiß begehrte Auslage. In sozialen Netzwerken kann man sich noch immer die tumultartigen Szenen anschauen, die sich vor knapp zwei Wochen in fast jedem Haus der schwedischen Einrichtungskette Ikea abspielten. Der Grund dafür, dass vor einigen Filialen sogar gezeltet wurde: Virgil Abloh, Gründer des hippen Mailänder Modelabels Off-White.

Seit März 2018 ist Abloh auch noch künstlerischer Leiter bei der Luxusmarke Louis Vuitton. Für Ikea entwarf der Stardesigner nun eine streng limitierte Kollektion. Während ein Lederrucksack bei seinem französischen Arbeitgeber gern mal 2600 Euro kosten kann, gab es eine von Abloh designte Tasche zwischen Billy- und Kallax-Regalen schon für 9,99 Euro. Auch eine Wanduhr war im Angebot, Stühle, ein Tisch, ein Teppich im Kassenzettellook.

Dabei ist solch ein Ansturm auf die blau-gelben Einrichtungsklötze mittlerweile eher die Ausnahme. Die Filialumsätze von Ikea stiegen in Deutschland zuletzt nur noch langsam. Große Wachstumsraten – sie sind nur noch online zu holen. Den E-Commerce weiter ausbauen, das Stammgeschäft attraktiv halten: So lautet die Doppelstrategie von Dennis Balslev, der an diesem Mittwoch neue Zahlen vorlegt.

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Der Däne ist ein Ikea-Urgestein: Er ist seit 40 Jahren im Unternehmen, hat hier gelernt, Filialen geleitet, war dänischer Landeschef und übernahm im Jahr 2018 das Deutschlandgeschäft – Ikeas größter Markt mit derzeit 53 Filialen. „Wir sind seit 75 Jahren erfolgreich mit dem bisherigen Konzept – und plötzlich merken wir: Weiterzumachen wie bisher wird nicht funktionieren“, sagte Balslev vor Kurzem dem Handelsblatt.

Balslev musste umlenken, strich den Filialausbauplan zusammen, kassierte das ursprüngliche Ziel von 70 deutschen Märkten. Er will den Kunden ab Frühjahr 2020 eine neue App anbieten – mit Augmented Reality und Möbelkauf per App. Bei Ikea wurde die Digitalisierung lange verschlafen, manche IT-Systeme sind Jahrzehnte alt.

Dabei wird der Bereich immer wichtiger: Im Jahr 2022 soll der Onlineanteil am gesamten Möbelhandel in Deutschland von derzeit rund zehn auf 17 Prozent steigen. Ikea macht gerade mal fünf Prozent seines Umsatzes von zuletzt fünf Milliarden Euro im Netz. Laut Schätzungen von Statista verkauft der Techgigant Amazon sogar schon heute mehr Möbel als Ikea online.

Neue Läden will Balslev, dessen Zentrale in Wallau bei Frankfurt liegt, vor allem in den Innenstädten eröffnen. Vorbild ist Paris, wo die Filiale mitten im Zentrum nur 5400 Quadratmeter Verkaufsfläche bietet, ganz ohne Möbellager. „Die Leute kommen ohnehin ohne Auto, dann können wir Kleiderschränke oder Betten auch direkt liefern“, meint Balslev.

Die typischen Autobahn-Gewerbegebiets-Tempel, sie kommen oft auf 35.000 Quadratmeter. Von den Kleinstfilialen sollen weltweit 30 entstehen, die zweite in Berlin. Insgesamt sieht der 57-Jährige in Deutschland Potenzial für sieben bis acht Regionen, in denen sich City-Lagen lohnen.

Dorthin sollen dann auch immer wieder „It-Pieces“ und limitierte Kollektionen locken. Im Stammsitz im schwedischen Älmhult haben sie etwa eine Lampe vorgestellt, die Olafur Eliasson designt hat. Mit Sonos entwickelte Smart Speaker sind bereits auf dem Markt. Ein Heimsportgerät in Kooperation mit Adidas soll demnächst kommen. Immerhin hat die Virgil-Abloh-Episode eines gezeigt: Ikea kann die Kunden noch immer begeistern, wenn auch punktuell.