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„Mach einfach mal Urlaub“

Der Gründer des Essenslieferdienstes Lieferando Christoph Gerber erklärt, warum er süchtig nach Start-ups ist und welche Regeln andere Jungunternehmer unbedingt befolgen sollten.

WirtschaftsWoche Online: Sie haben vor acht Jahren Lieferando gegründet und das Unternehmen vor drei Jahren an die Take Away Gruppe verkauft. Sie haben Millionen auf dem Konto. Warum ziehen Sie stattdessen mit Talon.One noch einmal ein neues Unternehmen hoch?

Christoph Gerber: Ich weiß nicht, was ich sonst machen sollte. Ich glaube, das ist wie bei Fußballern. Manche spielen auch ewig, weil sie einfach nicht ohne leben können. Es treibt mich, was zu schaffen, das genutzt wird und das andere haben wollen. Diese Erfolgsmomente machen den Reiz aus. Anders ist das auch nicht zu erklären. Statistisch ist die Chance ja gleich 0, dass ich noch mal so einen Erfolg habe wie mit Lieferando.

Gründer müssen aber auch jede Menge Rückschläge einstecken und arbeiten viel.

Ja, aber das ist wie mit der Ex-Freundin. Nach einer gewissen Zeit erinnerst du dich nur noch an die gute Zeit und denkst, wie schön es doch war. Der ganze Mist ist vergessen. Ich glaube, so war das jetzt bei mir. Ich habe mich mehr an den Kick erinnert, als an die ganzen Tage an denen alles schief lief. Deshalb wollte ich jetzt auch ein neues Abenteuer.

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Sie hätten aber auch ein Unternehmen groß machen können, statt zu gründen? Reizt Sie das nicht?

Nein, auf keinen Fall. 670 Leute zu führen, macht mir keinen Spaß. Ich will etwas bauen und operativ mitarbeiten. Nur zu führen und mich mit 10000 Stakeholdern auseinander zu setzen macht doch keinen Spaß.

Packen Sie es jetzt anders an als beim ersten Mal?

Ich bin definitiv gelassener. Ich kann mich noch gut erinnern, dass wir bei Lieferando mal eine Abmahnung bekommen haben, weil ein Praktikant ein Bild ins Netz gestellt hatte, für das wir keine Lizenz hatten. Ich dachte wir würden untergehen. Jetzt weiß ich dass man wegen sowas nicht pleitegeht und so ist das natürlich auch bei anderen Dingen. Ich weiß viel besser was auf mich zukommt.

Wahrscheinlich ist es beim zweitem Mal auch viel einfacher Geld einzusammeln.

Schön wäre es. Ich bekommen einfacher Termine bei Investoren, als jemand der 22 Jahr alt ist, gerade von der Uni kommt und zum ersten Mal pitcht. Die Türen öffnen sich eher. Aber mehr auch nicht. Deutsche Investoren davon zu überzeugen, dass sie in eine Software investieren sollen, ist fast unmöglich. Talon.One schreibt Programme über die Unternehmen ihre Gutschein-Programme verwalten und Online-Gutscheine zum Beispiel nach Postleitzahlen verteilen können.

Die deutschen Investoren wollen aber lieber in noch einen Internetshop investieren oder in das fünfte Umzugsportal, selbst wenn die Margen niedrig sind. Alle reden über digitale Geschäftsmodelle, aber keiner will mutig sein.

Warum das denn? Gerade die Deutschen rühmen sich doch damit, technologisch zur Weltspitze zu gehören.

Bei den Mittelständlern ist diese Denke sicherlich etabliert - aber nicht bei Investoren. Die wollen eine Idee finanzieren, die sich sofort realisieren lässt. So ein Shop lässt sich schnell hoch ziehen und macht schnell Umsatz. Eine Technologie wie unsere muss erstmal entwickelt werden. Angelsächsische Investoren haben mehr Verständnis dafür, dass das erstmal ein Jahr dauert, bevor der erste Euro verdient wird.


Immer wieder gründen

Was raten Sie anderen, die ein Unternehmen gründen wollen?

Regel Nummer 1: Egal wie verrückt deine Idee ist, auch wenn dich alle auslachen. Mach es. Bei Lieferando haben anfangs auch alle gesagt, das ist doch Banane. Es bestellt doch keiner eine Pizza im Internet.

Regel Nummer 2: Mach weiter Urlaub. Mach am Wochenende frei und geh auch mal um 20 Uhr nach Hause.

Das geht?

Genau das ist der Punkt. Es muss gehen. Ich bin im Januar immer drei Wochen zum Kitesurfen gefahren, egal, wie stressig es war. Dadurch war ich gezwungen eine Struktur zu schaffen, in der ich ersetzbar bin und das ist auch gut so. Wer erfolgreich sein will, muss sich auch mal erholen, einen freien Kopf haben. Natürlich haben wir bei Lieferando auch mal die Nächte durchgearbeitet. Es gab Freitage, da wollte ich vor Erschöpfung nur noch heulen. Aber dann muss am Wochenende mal frei sein. Als Gründer bestimmt die Firma den Großteil deines Lebens. Aber sie darf niemals alles sein.

Noch einen Tipp?

Ja, nicht durchdrehen. Natürlich ist das geil, wenn nach der ersten Finanzierungsrunde ein paar Millionen auf dem Konto liegen. Aber viele machen den Fehler, dass sie dann gleich jede Menge Personal einstellen. Sie definieren Erfolg über die Zahl ihrer Mitarbeiter. Den Fehler haben wir bei Lieferando auch gemacht. Später mussten wir dann viele Mitarbeiter entlassen. Heute weiß ich, dass es besser ist, jede Neueinstellung noch mal zu überdenken. Wen brauche ich wirklich und wofür?

Nehmen wir an, Talon wird erfolgreich und Sie verkaufen irgendwann. Wollen Sie dann noch einmal gründen?

Bei Lieferando war es so, dass ich direkt nach dem Verkauf dachte: Das mache ich nie wieder. Aber wie schon gesagt, das ist wie mit der Ex. Die schlechten Momente verblassen, die schönen bleiben und dann mache ich es noch mal. Das wird diesmal nicht anders ein.

KONTEXT

Talon.One

Talan

Talon.One bietet eine Software mit der Unternehmen ihre Promotion-Aktionen verwalten können. Sie können darüber zum Beispiel steuern, dass nur Kunden Gutscheine bekommen, die in kaufkräftigen Gegenden wohnen oder Coupons offline wie online nutzbar sind oder besonders gute Kunden Gutscheine nach ihren Bedürfnissen bekommen. Nach eigenen Angaben zählt Talon.One unter anderem einen börsennotierten Telekommunikationskonzern, einen Stromanbieter und einen Essensbox-Versender zu seinen Kunden.