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Lufthansa schreibt im ersten Quartal rote Zahlen – und verunsichert Investoren

Die Nachricht vom Lufthansa-Quartalsverlust hat Anleger kalt erwischt – sogar die größten Pessimisten. Kritik an der Kommunikation wird laut.

Am Ende blieb das Blutbad an der Börse aus. Obwohl Lufthansa am Montagabend für das erste Quartal einen überraschend hohen Verlust meldete, hielten sich die Investoren mit Aktienverkäufen zurück. Zwar gaben die Papiere unmittelbar nach Börsenschluss gut fünf Prozent nach. Doch bis zum Mittag erholte sich das Papier wieder und kletterte sogar ins Plus.

Die Unsicherheit unter Investoren und Analysten ist dennoch spürbar. Dirk Schlamp von der DZ Bank spricht von einer „Hypothek“ für das gesamte Jahr. Michael Kuhn von Société Générale beklagt, dass der Verlust noch höher ausgefallen sei, als selbst die größten Pessimisten erwartet hätten.

Sondereffekte im Vorjahr

Tatsächlich haben es die vorab publizierten Zahlen von Europas größter Fluggesellschaft in sich. So wird das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) in den ersten drei Monaten wohl bei minus 336 Millionen Euro landen. Ein Jahr zuvor hatte hier noch ein positives Ergebnis von 52 Millionen Euro gestanden.

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Offensichtlich wurde die „Hansa“ von gleich mehreren Seiten in die Zange genommen. Zum einen war der Wert des Vorjahres durch Sondereffekte verzerrt. Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin war im August 2017 pleitegegangen. Das sorgte vorübergehend und auch noch im ersten Quartal 2018 für Engpässe. Da die Ticketpreise dynamisch, also je nach Nachfrage gebildet werden, profitierte Lufthansa. Denn die Tickets konnten teurer verkauft werden. Dieser Effekt fehlt nun.

Zum anderen: Nachdem viele Airlines die Lücke von Air Berlin gefüllt haben, auch um ihre Marktanteile zu verteidigen oder auszuweiten, herrschen im Luftverkehr kräftige Überkapazitäten. Das drückt die Preise zusätzlich. So sind die Stückerlöse der Netz-Airlines – darunter versteht die Lufthansa ihre Marken Lufthansa, Swiss und Aua – im ersten Quartal 2019 auf währungsbereinigter Basis um 5,2 Prozent gesunken.

Problemfall Eurowings

Bei der Billigplattform Eurowings war es sogar ein Minus von 8,5 Prozent. Die Low-Cost-Tochter fliegt vor allem Kurz- und Mittelstrecke, wo der Wettbewerb etwa durch Ryanair und Easyjet besonders ausgeprägt ist. Der enttäuschende Jahresauftakt dürfte damit die Zweifel der Analysten zusätzlich schüren, ob das Konzept mit der Billig-Plattform Eurowings langfristig aufgeht.

Eurowings wird zwar nicht als lupenreiner Low Coster wie etwa eine Ryanair positioniert. Aber der Ableger soll durchaus einem Rivalen wie Easyjet, der einen etwas gehobeneren Standard hat, Paroli bieten. Dazu braucht Eurowings erst einmal Größe. Die wurde durch die Übernahme von Teilen der Air Berlin hergestellt. Doch der damit verbundene Aufwand belastete die Bilanz im vergangenen Jahr erheblich: Die Tochter flog einen bereinigten Betriebsverlust von 231 Millionen Euro ein.

Im laufenden Jahr – so hat es das Management versprochen – soll zumindest die Verlustzone verlassen werden. Doch im ersten Quartal wird bei Eurowings wohl wieder ein Minus von 257 Millionen Euro stehen. Nachvollziehbar, dass deshalb der eine oder andere Analyst Zweifel am Turnaround von Eurowings hegt. „Das Problemfeld bleibt die Kurzstrecke, wo sich anhaltender Preisdruck zeigt“, warnt Schlamp von der DZ Bank.

Wie schwer sich Eurowings tut, zeigt der Blick auf aktuelle Ticketpreise. Vor allem Easyjet macht Eurowings zu schaffen. Der britische Anbieter hat sich die Berliner Teile von Air Berlin gesichert und verstärkt von dort aus seinen Angriff in Deutschland. Etwa auf der Rennstrecke nach München.

45 Euro rief Easyjet zum Beispiel am Dienstagmorgen für einen Mittagsflug Mitte Mai in die bayerische Metropole auf. Eurowings konterte mit 30 Euro – ein Preis, der kaum wirtschaftlich sein dürfte. Für die in etwa gleiche Streckenlänge – die Verbindung von München nach Hamburg – verlangt Eurowings rund 100 Euro, Lufthansa sogar fast 160 Euro. Hier fliegt Easyjet nicht.

Die Briten wollen sich offensichtlich der mächtigen Lufthansa nicht so einfach geschlagen geben. „Der eine oder andere hier bei Lufthansa hatte nicht damit gerechnet, dass die den Wettkampf so lange durchhalten werden“, sagt eine Führungskraft der Airline. Die Kampfpreise sind für Lufthansa, aber vor allem für Eurowings ein Problem.

Denn im Gegenzug können die Kosten nicht so sehr gesenkt werden, dass der Erlösrückgang aufgefangen werden kann. Zwar gaben die Stückkosten – sie werden wegen der Vergleichbarkeit um die Währungseffekte und die Treibstoffkosten bereinigt – bei Eurowings um 7,2 Prozent nach.

Veröffentlichungsdatum irritiert

Der Billigableger kommt also tatsächlich damit voran, seine Kostenstruktur zu verbessern. Doch das reicht nicht. Easyjet hat einen langen Atem, wohl auch, weil die Kosten hier nach wie vor niedriger sind. Eine Belastung für Lufthansa sind zudem die gestiegenen Treibstoffpreise. Sie hoben den Aufwand konzernweit im ersten Quartal um 202 Millionen Euro an.

Für Irritation bei Analysten sorgt außerdem, dass Lufthansa die schlechten Nachrichten überraschend am späten Montagabend mitteilte. Erst am 14. März hatte Lufthansa die Jahreszahlen bekanntgegeben. Damals verwies Lufthansa-Chef Carsten Spohr zwar bereits darauf, dass das erste Quartal schwierig werden würde. Doch das Ausmaß des Verlustes hatte keiner auf dem Radar. Im Mittel hatten die Analysten ein Minus von rund 180 Millionen Euro prognostiziert.

Es bleibe unklar, was die Gründe dafür seien, dass das Unternehmen keine klarere Aussage über das erste Quartal getroffen habe, schreibt Daniel Röska von Bernstein und formulierte damit eine verklausulierte Kritik an der Finanzmarktkommunikation des Konzerns.

Dort aber wehrt man sich gegen diesen Eindruck. „Wir hatten gesagt, dass es schwierig werden wird. Eine Ad-hoc darf ein Unternehmen aber erst dann herausgeben, wenn die Zahlen offiziell festgestellt worden sind“, erklärt ein Sprecher das Vorgehen. Die endgültigen Zahlen hätten am Montagabend vorgelegen, danach sei sofort die Information per Ad-hoc-Mitteilung erfolgt.

Die unerfreuliche Überraschung dürfte das Vertrauen in die Lufthansa-Aktie dennoch nicht gerade befördern. In den zurückliegenden zwölf Monaten hat die Lufthansa-Aktie rund 17 Prozent an Wert eingebüßt. Das Papier der britisch-spanischen IAG-Gruppe verlor im gleichen Zeitraum rund zehn Prozent.

Bleibt die Hoffnung, dass der Rest des Jahres deutlich besser wird. Das erste Quartal ist in der Luftfahrt traditionell das schwächste, sein Einfluss auf das Gesamtjahr deshalb begrenzt. Lufthansa etwa erwartet weiterhin für 2019 ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 2,4 bis 2,8 Milliarden Euro. Die 150 Millionen Euro, die das Unternehmen jetzt im ersten Quartal schlechter lag als von den Analysten erwartet, sollten also verkraftbar sein.

Zumindest, wenn es schnell wieder besser wird. Genau das erwartet die Lufthansa-Spitze. „Wir sehen für das kommende Quartal eine gute Buchungslage“, macht Ulrik Svensson, Finanzvorstand der Lufthansa, Hoffnung.