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Fünf Punkte, auf die es bei den Quartalszahlen von Munich Re ankommt

Der Dax-Konzern traut sich weiter keine Prognose zu. Dennoch stecken in den Zahlen des dritten Quartals wichtige Infos für Investoren.

Der weltgrößte Rückversicherer wagt weiter keine Prognose für das Gesamtjahr. Die Unsicherheit sei noch zu groß, findet Finanzchef Christoph Jurecka. Foto: dpa
Der weltgrößte Rückversicherer wagt weiter keine Prognose für das Gesamtjahr. Die Unsicherheit sei noch zu groß, findet Finanzchef Christoph Jurecka. Foto: dpa

Es waren offene Worte, die Joachim Wenning wählte. „Die wirtschaftlichen Kosten der Lockdowns im Frühjahr hatten wir nicht auf dem Zettel – einfach weil es solche Lockdowns bislang ja nie gab“, räumte der Vorstandschef des weltgrößten Rückversicherers Munich Re vor wenigen Tagen im Interview mit dem Handelsblatt ein. Schon im März kippte der Konzern deshalb seine Gewinnprognose.

Anders als der Rivale Hannover Rück traut sich der weltgrößte Rückversicherer auch acht Monate später nicht, sich gegenüber den Investoren auf einen neuen Ausblick für den Rest des Jahres festzulegen. „Aufgrund der anhaltend hohen Unsicherheiten hinsichtlich der weiteren gesamtwirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen durch Covid-19 gibt Munich Re auch per Q3 keine Prognose für den Jahresgewinn ab“, teilte der Konzern am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen mit.

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Der Dax-Konzern bleibt damit angesichts der Pandemie auf der Hut – obwohl er nach neun Monaten bereits einen ansehnlichen Gewinnpuffer in den Büchern hat. Im dritten Quartal erreichte der Konzern ein Nettoergebnis von 199 Millionen Euro – und damit ein kleines bisschen weniger als vorab angekündigt. Ende Oktober hatte der Rückversicherer vorab mitgeteilt, dass das Ergebnis von Juli bis September bei rund 200 Millionen Euro liegen würde.

Im dritten Quartal kosteten jedoch allein Veranstaltungsausfälle, Betriebsunterbrechungen und andere Folgen der Krise den Münchener Rückversicherer rund 800 Millionen Euro. „Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden, vor allem mit Blick auf andere Branchen, die derzeit ums Überleben kämpfen“, sagte Finanzchef Christoph Jurecka.

Schon am 20. Oktober hatte Munich Re per Ad-hoc-Meldung publiziert, dass die Corona-Pandemie und eine Zunahme von Naturkatastrophen den Dax-Konzern auch im dritten Quartal belastet hatten. Einige Ziffern des Zahlenwerks waren also schon grundsätzlich in ihrer Größenordnung bekannt.

Dennoch steckt in dem Quartalsreport, den Finanzchef Christoph Jurecka vortrug, für Anleger noch so manche interessante Erkenntnis. Vor allem diese fünf Punkte bieten für Anleger wichtige Informationen:

1. Prognose

Munich Re bleibt vorsichtiger als die Konkurrenz. Der Dax-Konzern hat dieses Jahr trotz Corona zwar bereits einen Milliardengewinn in den Büchern. So verdiente der Rückversicherer nach neun Monaten rund 999 Millionen Euro. Trotzdem wagt der Konzern angesichts der Corona-Pandemie auch zwei Monate vor Ende des Jahres keine neue Gewinnprognose.

Analysten sind da weniger zurückhaltend: Für das Gesamtjahr sagen die Bankexperten, die das Unternehmen regelmäßig covern, im Durchschnitt ein Nettoergebnis von 1,37 Milliarden Euro vorher.

Ursprünglich hatten die Münchener für 2020 einen Gewinn von 2,8 (Vorjahr: 2,7) Milliarden Euro angepeilt, bevor Corona alle Planungen über den Haufen warf und den Konzern zwang, seine Ergebnisprognose zu kippen. Außerdem zog Munich Re auch das Ziel für das versicherungstechnische Ergebnis von 550 Millionen Euro zurück.

Eigentlich hatte Vorstandschef Joachim Wenning noch vor wenigen Tagen einen neuen Ausblick in Aussicht gestellt. „Wir können sicher nicht bis nach Weihnachten warten“, sagte er jüngst dem Handelsblatt. „Im Herbst müssen wir vielleicht keine Prognose, aber zumindest eine Aussage liefern, wo wir zum Jahresende landen werden.“ Jurecka wollte nicht ausschließen, dass Munich Re 2020 noch eine Vorhersage trifft, wenn die Unsicherheit nachlassen würde.

Der Rivale Hannover Rück gab sich diese Woche wagemutiger und preschte diesen Mittwoch wieder mit einer Prognose vor. Die Niedersachsen rechnen nun mit 800 Millionen Euro Gewinn im laufenden und mit einem Ergebnis von bis zu 1,25 Milliarden Euro im kommenden Jahr. Anfang Dezember werde die Munich Re auf dem Investorentag sich wohl erstmals zu den Aussichten für 2021 äußern, deutete Jurecka an.

2. Coronaschäden

Die Corona-Pandemie hat die Munich Re auch im dritten Quartal belastet. Allein Schäden rund um Covid-19 – von der Absage von Großveranstaltungen bis zu Lebensversicherungen – summierten sich in den ersten neun Monaten auf rund 2,3 Milliarden Euro bei den Münchenern.

Wie die gesamte Branche der Rückversicherer befindet sich der Marktführer damit aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie in einem schwierigen Fahrwasser. Zwar ziehen die Preise für Deckungen gegen Naturkatastrophenschäden und für Haftpflichtpolicen an, doch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie machen der Assekuranz im Allgemeinen und dem Dax-Unternehmen im Besonderen zu schaffen.

So stellt sich der größte Rivale Swiss Re auf weitere Verluste durch die Coronavirus-Pandemie ein. Er denke, dass die Rückstellungen für Schäden etwa durch Betriebsunterbrechungen oder die Verschiebung und Absage von Veranstaltungen im Moment angemessen seien, sagte Swiss-Re-Finanzchef John Dacey Ende letzter Woche. „Aber das ist nicht vorbei – es ist nicht vorbei für uns, es ist nicht vorbei für die Branche.“

Munich Re schlägt sich bisher besser als der größte Konkurrent aus der Schweiz. Bei den Eidgenossen stand unter dem Strich nach neun Monaten ein Fehlbetrag von 691 Millionen Dollar, wie der Konzern aus Zürich am vergangenen Freitag mitteilte.

Der drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück veranschlagt die Schäden, für die er geradestehen muss, auf inzwischen 860 Millionen Euro. „Im vierten Quartal könnten für Covid-19 weitere Rückstellungen notwendig werden“, sagte Hannover-Rück-Finanzchef Clemens Jungsthöfel diese Woche.

3. Rückversicherung

Die Rückversicherung ist das Kerngeschäft der Munich Re und steuert traditionell einen Großteil zum Profit des Dax-Konzerns bei. Ursprünglich sollte die Sparte mehr als die Hälfte des Anfang des Jahres noch erwarteten Gewinns von 2,8 Milliarden Euro einbringen. Doch die Pandemie hinterlässt tiefe Spuren in den Büchern der Sparte.

Im dritten Quartal steuerte das Kerngeschäft rund 63 Millionen Euro zum Ergebnis bei, gegenüber 746 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Nach neun Monaten stehen damit 619 Millionen Gewinn in der Rückversicherung, nach 2,15 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

Das dritte Quartal gilt für die Rückversicherer als heikel, da es in die womöglich kostspielige Phase der Hurrikans, Taifune und Waldbrände fällt.

In diesem Jahr stellen sich die Münchener auf eine ungewöhnliche Häufung von Hurrikanen an. Die Schäden durch Wirbelstürme, Waldbrände und andere Katastrophen wie die Explosion im Hafen von Beirut seien im Quartal überdurchschnittlich hoch gewesen, erklärte die Munich Re.

Die Gesamtbelastung durch Großschäden habe im dritten Quartal 1,5 Milliarden Euro betragen – und damit mehr als im Vorjahreszeitraum, als sich 981 Millionen Euro Schäden aufaddiert hatten.

4. Erstversicherung

Munich Re verfügt mit Ergo über ein starkes Standbein in der Erstversicherung. Lange Jahre war diese Sparte ein Problemfeld im Konzern. Doch die von Ergo-Chef Markus Rieß vorgenommenen nicht immer schmerzfreien Umbaumaßnahmen schlagen sich bei dem Düsseldorfer Erstversicherer inzwischen auch in den Zahlen nieder.

So schlugen sich die Düsseldorfer auch im dritten Quartal wacker. Ergo steuerte von Juli bis September einen Gewinn von 136 Millionen Euro bei – und damit mehr als im (nicht Corona-belasteten) Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis gründe sich vor allem auf das Auslandsgeschäft sowie den Bereich Schaden/Unfall Deutschland.

„Ich möchte positiv herausstreichen, dass Ergo einen signifikanten Beitrag geleistet hat“, betonte Finanzchef Jurecka.

Im vergangenen Jahr hatte Ergo einen Jahresgewinn von über 400 Millionen Euro eingefahren. Für das laufende Jahr halte die Munich Re trotz der Pandemieschäden an dem Ziel fest, mit dem Erstversicherer, der seit vier Jahren einen Restrukturierungsprozess durchläuft, bis Ende 2020 einen Ergebnisbeitrag von 530 Millionen Euro zu erzielen.

Nach neun Monaten liegt die Düsseldorfer Assekuranz nunmehr bei einem Ergebnis von 381 Millionen Euro – und hat sich damit in der Pandemie überraschend als eine wichtige Stütze des Ergebnisses des Mutterkonzerns erwiesen.

5. Aktienkurs

Die Investoren reagierten vorbörslich negativ auf das Ausbleiben einer neuen Prognose. Die Aktie fiel im frühen Handel um bis zwei Prozent ins Minus. „Etwas enttäuschend ist es, dass das Unternehmen selbst im November noch keinen Ausblick für den im Jahr 2020 zu erwartenden Gewinn geben kann“, sagte Thorsten Wenzel, Versicherungsanalyst der DZ Bank. Er empfiehlt die Aktie lediglich zum Halten.

Der Druck auf die Märkte hat zuletzt auch die Papiere der Munich Re nicht verschont. Der Kurs ist von einstigen Höhen noch entfernt: Gegenüber dem Jahresanfang markiert das Papier ein Minus von rund 25 Prozent. Die Analysten, die das Unternehmen regelmäßig covern, billigen der Aktie allerdings einen Zielkurs von 253,39 Euro zu – was mehr als 20 Prozent über dem derzeitigen Kurs liegt.

Das Wertpapier kann vor allem mit seinem Ruf als krisenfestes Investment punkten, sollte es an den Börsen noch einmal unruhiger werden. Denn vor allem die Dividende, die für das vergangene Jahr auf die Rekordhöhe von 9,80 Euro angehoben wurde, spricht für die Aktie.

Munich Re zählt zu den sogenannten Dividendenaristokraten, also den Firmen, die seit Jahrzehnten ihre Ausschüttung nicht mehr verringert haben. „Es ist seit Jahrzehnten unsere Ambition und ausnahmslos gelebte Praxis, dass unsere Dividende gleich bleibt oder steigt“, betonte Wenning unlängst. „So wird es – Stand heute – auch im nächsten Jahr bleiben.“

Die wirtschaftliche Substanz des Rückversicherers sei so groß, dass dem Management die Volatilitäten von Jahr zu Jahr keine Sorgen bereiten würden. Auch Jurecka legte bei den Quartalszahlen noch einmal nach. „Das Dividendenversprechen ist dieser Organisation sehr wichtig“, betonte er.