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Der „Magier der Märkte“ ist zurück im Rampenlicht – Anleger setzen auf Mario Draghi

Mario Draghi soll bald die italienische Regierung lenken. Die mögliche Ernennung des früheren EZB-Chefs sorgt an den Börsen für Euphorie.

In seiner Zeit als EZB-Präsident hatte Mario Draghi den Ruf als „Magier der Märkte“. Seit es ihm mit den berühmten drei Worten „Whatever it takes“ in der Euro-Krise gelang, die billionenschweren Kapitalmärkte der Welt zu besänftigen und ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone zu verhindern.

Entsprechend positiv reagierten Investoren auf die Aussicht, dass er bald die italienische Regierung führen könnte. Noch bevor Draghi überhaupt zugesagt hatte, sank der Renditeabstand italienischer Staatsanleihen zu deutschen Bundesanleihen auf den niedrigsten Stand seit 2016.

Auch der italienische Aktienmarkt und vor allem Bankaktien reagierten positiv. In Mailand zog der Leitindex FTSE MIB am Vormittag um zwei Prozent an. Die Aktien der italienischen Institute Unicredit, Banco BPM und Intesa kletterten zeitweise um über vier Prozent.

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Der Kurs des Euros reagierte uneinheitlich: Wegen der Regierungskrise in Italien gab er zunächst nach, reagierte aber am Dienstagabend positiv. Diese positive Reaktion entbehrt nicht einer gewissen Ironie. In seiner Zeit als EZB-Präsident hat sich Draghi häufiger besorgt über einen aus seiner Sicht zu starken Euro-Kurs geäußert.

Am Mittwoch gab die europäische Gemeinschaftswährung zeitweise aber wieder nach. Mit Draghi sei „eine angesehene Person gefunden worden, es gibt höhere Chancen auf eine parlamentarische Mehrheit, keine Panik an den Märkten und viel Geld zum Ausgeben“, schrieb der EZB-Experte des Schweizer Vermögensverwalters Pictet, Frederik Ducrozet, auf Twitter. Aus dem EU-Wiederaufbaufonds erhält Italien rund 210 Milliarden Euro, um die Folgen der Pandemie zu lindern. Ducrozet zeigte sich aber unsicher, was er von dem Schritt halten solle.

Andere Investoren äußerten sich euphorischer. „Eine Regierung unter Draghi könnte die aktuellen wirtschaftlichen Probleme schnell angehen und eine Lösung im Streit über die Verteilung der europäischen Hilfsgelder finden“, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

Die Italien-Volkswirtin von Oxford Economics, Nicole Nobile, sieht drei Herausforderungen für Draghi. Er müsse die Pandemie bekämpfen, einen glaubwürdigen Plan für die Verwendung der Mittel aus dem EU-Wiederaufbaufonds erarbeiten und die strukturellen Probleme Italiens angehen.

Sie vermutet, dass er sich im Umgang mit Corona kaum vom bisherigen Regierungschef Giuseppe Conte unterscheidet. Als Vorteil sieht sie seine hohe Reputation in den anderen EU-Ländern. „Eine von Draghi geführte Regierung könnte mit einem stärkeren Plan für die Umsetzung des EU-Wiederaufbaufonds Fortschritte machen.“

Allerdings geht die Expertin nicht davon aus, dass eine Regierung unter Draghi länger als über die aktuelle Krisenphase hinaus besteht. Ein plausibles Szenario wäre, dass die Parteien nach Abschluss der Impfungen und dem Beginn der wirtschaftlichen Erholung ihre Unterstützung zurückziehen und es Neuwahlen gibt.