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Streit über Chefaufseherposten bei der Commerzbank

Vetter hat die LBBW saniert, nachdem sie in der Finanzkrise 2008 wegen hochriskanter Kreditgeschäfte ins Schlingern geraten war. Foto: dpa

Ex-Landesbanker Hans-Jörg Vetter geht als Favorit ins Rennen um den Posten des Aufsichtsratschefs bei der Commerzbank. Doch aus dem Kreis der Großaktionäre kommt Widerstand.

Eigentlich braucht die Commerzbank im Moment vor allem eines: eine neue kompetente Führungsspitze. Ausgerechnet in der Coronakrise und kurz vor Verkündung einer neuen Strategie sind der zweitgrößten Privatbank nach einer Revolte des Großaktionärs Cerberus Vorstandschef und Aufsichtsratschef abhandengekommen.

Am kommenden Montag soll bei einer Sitzung des Aufsichtsrats nach Möglichkeit zumindest ein neuer Chefkontrolleur gekürt werden. Inzwischen gibt es auch einen Favoriten für den Posten: den Ex-Chef der Landesbank Baden-Württemberg, Hans-Jörg Vetter – ein Sanierungsexperte. Doch im Kreis der Großaktionäre bestehen erhebliche Vorbehalte gegen den 67-Jährigen.

Gegen Vetter spreche unter anderem sein Alter, monieren die Kritiker. Der Ex-Landesbanker könne allenfalls ein Übergangskandidat sein, die Commerzbank brauche bei der schwierigen Sanierung aber eine Dauerlösung an der Aufsichtsratsspitze. Außerdem sei Vetter bereits drei Jahre aus dem Geschäft und habe keine Erfahrung mit der Führung einer börsennotierten Großbank. Ihm fehle zudem die Expertise im wichtigen Privatkundengeschäft und bei der Digitalisierung. Insgesamt sei Vetter deshalb der falsche Kandidat.

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Auch die „Wirtschaftswoche“ berichtet über harsche Kritik eines Großaktionärs an der Kandidatur Vetters. Dort ist von einem „Armutszeugnis“ für die Bank die Rede. Allerdings gibt es auch institutionelle Investoren, die den Ex-LBBW-Chef unterstützen: „Vetter wäre ein veritabler Aufsichtsratschef. Es ist gut, dass er sich mit Restrukturierungen auskennt. Er hat bei der LBBW einen guten Job gemacht und die Bank auf gesunde Füße gestellt", heißt es bei einem Großanleger, der an der Commerzbank beteiligt ist.

Durch die Kontroverse um Vetter stehen bereits vor der wichtigen Aufsichtsratssitzung am Montag die Zeichen auf Streit. In Finanzkreisen heißt es, Vetter habe sich nicht selbst für den Posten bei der Commerzbank ins Spiel gebracht, er sei mehrfach darum gebeten worden und werde die Aufgabe nur übernehmen, wenn das Umfeld und die Bedingungen stimmten.

Die Commerzbank ist seit fast einem Monat durch ein Führungschaos gelähmt, in das sie die überraschenden Rücktritte von Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann und Vorstandschef Martin Zielke Anfang Juli gestürzt hatten. Die Schmittmann-Nachfolge ist dabei am drängendsten, weil der amtierende Aufsichtsratschef das Gremium auf eigenen Wunsch am kommenden Montag verlassen wird.

Vetter gilt als erfahrener Sanierer. Er rückte 2009 für sieben Jahre an die Spitze der LBBW, die wegen hochriskanter Geschäfte mit komplexen Finanzprodukten ins Wanken geraten war und von den staatlichen Eigentümern gerettet werden musste. Damit dürfte Vetter die nötige Branchenexpertise mitbringen, die die europäischen Bankenaufseher auf dieser Position erwarten.

Mit der Suche nach einem geeigneten Kandidaten war Jutta Dönges beauftragt. Die Chefin der Finanzagentur des Bundes ist eine der zwei Aufsichtsräte, die der Bund erst vor Kurzem in das Kontrollgremium geschickt hatte. Wegen der Rettung der Bank durch den Staat während der Finanzkrise ist der Bund nach wie vor mit 15 Prozent an dem Institut beteiligt.

Interne Kandidaten für Nachfolge

Eine rascher Erfolg bei der Kandidatensuche ist für das Institut wichtig. Denn erst wenn die Commerzbank einen neuen Aufsichtsratschef gefunden hat, kann auch die Besetzung des Chefpostens geklärt werden. Durch das Vakuum an der Spitze des Instituts verzögert sich die Verabschiedung einer neuen Strategie für die Bank, die im Wesentlichen aus einem harten Sanierungskurs bestehen dürfte. Zielke verlässt spätestens zum Jahresende das Institut.

Als interne Favoriten für die Zielke-Nachfolge gelten Firmenkundenchef Roland Boekhout und Finanzchefin Bettina Orlopp. Sollte mit Vetter ein Externer das Rennen um den Aufsichtsratsposten machen, würde das die Chancen für interne Kandidaten für den Vorstandsvorsitz erhöhen, da diese die Bank und ihre Probleme bereits kennen und sofort verfügbar wären.

In Finanzkreisen heißt es, dass Vetter bislang keinen Kontakt zum rebellischen Großaktionär Cerberus hatte. Das ist insofern bemerkenswert, als der US-Finanzinvestor mit seiner heftigen Kritik an der Commerzbank-Strategie den Doppelrücktritt mitausgelöst hatte.