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Lufthansa ist gerüstet für die Coronakrise

Ein Blick in den Geschäftsbericht zeigt: Auch wenn 2019 nicht einfach war, hat die Lufthansa eine gute Basis, um durch die Pandemie zu kommen.

Die größte deutsche Airline hat den Flugverkehr weitgehend eingestellt. Foto: dpa
Die größte deutsche Airline hat den Flugverkehr weitgehend eingestellt. Foto: dpa

Lufthansa-Chef Carsten Spohr spart nicht mit deutlichen Worten: „Je länger diese Krise andauert, desto wahrscheinlicher wird es, dass die Zukunft der Luftfahrt ohne staatliche Hilfe nicht gewährleistet werden kann“, lässt er sich am Donnerstagmorgen in einem Statement des Unternehmens anlässlich des Jahresberichts 2019 zitieren. Angesichts der massiven Auswirkungen der Coronakrise rücke die heutige Veröffentlichung der Ergebnisse für das abgelaufene Geschäftsjahr leider in den Hintergrund, so Spohr.

In der Tat erscheint das Zahlenwerk des vergangenen Jahres eher belanglos, wenn man sich die aktuelle Situation von Lufthansa anschaut. Parallel zum Geschäftsbericht 2019 gab der Konzern bekannt, dass die Airlines der Gruppe nur noch fünf Prozent des ursprünglich geplanten Flugprogramms absolvieren werden.

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Die Grenzen zu vielen Ländern sind zum Schutz vor dem Virus geschlossen, die Flugzeuge bleiben am Boden. „Aktuell kann niemand absehen, welche Folgen sich daraus ergeben. Dieser außergewöhnlichen Situation müssen wir mit drastischen und zum Teil schmerzhaften Maßnahmen begegnen“, so Spohr. Geschäftserfolge, die in der Vergangenheit erzielt wurden, verblassen dagegen.

Und doch lohnt der Blick in die Bilanz. Denn aus ihr lässt sich ablesen, mit wie viel Substanz die nach Umsatz größte Fluggesellschaft Europas in die aktuelle Krise gegangen ist. Das Ergebnis: Schon das abgelaufene Geschäftsjahr war für die „Hansa“ nicht einfach. Dennoch machen viele Details im Zahlenwerk Hoffnung, dass der Konzern gut durch die Krise kommen wird, auch wenn diese jetzt schon so schwer ist wie keine andere.

Restrukturierung scheint gelungen

Die Details: Schon das Jahr 2019 war von einigen Herausforderungen geprägt. Lufthansa-Chef Spohr nennt in seinem Brief an die Aktionäre vor allem die „Abschwächung des weltweiten Wirtschaftswachstums, Handelskonflikte, Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Brexit sowie Überkapazitäten vor allem im deutschen Markt und der daraus resultierende Preisverfall“. Das spiegelt sich auch an vielen Stellen des Geschäftsberichts wider.

Zwar stieg der Umsatz auf 36,4 Milliarden Euro. Doch das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) gab um fast 30 Prozent auf rund zwei Milliarden Euro nach. Das Konzernergebnis sackte sogar um 44 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro ab. Das schwierige Umfeld forderte in vielen Bereichen der Gruppe Tribut.

Die Netzwerkairlines mit den Marken Lufthansa, Swiss, AUA mussten beim bereinigten Ergebnis einen Rückgang um 26 Prozent verkraften. Die Marge (bereinigtes Ebit bezogen auf den Umsatz) gab um drei Prozentpunkte auf 7,8 Prozent deutlich nach. In der Logistik brach das Ergebnis gar komplett zusammen, hier stehen magere eine Million Euro im Geschäftsbericht.

Allerdings gibt es gibt auch gute Nachrichten. Die Restrukturierung des Sorgenkindes Eurowings, der Billigableger des Konzerns, kommt wohl voran. Die Tochter konnte ihr bereinigtes Ergebnis um 28 Prozent verbessern, es ist mit minus 166 Millionen Euro aber weiterhin negativ.

Als Säule des Geschäfts bestätigte sich zudem einmal mehr die Wartungstochter LH Technik. Sie konnte ihr Ergebnis um elf Prozent verbessern. Auch der Catering-Ableger LSG Group, dessen europäischer Arm derzeit an den Rivalen Gategroup verkauft wird, steigerte sein Ergebnis um elf Prozent.

So konnte das Unternehmen aus dem operativen Geschäft am Ende mehr Mittel ziehen. Der freie Mittelzufluss - der operative Cashflow nach Abzug der Sachinvestitionen – stieg von 400 auf 544 Millionen Euro. Zwar will sich der Konzern künftig stärker auf das Kerngeschäft mit dem Fliegen konzentrieren. Doch in der aktuellen Krise hilft Lufthansa die breite Aufstellung nun erst noch einmal.

Erhöhte Kostendisziplin

Auf der Kostenseite musste Lufthansa vor allem das teurere Flugbenzin verkraften. Die Treibstoffkosten legten um zehn Prozent zu. Die Personalkosten stiegen zwar auch um zwei Prozent. Doch gleichzeitig stieg die Zahl der Mitarbeiter um drei Prozent – hier hat das Unternehmen also Kostendisziplin bewiesen.

Da die weitgehende Einstellung des Flugbetriebs aber dazu führt, dass der Konzern zurzeit einen massiven Geldabfluss hat – schließlich laufen viele Kosten weiter – ist vor allem der Blick auf die Vermögens- und Liquiditätssituation in der Bilanz spannend. Dabei fällt auf, dass die Eigenkapitalquote von 25,1 auf 24 Prozent gesunken ist.

Doch dieser Wert muss mit Vorsicht betrachtet werden. Denn seit Anfang vergangenen Jahres greift der neue Bilanzierungsstandard IFRS 16. Leasingaufwendungen müssen anders als früher erfasst werden, mit der Folge, dass der Verschuldungsgrad steigt und die Eigenkapitalquote sinkt. Der Blick auf das Eigenkapital selbst zeigt: Lufthansa hat hier im vergangenen Jahr um sieben Prozent auf 10,3 Milliarden Euro aufgestockt. Im Geschäftsbericht wird der negative Effekt der neuen Regel auf die Eigenkapitalquote auf 1,5 Prozentpunkte beziffert. Bereinigt um IFRS 16 wäre die Eigenkapitalquote also auf 25,5 Prozent gestiegen.

Gestiegen ist im abgelaufenen Jahr der „Verschuldungsgrad“ des Unternehmens. Die Nettofinanzschulden – berechnet aus den Finanzschulden abzüglich der frei verfügbaren Mittel – betrugen 6,6 Milliarden Euro. In Relation zum Eigenkapital ergibt das eine Quote (Gearing) von 64,8 Prozent. Im Geschäftsjahr davor lag dieser Wert noch bei 36 Prozent. Doch auch hier wirken sich die Folgen von IFRS 16 aus.

Hinzu kommt: Mit einem Gearing von knapp 65 Prozent steht Lufthansa hier deutlich besser da als die Rivalen IAG und Air France-KLM. Bei beiden betrug das Gearing im abgelaufenen Geschäftsrund rund 150 Prozent. Das heißt konkret: Die Nettofinanzschulden übersteigen hier das Eigenkapital signifikant. Das Gearing ist insofern in der aktuellen Krise ausschlaggebend, weil sich aus der Quote ableiten lässt, wie gut ein Unternehmen noch in der Lage ist, zusätzliche Mittel aufzunehmen. Je niedriger der Wert ist, desto mehr Spielraum für weitere Finanzschulden ergibt sich.

Das ist insofern gut, weil aktuell niemand absehen kann, wie es mit dem Coronavirus weitergehen wird. Die Lufthansa Group habe die wirtschaftlichen Folgen der Ausbreitung des Coronavirus in ihrer Finanzprognose abgebildet, heißt es im aktuellen Geschäftsbericht. Die weitere Verbreitung des Virus und die Reaktion der Konsumenten darauf, insbesondere hinsichtlich ihrer Nachfrage nach Flugreisen, seien allerdings nicht final abschätzbar. „Es besteht somit das Risiko, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Virusausbreitung schwerwiegender sind als prognostiziert.“

Deshalb hat der Konzern mittlerweile zahlreiche Maßnahmen gestartet, um zusätzliche Liquidität zu sichern. Bekannt ist bereits, dass die Dividende gestrichen werden soll. Am Donnerstag erklärte das Management zudem, dass der Vorstand auf 20 Prozent seiner Grundvergütung verzichten wird.

Nur eine Prognose für das Gesamtjahr scheut man. Das bereinigte Ergebnis (Ebit) werde zurückgehen, aber das Ausmaß sei derzeit nicht abschätzbar, heißt es. Daniel Röska von Bernstein Research ist angesichts dessen mit dem Krisenmanagement des Unternehmen zufrieden. Der Konzern habe die detaillierteste und aktuellste Präsentation aller europäischen Fluggesellschaften vorgelegt. „Die Lufthansa Group hat am Donnerstagmorgen die Fähigkeit unter Beweis gestellt, sich in einer Krise selbst zu übertreffen“, lobte der Experte.

ARCHIV - 14.03.2018, Hessen, Frankfurt/Main: Lufthansa-Maschinen mit dem Kranich-Logo stehen am Frankfurter Flughafen. (Zu dpa «Lufthansa berichtet über Bilanz 2019 und Überlebenskampf 2020» Foto: Arne Dedert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: dpa
ARCHIV - 14.03.2018, Hessen, Frankfurt/Main: Lufthansa-Maschinen mit dem Kranich-Logo stehen am Frankfurter Flughafen. (Zu dpa «Lufthansa berichtet über Bilanz 2019 und Überlebenskampf 2020» Foto: Arne Dedert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: dpa