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Das lukrativste Geschäftssegment Teslas? Spoiler: Es sind nicht die Autos

Tesla erzielt zum ersten Mal in seiner Geschichte einen Jahresgewinn. An der Börse läuft es ohnehin rund. Große Profite sieht Firmenchef Musk jetzt in der Software – und in einem Abo-Modell beim autonomen Fahren.

Elon Musk bei Teslas neuer Gigafactory nahe Berlin (Photo by Maja Hitij/Getty Images)
Elon Musk bei Teslas neuer Gigafactory nahe Berlin (Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Elon Musks Laune hätte bei der Vorlage der Quartalszahlen am Mittwochnachmittag kalifornischer Zeit nicht besser sein können: „2020 war ein sehr wichtiges Jahr für uns“, blickte der Tesla-Chef zurück. Und ergänzte prompt: „2021 wird noch spannender.“ Vorbei sind die Zeiten, als Musk noch Analysten beschimpfte. Ihn entspannt sicherlich, dass Tesla mittlerweile fast 20 Milliarden Dollar auf der hohen Kante hat, um die weitere Expansion zu finanzieren. Und mit Abstand der wertvollste Autohersteller der Welt ist. Das Highlight des Tages war jedoch nicht die Laune des Chefs, sondern Musks Ankündigung, die Fahrassistenzsoftware seines Konzerns bei Interesse an andere Autohersteller zu lizenzieren. Man habe bereits Verhandlungen über die Lizenzierung des Autopiloten geführt. Musk bekräftigte zudem, dass er auf absehbare Zeit Chef von Tesla bleiben werde, „auch wenn ich mir wünschen würde, mehr freie Zeit zu haben, manche Tage sind verrückt.“ Aber er sei nicht der Typ, der „Aufgaben halb fertig hinterlässt.“

In Grünheide: Tesla plant Massenfertigung von Batterien mit neuer Technologie

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Tesla hat 2020 Geschichte geschrieben. Zum ersten Mal in seiner 17-jährigen Firmenhistorie gelang nicht nur ein Quartalsprofit, sondern das erste profitable Jahr überhaupt. Mit 10,7 Milliarden Dollar Umsatz im vierten Quartal 2020 übertraf Tesla die Erwartungen der Analysten. Trotzdem gab die Aktie nachbörslich um bis zu vier Prozent nach, weil sich die Wall Street fürs Jahresendquartal einen höheren Gewinn versprochen hatte. Er lag mit 270 Millionen Dollar rund 61 Millionen Dollar unter dem des dritten Quartals 2020. Das liegt vor allem daran, dass mittlerweile hauptsächlich die preisgünstigeren Modelle Model 3 und Model Y verkauft werden, was den durchschnittlichen Verkaufspreis um 11 Prozent drückte.

721 Millionen Dollar hat der Konzern aus dem Silicon Valley in 2020 verdient – bei einem Umsatz von 31,5 Milliarden Dollar. Trotz dieser Größe gelang immer noch ein Umsatzsprung in zweistelliger Höhe von 28 Prozent. 2019 hatte Tesla noch 862 Millionen Dollar verloren.

Immerhin knapp 1,6 Milliarden Dollar steuerten 2020 Einnahmen aus dem Emissionshandel bei, mit denen Zertifikate-Abnehmer wie Ford oder Fiat-Chrysler ihren Schadstoffausstoß begleichen. Es ist derzeit das lukrativste Geschäftssegment Teslas.

Günstigere Modelle werden zu Bestsellern

27,2 Milliarden des Jahresumsatzes 2020 gehen auf den Verkauf von Fahrzeugen zurück, bei denen die günstigeren Model 3 und Model Y mittlerweile mit 75 Prozent die Bestseller sind. Was nicht nur an den niedrigen Preisen liegt, sondern auch daran, dass viele Interessenten von Model S und Model X auf neue Versionen warten. Die werden gerade gebaut und im Februar ausgeliefert. Im Schnitt sind sie laut Musk 10.000 Dollar teurer als die Vorgänger, bieten dafür mehr Reichweite und Komfort.

Beim überarbeiteten Model S fällt vor allem das Lenkrad ins Auge, das dem eines Flugsimulators ähnelt. Die höher motorisierten Model S heißen nun „Plaid“ statt „Performance“ und erreichen Höchstgeschwindigkeiten von 320 Stundenkilometern. Am interessantesten ist jedoch die Beschleunigung von null auf 100: Sie lag beim Performance-Modell bei 2,3 Sekunden. Der Nachfolger soll nun nur unter zwei Sekunden benötigen. Laut Musk das erste serienmäßig gebaute Fahrzeug, das dies kann. Zum Vergleich: Der Bugatti Veyron aus dem Volkswagen-Konzern benötigt 2,5 Sekunden. Vor diesem Hintergrund ist besonders spannend, dass das Plaid-Modell ab 113.000 US-Dollar zu haben ist. Der Veyron kostet um die zwei Millionen Dollar.

So schwierig das Jahr 2020 für die Weltwirtschaft war, Tesla hat es trotz vorübergehenden Corona-Produktionsstopps in seinen Werken in Fremont und Shanghai gemeistert. Selbst das Ziel, eine halbe Million Fahrzeuge auszuliefern, wurde fast erreicht. Mit Blick auf die Kapazität ist Tesla nun in der Lage, über eine Million Autos pro Jahr herzustellen. Auf das Stammwerk Fremont entfallen davon 600.000, der Rest auf Shanghai.

Die Kapazität wird dieses Jahr nochmals einen Sprung machen. In Grünheide bei Berlin und bei Austin entstehen neue Werke- Der Spatenstich in Grünheide fand im Juni 2020 statt, in Texas einen Monat später. Beide Werke liefern sich derzeit ein Kopf-an-Kopf Rennen, welches zuerst eröffnet wird. Tesla teilte am Mittwoch mit, dass man in Grünheide bereits dabei sei, die ersten Maschinen in der Fabrikhalle aufzustellen. In Berlin wird man neben eigenen Batterien vor allem Model 3 und Model Y fertigen. Austin wird für den Cybertruck ausgelegt, der 2022 erwartet wird. Dort soll auch der Sattelzug Semi gefertigt werden, der nach Verzögerungen für Ende des Jahres versprochen wird.

Wie schnell Tesla wächst, betonte Musk am Mittwoch, „hängt von der verfügbaren Zahl der Akkus ab“. Dass Tesla nun auch eigene Akkus fertigt, ziele nicht darauf ab, anderen Akkuherstellern wie Panasonic oder LG Konkurrenz zu machen. Viel mehr sollen die eigenen Batterien die weltweite Verfügbarkeit von Akkus zu erhöhen. „Wir nehmen von anderen Akkufertigern so viel ab, wie sie produzieren können“, so Musk.

Vor allem die Investoren dürfte die Frage umtreiben, wie viel Potenzial noch in der Tesla-Aktie steckt. Sie könnte sogar über die Marke von 1000 Dollar steigen, obwohl sie erst im vergangenen Jahr im Verhältnis 1:5 gesplittet wurde. Vor allem wenn weiter ungebremst Geld in den Aktienmarkt strömt und Indexfonds Tesla kaufen müssen, um den Markt abzubilden.

Rückenwind kommt außerdem von US-Präsident Joe Biden. Er will den gesamten Fuhrpark der US-Regierung mit Elektrofahrzeugen aufrüsten. Das würde neben Tesla auch Konkurrenten wie Rivian, Lucid, Ford und General Motors zugutekommen. Noch ist unklar, in welchem Zeitraum Biden die Flotte elektrifizieren will. Sie umfasst schon jetzt 645.000 Fahrzeuge.

Tesla könnte in die Sphären von Amazon und Apple aufsteigen

Tesla würde mit einem Kurssprung auf 1000 US-Dollar einen Börsenwert von 950 Milliarden Dollar übersteigen – und in die Sphären von Amazon, Alphabet, Microsoft und Apple aufsteigen. Mit normalen Maßstäben lässt sich die Bewertung für einen Fahrzeugkonzern nicht rechtfertigen. Klar, das Wachstum liegt noch vor Tesla. Für 2030 peilt Musk die Marke von 20 Millionen verkauften Fahrzeugen an. Das ist fast doppelt so viel wie Auto-Weltmarktführer Volkswagen im vergangenen Jahr weltweit absetzte. Volkswagen wird derzeit mit 104 Milliarden Dollar bewertet.

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Teslas Bewertung lässt sich nur begründen, wenn das Unternehmen als Tech-Konzern verstanden wird, der mehr und mehr seines Geschäftes mit dem Verkauf von Software-Funktionen erzielt. Tatsächlich verändert sich die gesamte Fahrzeugbranche in diese Richtung.

Musk macht klar, dass ein großer Teil des Wachstums künftig aus diesem Segment kommen wird. Deshalb erteilte er am Mittwoch einem vielfach geäußerten Kundenwunsch, die einmal gekaufte Selbstfahrfunktion auf neue Fahrzeuge übertragen zu können, eine Absage. Musk hält Fahrzeuge mit Selbstfahrfunktion als derzeit „unterbewertet“, vor allem wenn man sie als Robotaxis einsetzen könne, woran Tesla arbeitet. „Wir werden in Kürze eine Abo-Funktion für das autonome Fahren offerieren“, kündigte er an. Tesla werde die Fahrassistenz-Software auch nicht für sich behalten, sondern bei Interesse an andere Fahrzeughersteller lizenzieren. „Wir haben darüber bereits mit anderen Autoherstellern verhandelt“, verriet er.

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