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Lufthansa platziert Anleihe und zahlt KfW-Kredit zurück

Die Airline-Gruppe zapft zum dritten Mal in kurzer Zeit den Kapitalmarkt an und kann deshalb nun den bisher gezogenen staatlichen Kredit ablösen.

Der CEO der größten europäischen Airline-Gruppe möchte die Finanzhilfen so schnell es geht wieder ablösen und nutzt dazu den guten Zugang zum Kapitalmarkt. Foto: dpa
Der CEO der größten europäischen Airline-Gruppe möchte die Finanzhilfen so schnell es geht wieder ablösen und nutzt dazu den guten Zugang zum Kapitalmarkt. Foto: dpa

Lufthansa hat sich erneut am Kapitalmarkt bedient. Die größte Airline-Gruppe Europas platzierte am Donnerstag erfolgreich eine Anleihe in zwei Tranchen über insgesamt 1,6 Milliarden Euro. Mit dem Geld wird das Unternehmen nun den bisher gezogenen Kredit der Staatsbank KfW in Höhe von einer Milliarde Euro ablösen.

In Summe hat sich der Konzern in den zurückliegenden Monaten über verschiedene Instrumente 3,2 Milliarden Euro am Kapitalmarkt gesichert. Hinzu kommen weitere 500 Millionen Euro, die über Flugzeugfinanzierungen in die Reserven des Unternehmens flossen.

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Zwar ändert sich durch die Tilgung des KfW-Kredits an der Staatsbeteiligung in Höhe von 20 Prozent an Lufthansa nichts. Sie kann erst abgelöst werden, wenn alle anderen Hilfen getilgt sind. Dazu zählt etwa eine stille Einlage, die der Staat im Zuge des Rettungspakets im vergangenen Jahr zugesichert hat.

Dennoch ist der Schritt für das Unternehmen wichtig. Zum einen reduziert Lufthansa seine Zinslast. Die Tranche mit einer siebenjährigen Laufzeit ist mit 3,7 Prozent, die mit einer vierjährigen Laufzeit mit 2,875 Prozent verzinst. Das vierjährige KfW-Darlehen hat einen Zinssatz von 3,75 Prozent.

Zum anderen ist der Konzern de facto nach der Ablösung des KfW-Darlehens nicht mehr beim Staat verschuldet, sondern komplett am Kapitalmarkt. Zudem sinkt das Gesamtvolumen der staatlichen Finanzhilfen aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Belgien rechnerisch von neun auf acht Milliarden Euro.

Aktienkurs ist deutlich gestiegen

Die weiteren Vorteile: Das Unternehmen musste für den Kredit der KfW 300 Flugzeuge als Pfand geben. Die sind nun wieder frei. Auch hatte die Kreditanstalt für Wiederaufbau darauf bestanden, dass Lufthansa nicht für eventuelle finanzielle Probleme bei den Tochtergesellschaften AUA, Swiss und Brussels geradestehen darf. Sollte das irgendwann einmal nötig sein, kann Lufthansa nun wieder aushelfen.

Das Unternehmen profitiert davon, dass Investoren nach Anlagemöglichkeiten suchen. „Ein traumhaftes Umfeld für Emittenten. Es ist derzeit viel Geld im Markt, Investoren nehmen neue Anleihen händeringend auf“, sagte Andreas Meyer, Portfoliomanager bei Aramea Asset Management.

Die beiden letzten Kapitalmaßnahmen – eine Hybridanleihe in Höhe von einer Milliarde Euro und eine Wandelanleihe über 600 Millionen Euro – wurden der „Hansa“ förmlich aus den Händen gerissen. Auch die beiden nun begebenen Tranchen waren vierfach überzeichnet.

Dabei dürfte eine Rolle spielen, dass das Unternehmen aus Investorensicht wegen der Staatsbeteiligung als sehr sicheres Investment gilt. Das spiegelt sich auch im Aktienkurs wider, der mit mehr als elf Euro so hoch ist wie seit Sommer vergangenen Jahres nicht mehr.

Wie emsig die Fluggesellschaft dabei ist, sich mit Liquidität zu versorgen, zeigt das Vorgehen bei einer Hybridanleihe. Das Unternehmen hat den ersten Kündigungstermin im Februar anders als sonst üblich nicht genutzt, sondern verlängert. Nun ist die Anleihe erst wieder am 12. Februar 2026 kündbar. Bei Investoren hatte das für Irritationen gesorgt.

„Die Entscheidung, bei einer Hybridanleihe den ersten Kündigungstermin nicht zu nutzen, ist äußerst ungewöhnlich und zudem sehr unerfreulich“, sagte Meyer von Aramea Asset Management. Die Investoren würden bei ihrer Chancen-Risiko-Analyse mit einer festen Laufzeit kalkulieren und gingen davon aus, dass der erste Call-Termin vom Emittenten genutzt und die Anleihe getilgt werde.

Das Risiko, bei einigen Investoren für eine gewisse Unsicherheit zu sorgen, hat die Lufthansa-Spitze wohl bewusst für die Möglichkeit in Kauf genommen, sich ausreichend frisches Geld sichern zu können. „Das zeigt, dass Lufthansa die hohe Risikobereitschaft am Markt nutzen und sich weiter durchfinanzieren will, was aus Sicht des Unternehmens und Managements wiederum verständlich ist“, so Meyer.

Das im Sommer vergangenen Jahres nach wochenlangem Ringen verabschiedete Rettungspaket besteht aus mehreren Elementen. Der Staat ist für 300 Millionen Euro mit 20 Prozent bei der „Hansa“ eingestiegen. Darüber hinaus stellt der Bund eine stille Beteiligung – zunächst ohne weitere Rechte – in Höhe von 5,7 Milliarden Euro zur Verfügung.

Finanzhilfe wird wohl nicht komplett benötigt

Schließlich gab die KfW einen Kredit über drei Milliarden Euro, den Lufthansa bisher aber nur zum Teil ausgenutzt hat. Die sich daraus ergebende Gesamtsumme von neun Milliarden Euro wurde wiederum mit den Staatshilfen aus der Schweiz, Belgien und Österreich verrechnet, der deutsche Anteil reduzierte sich dadurch etwas.

Schon länger zeichnet sich ab, dass die Airline-Gruppe die Finanzhilfe nicht komplett benötigt. Zum einen wurden die Kosten schneller gesenkt, als selbst das Management erwartet hatte. Gleichwohl gibt es hier noch offene Baustellen, etwa die Reform der Tariflandschaft für das fliegende Personal, allen voran die Piloten.

Zum anderen hat das Unternehmen bis Ende vergangenen Jahres rund 29.000 Stellen gestrichen. Das geschah zwar überwiegend im Ausland und durch den schon vor der Pandemie angestoßenen Verkauf des Europageschäfts der Cateringtochter LSG Sky Chefs. Dennoch entlastet der Schritt die Kostenrechnung. Lufthansa konnte deshalb mit einer Liquidität von gut zehn Milliarden Euro ins neue Jahr starten.

Ob dieses Polster ausreichen wird, um durch die Krise zu kommen, ist offen. Wegen der wachsenden Sorgen über Corona-Mutationen ist der Reiseverkehr derzeit wieder stark eingeschränkt. Die erhoffte Erholung zu Ostern wird sich so wohl nicht einstellen. Selbst das wichtige Sommergeschäft der Fluggesellschaften wackelt mittlerweile.