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„Das ist die Magie dieser Anlageklasse“

„Die geheimen Performer 2015“, so beschreibt Dr. Martin Kühle, Investment-Director Convertible Bonds bei Schroders (London: SDR.L - Nachrichten) , Wandelanleihen. Im FundResearch-Interview spricht er über die Assetklasse, was sie so erfolgreich macht und wieso das bisher noch nicht allen aufgefallen ist.

FundResearch: Sie sprechen von geheimen Performern 2015: Warum haben Wandelanleihen Ihrer Meinung nach bisher eher ein Nischendasein gefristet?

Martin Kühle: Institutionelle Investoren haben Wandelanleihen sicherlich bereits schon länger auf dem Schirm. Wir beobachten viele Ausschreibungen von Pensionskassen und Versicherungen. Bei Privatinvestoren fristet die Assetklasse aber noch ein Mauerblümchendasein. Zum einen sind Wandelanleihen nicht so ohne weiteres zu verstehen, zum anderen ist die Assetklasse nicht so leicht, zugänglich, wie wir es von Aktien gewohnt sind. In der Regel müssen hohe Stückzahlen gehalten werden. Die Industrie denkt bereits in Risikoklassen: Balanced, Defensiv, Offensiv. Privatinvestoren dagegen denken noch in Assetklassen. Hier eine Wandelanleihe einzuordnen ist schwieriger.

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FundResearch: Was hat Wandelanleihen gerade 2015 so erfolgreich gemacht?

Martin Kühle: Besonders in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres haben Wandelanleihen überdurchschnittlich gut geliefert. Das (Other OTC: DASX - Nachrichten) heißt, sie haben die Performance des Aktienmarktes mitgenommen. Dass Anleihen auch in starken Märkten mithalten können, ist das Ziel, dass sie es aber so erfolgreich tun, ist eher untypisch. Besonders die Themen Europa und IT (Other OTC: ITGL - Nachrichten) haben dazu beigetragen. In der Regel nehmen sie mit Wandelanleihen 75 Prozent einer Aktien-Hausse mit. Die restlichen 25 Prozent sind die Prämie, die Investoren für den Schutz zahlen. Dafür tragen sie aber auch nur 30 bis 40 Prozent des Aktienrisikos. Sind die Märkte rückläufig, kommt die Schutzwirkung von Wandelanleihen auf: Das Aktienexposure wird runtergefahren und es geht in den Rentenbereich. Darin steckt die Magie der Anlageklasse: Sie schützt nach unten stärker, als sie nach oben - relativ zum Markt - verliert. Dieser Fallschirm hat dann in der zweiten Hälfte 2015 gut gegriffen. Diese Arten von Krisen, wie wir sie in 2015 gesehen haben, werden immer wieder auf uns zu kommen. Die Ausschläge kommen schneller und häufiger. Wenn Sie das timen können, spielen Sie Renten und Aktien, wenn nicht greifen Sie zu Wandelanleihen.

FundResearch: Was erwarten Sie 2016?

Martin Kühle: Dieselben Themen wie 2015 werden auch 2016 wichtig sein: Zum einen ist der Schutz für Investoren sehr wichtig, denn Märkte werden weiter volatil bleiben. Aktien haben viele Anleger verschreckt. Zum anderen ist nicht nur der Schutz, sondern auch die Fähigkeit zurück in den Markt zu kommen von hoher Bedeutung. Kurzfristige Rebounds muss man mitnehmen können. Wandelanleihen bieten Aktienexposure mit Rückschlagschutz und stellen eine ideale Kombination dar, weil sie in jedem Markt ein Bein haben.

FundResearch: Wie sieht der Schutzmechanismus, den Wandelanleihen bieten, genau aus?

Martin Kühle: Wandelanleihen enthalten einen Rententeil. Dieser besteht aus Zinszahlungen und einer Ablaufzeit. Am Ende der Laufzeit gibt es das Geld zurück. Das ist der sichere Teil, den wir auch Bond-Floor nennen. Das Risiko hier wäre ein Zahlungsausfall, aber das ist bei uns noch nicht vorgekommen. Bei einer Wandelanleihe kommt schließlich noch ein Optionswert hinzu, dem eine Aktie zugrunde liegt. Wir betrachten uns quasi als Aktienanleger, die aber nicht genug Mumm haben, ohne Fallschirm und Sicherheitsnetz zu agieren. Für uns ist die Überlebensfähigkeit des Bonds entscheidend, er muss halten.

FundResearch: Wandelanleihen gelten trotzdem oft als illiquide, spekulative Produkte. Was sagen Sie dazu?

Martin Kühle: Das ist ein Mythos. Die Assetklasse ist liquide. Wir handeln sehr viel und die Haltefristen unserer Wandelanleihen sind eher kurzfristiger Natur. Auch wenn der größte Teil der Anleihen nicht gerated ist, ist das kein schlechtes Signal. Nicht nur Junk-Firmen geben Wandelanleihen aus. Zudem bewerten wir jede Anleihe in unserem Haus intern.

FundResearch: Welche Firmen geben Wandelanleihen typischerweise aus?

Martin Kühle: Wandelanleihen kommen typischerweise von Wachstumsfirmen. Das heißt derzeit von Firmen aus dem IT-, Biotech-, und Healthcare-Bereich. Es handelt sich um klassische Wachstumsgeschichten. Natürlich gibt es auch Unternehmen am Wandelanleihenmarkt, die einen Aktienkick brauchen um überhaupt noch an Geld zu kommen. Da muss man aufpassen und selektiv vorgehen. Bei Unternehmen wie Sony (Hannover: SON1.HA - Nachrichten) und Nokia (Mailand: 23568.MI - Nachrichten) kann und hat das funktioniert. Die Geschichte und der Preis müssen stimmen. Wir empfehlen generell globale Strategien vorzuziehen und sich nicht zu sehr auf einen Markt zu konzentrieren. Es kann immer zu Durststecken im Markt kommen.

FundResearch: Wieso sollte ich als Investor Wandelanleihen gerade jetzt kaufen?

Martin Kühle: An dieser Stelle zitiere ich mal Kostolany in leicht abgewandelter Form: Kaufen Sie Wandelanleihen jetzt, verkaufen Sie sie nie wieder und werden Sie reich. Das funktioniert mit Wandelanleihen sicherlich besser als mit Aktien. Wir glauben, dass der Aktienmarkt noch ordentlich performen kann, Investoren aber vor Kursverfall geschützt werden müssen. Plötzliche Erholungsphasen sollten aber gleichzeitig mitgenommen werden können. Zusätzlich dazu ist der effizienteste Markt für Wandelanleihen, nämlich die USA, zurzeit zwei bis drei Prozentpunkte zu günstig. Wir können dort also sehr günstig auf Wandelanleihen zugreifen.

FundResearch: Wie sieht die Strategie der Schroders-Produkte aus?

Martin Kühle: Generell setzen wir sehr langfristige Strategien um, was wir klar nach außen kommunizieren. Derzeit haben wir zwei globale Fonds: Der Schroder ISF Global Convertible Bond soll sich in Abwärtsphasen ähnlich wie ein Balanced-Produkt verhalten, der Schroder ISF Global Conservative Convertible Bond kann auch als defensives Wandelanleihen- bzw. Rentenprodukt bezeichnet werden. Was wir natürlich immer brauchen ist eine Aktie, die sich in unsere Richtung entwickelt. Am liebsten kaufen wir günstig solche Titel, die nach oben tendieren. Nun gibt es kaum noch langfristige Trends mehr im Markt, sondern steigende Volatilität. In einem solchen Umfeld muss man viel handeln. Wir kaufen daher lieber eine teurere Wandelanleihe, bei der wir wissen, dass sich die Aktie darunter in unsere Richtung bewegt, als einen aussichtsreichen Value-Titel, der sich dann aber nicht bewegt. Wandelanliehen laufen nur drei bis fünf Jahre und in dieser Zeitspanne muss die Aktie hochkommen. Das erfordert das richtige Timing und ein gutes Team (NYSE: TISI - Nachrichten) .

FundResearch: Sind synthetische Anleihen für Sie interessant?

Martin Kühle: Nein, solche Produkte schließen wir aus. Wir halten auch die Cashquote tief und investieren weder in Staatsanleihen, noch in Aktien. Wir sehen uns als traditionellen Spieler.

(TL)