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„Müssen Amazon mit seinen eigenen Waffen schlagen“: Wie dieser Mann mit Online-Marktplätzen für Media Markt & Co. Milliarden verdient

Philippe Corrot
Philippe Corrot

„Le Miracle“ — das ist Französisch und bedeutet „das Wunder“. Wunder hat Philippe Corrot in seinem Leben viele erlebt, sagt er selbst. Dass seine IT-Firma Mirakl heute 1,5 Milliarden Dollar Wert ist, beschreibt der Gründer ebenfalls als solches. Daher auch der Name des Unternehmens. Philippe Corrot hat ein Ziel: er möchte Wunder auch für andere ermöglichen. Dazu zählt in seinem Sinne auch, kleinere und größere Unternehmen davor zu bewahren, sich von dem Online-Riesen Amazon abhängig zu machen, wie die Süddeutsche Zeitung ausführlich berichtete.

Bereits sein bestandenes Abitur beschreibt der Franzose als ein kleines Wunder. In seinen Jugendjahren verbrachte Corrot seine Zeit sehr viel lieber vor den damals noch riesigen und klobigen Computerkästen, als für die Schule zu lernen. Dennoch bestand er die Hochschulreife. Sowohl ein begonnenes Jura-Studium, als auch ein darauffolgendes Informatik-Studium brach der heranwachsende Computer-Liebhaber nach kurzer Zeit wieder ab. Er war pleite und benötigte Geld. Also entschloss sich Corrot dazu, eine Webdesign-Agentur zu gründen, was sich zu Beginn des Internets in den 1990ern als ein sehr lukratives Gewerbe herausstellte. Die vielen Stunden vor dem Computer in seiner Kindheit und Jugend zahlten sich nun aus, denn er hatte sich dabei das Programmieren beigebracht.

Der heute 44-Jährige Franzose erkannte schnell, dass das Internet Unternehmensexistenzen entweder zerstören oder aber sichern und neu begründen kann. Diese Erfahrung verhalf ihm bei seinen insgesamt vier Gründungen von Webdesign-Agenturen. Seine letzte Agentur, die Pariser IT-Firma Mirakl, die der Unternehmer zusammen mit seinem Kollegen Adrien Nussenbaum gegründet hat, ist mit Abstand die erfolgreichste. Vor einem halben Jahr wurde sein Unternehmen bei einer Finanzierungsrunde auf einen Wert von 1,5 Milliarden Dollar geschätzt.

Mirakl soll Unternehmen vor der Abhängigkeit von Amazon schützen

Mirakl programmiert für Handelsunternehmen sogenannte „Marktplätze“ , zu englisch Marketplaces. In Deutschland sind beispielsweise Media Markt oder der Landwirtschaftshandel Baywa Kunden von Mirakl. Diese Online-Marktplätze sind im Grunde Plattformen, über die weitere kleinere Verkäuferinnen und Verkäufer sowie spezialisierte Anbieterinnen und Anbieter ihre Waren vertreiben können. Gerade in Zeiten der Pandemie sind solche Online-Marktplätze ein sehr erfolgreiches und lukratives Unterfangen. Bislang sind vor allem Amazon und der chinesische E-Commerce-Riese Alibaba die verbreitetsten Plattformen. Diese Monopolstellung soll mit Mirakl jedoch ein Ende haben. Corrot und Nussenbaum haben sich zum Ziel gesetzt, die Welt vor der Abhängigkeit dieser Online-Riesen zu bewahren. „Wir müssen Amazon mit seinen eigenen Waffen schlagen“, sagte Corrot der SZ.

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Der Pariser Unternehmer blickt dafür zuversichtlich in die Zukunft. Für ihn steht klar, „Amazon ist unsere beste Vertriebskraft. […] Amazon demonstriert die Stärke des Modells“. Mirakl programmiert diverse digitale Marktplätze, die für jeweils bestimmte Warenkategorien genutzt werden sollen. So soll nach Vorstellungen von Carrot der Online-Marktplatz, der für Media Markt konzipiert wird, vor allem für den digitalen Handel von Elektrogeräten genutzt werden. Der Firmengründer ist davon überzeugt, dass seine Marktplätze den Kundinnen und Kunden Extra-Umsätze und Gewinn garantieren würden. „Es funktioniert immer“, behauptet er. „Die Plattformen sind ein Wachstumswunder.“

Die Technologie von Mirakl leistet dafür Einiges: Der Algorithmus sorgt dafür, dass der Wettbewerb angekurbelt wird, was die Preisbildung vereinfacht. Außerdem werden permanent die Verkäuferinnen und Verkäufer bewertet, wobei Betrügerinnen und Betrüger entlarvt werden können. Die Betreiber, wie beispielsweise Media Markt, erhalten eine Kommission. Dafür müssen sie keine Ware lagern oder verschicken. Im Gegenzug erhält Mirakl eine Kommission auf diese Kommission.

Standort in München geplant

Den Erfolg, den die IT-Firma heute mit ihrem Geschäftsmodell verfolgt, war nicht von Beginn an gegeben. Das heute zehn Jahre alte Unternehmen konnte anfangs kaum Kundinnen und Kunden für sich gewinnen, das Vorhaben schien zu scheitern. Doch die Beharrlichkeit hätte sich ausgezahlt, so Corrot. Vor allem erfuhr Mirakl durch den coronabedingten Lockdown einen enormen Schub. Für dieses Jahr will der Firmenchef die Transaktionen auf den Marktplätzen auf fünf Milliarden Euro verdoppeln im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Zahl der Angestellten soll sich bis 2023 auf 1.500 verdreifachen. Corrot und sein Unternehmen setzen weiterhin auf Expansion. Der Umsatz des vergangenen Jahres im hohen zweistelligen Millionenbereich wurde vollständig in die Finanzierung des Wachstums gesteckt.

Für die Expansion hat Corrot vor allem Deutschland im Visier. Im Vergleich zu seiner Heimat Frankreich sei Deutschland, was den Lebensmittelhandel angeht, noch sehr konservativ. „Diese Unternehmen wollen ihre Gewohnheiten nicht umstellen“, so der Mirakl-Chef. Er geht davon aus, dass es der Branche noch zu gut geht. „Erst der Überlebensinstinkt treibt zur Veränderung“, erklärt er. Mit deutschen Supermarktketten laufen allerdings bereits Gespräche, so der Firmenchef. Derzeit ist Mirakl dabei, sich in München niederzulassen, um von dort aus in Europas größten Markt einzusteigen.

jk