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Lufthansa laufen die Investoren davon – Konzernspitze muss am Montag liefern

Es läuft nicht rund bei Europas größter Fluggesellschaft. Am Montag empfängt das Management Investoren zum Gespräch – mit extrem hohen Erwartungen.

Die deutsche Fluggesellschaft ist nur noch 7,04 Milliarden Euro wert. Foto: dpa
Die deutsche Fluggesellschaft ist nur noch 7,04 Milliarden Euro wert. Foto: dpa

Beim Blick auf das Kurstableau der Deutschen Börse dürfte dem einen oder anderen Manager der Lufthansa am Freitagabend die Freude aufs Wochenende vergangen sein. 14,815 Euro kostete die Aktie von Europas größter Fluggesellschaft nur noch. Das ist gut 50 Prozent weniger als das Papier Ende 2017 noch wert war.

Schlimmer noch. Mit gerade einmal 7,04 Milliarden Euro ist Lufthansa nun nur noch so viel wert wie der von Lufthansa-Managern wegen der schlechten Service-Qualität so gerne kritisierte Flughafenbetreiber Fraport (7,09 Milliarden Euro). Dabei stehen alleine die Flugzeuge, Ersatzteile und Triebwerke der „Hansa“ mit rund 19 Milliarden Euro in der Bilanz – konservativ gerechnet.

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Was ist los bei der Kranich-Airline, die 2017 und 2018 auf dem Weg schien, jene Airline in Europa zu sein, die den Markt aufmischen und konsolidieren kann? Während der Konzern stolz Meldungen darüber verschickt, dass Lufthansa von der Beratungsgesellschaft Skytrax zur „Best Airline in Europe“ gekürt wurde und die Gruppe insgesamt vier Preise bei Skytrax geholt hat, laufen die Investoren in Scharen davon.

An diesem Montag lädt Lufthansa Investoren zum „Capital Market Day“ in die Konzernzentrale am Frankfurter Flughafen. Um 11 Uhr geht es los – mit einem eineinhalbstündigen Vortrag von Konzernchef Carsten Spohr und Vorstandsmitglied Harry Hohmeister, verantwortlich für die Premium-Airlines der Gruppe. Die Erwartungen an die Lufthansa-Spitze sind gewaltig. Die Investoren wollen endlich wieder eine Perspektive für die Airline. Die ist ihnen nach den Ereignissen der letzten Monate offensichtlich abhanden gekommen.

Erst musste die „Hansa“ einen überraschend hohen Verlust für das erste Quartal melden. Dann sorgt eine Gewinnwarnung für das gesamte Jahr am vergangenen Sonntag für heftige Unruhe. Es läuft nicht rund bei Europas größter Fluggesellschaft. Vor allem der Billigableger Eurowings entwickelt sich zur Dauerbaustelle.

Die von der insolventen Air Berlin übernommenen Teile scheinen weit weniger werthaltig zu sein als gedacht. Flugzeuge etwa, die nicht dem Wartungszustand entsprechen, die in dem Konzern mit einer eigenen hoch angesehenen Techniktochter eigentlich Standard sind. Hinzu kommen Probleme bei der hochkomplexen Integration. Piloten berichten davon, dass sie wegen der seltsamen Planungen nicht auf ihre Stundenzahl kommen.

Das Sortieren all der Einzelteile, aus denen Eurowings geformt wurde, scheint für den zuständigen Vorstand Thorsten Dirks und auch alle anderen Lufthanseaten eine „Mission Impossible“ zu sein. Seit Jahresbeginn ist etwa Detlef Kayser als Vorstandsmitglied für die Qualität der Flugbetriebe zuständig, nicht zuletzt um ein Verspätungs- und Ausfall-Chaos wie 2018 zu vermeiden. Doch glaubt man den Schilderungen des fliegenden Personals ist eine wirkliche Besserung bislang nicht zu sehen.

Vor allem in puncto Eurowings werden sich die Lufthansa-Vorstände am Montag wohl bohrende Fragen anhören müssen. Nach der Gewinnwarnung vom vergangenen Sonntag hatte Lufthansa bei Eurowings neue Sparmaßnahmen angekündigt, um den Ableger dann doch 2020 endlich aus den roten Zahlen zu bringen.

Doch wenige Tage später kündigte die Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO Streiks für Juli an. Die Begründung: Der Lufthansa-Ableger habe die Teile des letzten Tarifvertrags nicht umgesetzt. Überraschend: Auch die eigentlich mit der UFO verfeindete Gewerkschaft Verdi beklagt genau das.

Angesichts dessen fragen sich Analysten mittlerweile, wie Lufthansa bei Eurowings überhaupt weiter sparen will. „Auch wenn wir glauben, dass ein möglicher Streik einen begrenzten Einfluss auf das Ergebnis der Lufthansa Gruppe haben wird, so zeigt er doch die Schwierigkeiten, die die Gruppe haben könnte, die Kostenstruktur bei Eurowings zu verbessern“, warnt Daniel Röska von Bernstein Research. Ob Dirks, Kayser und Finanzchef Ulrik Svensson, die am Montag laut Plan zwischen 13.30 und 15 Uhr präsentieren sollen, die Zweifel nehmen können, ist offen.

Es wird zudem nicht der einzige Punkt bleiben, zu dem Svensson und Spohr Stellung beziehen müssen. Investoren stört seit längerem, dass Lufthansa zu wenig an „Cash“ aus dem Geschäft holt. Röska fürchtet, dass der sogenannte freie Cashflow – der Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft abzüglich der Sachinvestionen (Capex) – auch künftig zu gering sein wird, um die Aktionäre zufrieden zu stellen.

Das liege unter anderem an den großen Flugzeugbestellungen. Statt die Jets zu kaufen solle Lufthansa das Gerät besser mieten, wie es auch andere Airlines machen. Doch das wiederum ist nicht die DNA der „Hansa“, die ihre Flotte schon immer gekauft hat und daran offensichtlich nichts ändern will.

Röska blickt deshalb eher skeptisch auf den Montag. Die Inhalte dort seien wahrscheinlich nicht darauf ausgerichtet, all die Fragen zu beantworten. Dabei müsse das Management jetzt einen glaubwürdigen Weg aufzeigen, wie man aus der Strategie ökonomische Erfolge erzielen und so gleichzeitig das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen könne.

Gerade dieses Vertrauen brauchen Spohr und sein Team. Denn auch wenn die niedrige Bewertung an der Börse Lufthansa nicht umhauen wird, so ist sie doch Gift für Spohrs Plan, weiterhin der Konsolidierer in Europa zu sein. Größere Zukäufe sind bei einer Marktkapitalisierung von gerade noch sieben Milliarden Euro kaum umzusetzen. Eine deutliche kleinere Easyjet etwa wird von Investoren aktuell mit umgerechnet fast vier Milliarden Euro bewertet.

Hinzu kommt: Das Eurowings-Desaster hat auch das Vertrauen in die Akquisitionsfähigkeit von Lufthansa massiv beschädigt. Das wurde der Lufthansa-Spitze schon auf der Hauptversammlung Anfang Mai deutlich. Dort hatten gleich mehrere Aktionärsvertreter das Lufthansa-Management dazu aufgefordert, die Hände von weiteren Zukäufen zu lassen. Auf Spohr und seine Kollegen wartet also an diesem Montag viel Überzeugungsarbeit.

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