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Luxus-Bongs und edles Jointpapier: Sie bauen das Apple für Kiffer auf

Anna Grafe-Busch und Philipp von Frankenberg sind die beiden Gründer des Kiff-Zubehör-Shops.  - Copyright: Auriey
Anna Grafe-Busch und Philipp von Frankenberg sind die beiden Gründer des Kiff-Zubehör-Shops. - Copyright: Auriey

Eine angebohrte Fantaflasche als Bong mag ihren Zweck erfüllen. Doch wer den Kifferjahren an der Halfpipe entwächst, könnte sich fragen: Gibt’s das denn nicht auch in schön?

Anna Grafe-Busch stellt sich diese Frage oft. Eigentlich sollte es alle Dinge auch in schön geben, findet die Münchnerin mit Sinn für Ästhetik und war entsprechend begeistert, als ihr bester Freund Philipp von Frankenberg vor einiger Zeit ihr das Bild einer überaus eleganten Bong aus Keramik zeigte. Hersteller war eine Manufaktur in Kalifornien. Sollte es aber auch hier geben, fanden die Freunde. Und fingen an.

„Unaufdringliche Noblesse statt Schmuddel-Image"

Mit Auriey gründeten die beiden nun also einen Onlineshop für „zeitgenössisches Smokers Zubehör“, wie sie selbst sagen. Bongs, Pfeifen, Papers, Grinder und alles, was man zum Kiffen braucht, gibt es hier – in schön. Die Preise bewegen sich 50 und 130 Euro. Sie wollten „den maßvollen Genuss von Cannabis durch feines Understatement und unaufdringliche Noblesse von seinem Schmuddel-Image und den vorherrschenden Klischees befreien“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Elegante Pfeifen aus Glas, Zigarettenpapier mit buntem Muster, Rolling Trays in minimalistischem Design: So stilvoll kann kiffen sein - finden die Gründer von  Auriey.  - Copyright: Auriey
Elegante Pfeifen aus Glas, Zigarettenpapier mit buntem Muster, Rolling Trays in minimalistischem Design: So stilvoll kann kiffen sein - finden die Gründer von Auriey. - Copyright: Auriey

Wenn Philipp von Frankenberg selbst von Auriey erzählt, klingt das ein bisschen anders: „Ich habe natürlich früher selbst geraucht und mache das hin und wieder immer noch“, sagt der Unternehmer fröhlich. Wir sind ja die Kernkiffer-Generation, geboren Ende der Siebziger, Teenager in den Neunzigern.“ Seine Mitgründerin sieht in dieser Generation auch die Kernzielgruppe ihres Onlineshops und spricht von „designbewusste Menschen über Dreißig“, die sie ansprechen wolle.

Von Frankenberg allerdings wirft ein, dass er altersmäßig eigentlich keine Einschränkungen machen würde, er könne sich genau so Mittzwanziger mit Auriey-Zubehör vorstellen, wie Menschen ab 60 plus. „Wenn Cannabis die ‚weapon of choice‘ ist für den gemütlichen Abend mit Freunden, dann muss es doch auch für die Leute etwas geben, die den Tisch dafür schön und elegant mit Riedel Gläsern und Dekanter decken“, sagt er. „Aber eben den 16-jährigen Kiffer, der auf seinem schmuddeligen Sofa Bong-Olympics macht, den sprechen wir nicht an“, sagt er.

Business nicht abhängig von der Cannabis-Legalisierung

Nun ist ja allerdings diese „choice“, von der Frankenberg spricht, in Deutschland noch nicht wirklich gegeben. Die Gastgeber eines gemütlichen Abends mit Freunden können nicht so einfach wählen zwischen Rotwein und Gras, denn ersteres bekommen sie überall und zweiteres nicht auf legalen Wegen. Ist also der Erfolg ihres Geschäftes nicht stark abhängig von der Legalisierung von Cannabis, dem sogenannten „Freizeit-" oder „Genusscannabis“? Nein, sagt von Frankeberg. Es gäbe Studien, aus denen hervorgehe, dass in Deutschland rund vier Millionen Menschen regelmäßig Cannabis konsumieren. Aktuell. In ganz Europa seien es 40 Millionen. „Der Markt existiert ja schon“, sagt er.

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Dass der Markt durch die Legalisierung wachsen könnte, wollen von Frankenberg und Grafe-Busch natürlich nicht ausschließen. Gut möglich, dass mancher, der in seinen Jugendtagen gekifft hat, das durchaus ab und an wieder macht, wenn er dafür nichts riskieren und kein Drogentaxi anrufen muss, sondern Cannabis legal irgendwo shoppen kann.

Gründer mit Erfahrung

Irgendwo, wo es dann womöglich auch schickes Zubehör von Auriey zu kaufen gibt. Aktuell konzentriert sich das Gründerduo auf den Onlineshop. Von Frankenberg bringt seine Expertise mit ein: Nachdem er bis 2016 das Onlinegeschäft des Modelhändlers Hallhuber betreut hat, stieg er als Head of Marketing & Sales in das Trachtenmodenunternehmen Amsel ein, das seine Frau gegründet hat. „Mit SEO und SEA kenne ich mich aus“, sagt der Unternehmer. Und ob es nun wie bisher in seinem „Laptop und Lederhosen“ hieße oder „Lederhosen und Cannabis“, sei ja Wurscht.

Anna Grafe-Busch ist in ihrem Day-Job – Auriey ist für beide bisher ein Nebenprojekt – ebenfalls Unternehmerin. Gemeinsam mit ihren Brüdern hat sie einen Vertrieb für Wohnaccessoires und Geschenkartikel im B2B-Bereich. „Ich suche Artikel und Hersteller in der ganzen Welt und biete ihnen dann den exklusiven Vertrieb in der EU.“ Passenderweise übernimmt sie diesen Part, das Sourcing, auch für ihr Startup. Die meisten der Produkte in ihrem Smokers-Onlineshop stammten derzeit von Herstellern in den USA und Kanada. Die beiden Münchner haben aber auch bereits einen Produktdesigner mit dem Entwurf einer eigenen Serie beauftragt.

 - Copyright: Auriey
- Copyright: Auriey

Hürden bei der Finanzierung und im Marketing

Zwei Baustellen sind derzeit offen: erstens, Finanzierung. Klassische VCs fallen oftmals als Geldgeber aus, wie die Gründer in ersten Gesprächen erfahren mussten. Weil es um Drogen geht, im weiteren Sinne, und weil das gegen die Statuten einiger Kapitalgeber verstößt. „Wir arbeiten aktuell an einem Angel-Kreis aus vier bis fünf Leuten für eine Seed-Runde“, sagt von Frankenberg.
Das zweite Problem, in den Augen von Grafe-Busch die größte Herausforderung, ist das Werbeverbot, dem sie als Startup aus dem Cannabisbereich unterliegen. „Wie bewerben wir unser Produkt, ohne werben zu dürfen“, fragten sie sich und probierten folglich verschiedene Marketingkanäle aus, von Brand-Kooperationen bis möglicherweise hin zu Influencern. In den USA, berichtet von Frankenberg, gäbe es das bereits.

Ein weiterer Weg, Bekanntheit und größere Kundenkreise zu erreichen, könnte der Ausbau der Rubrik „Lifestyle“ auf Auriey sein, so der Gründer. Hier verkaufen sie etwa Hanf-Kerzen. „Ein schöner Joint kann auch eine Kuscheldecke mit verkaufen“, sagt von Frankenberg. Alles, aus dem Bereich cozy und kuschelig – und eben keinesfalls shady und ranzig, wie die Plastikflaschenbong von damals. Da wollen die beiden hin.